Unser Leben in der Heiligung wird in dieser Welt niemals vollkommen und fleckenlos werden, es befähigt uns aber dennoch, in einer gottgefälligen Weise zu denken, zu wollen und zu lieben.


Sie ist zu definieren als das gnädige Werk des Heiligen Geistes unter Einbeziehung unserer verantwortungsvollen Mitwirkung, durch welches er uns von der Befleckung der Sünde befreit, unsere gesamte Natur entsprechend dem Bild Gottes erneuert und uns dazu befähigt, ein ihm gefälliges Leben zu leben. Unser Leben in der Heiligung wird in dieser Welt niemals vollkommen und fleckenlos werden, und es hat auch kein besonderes Verdienst. Es befähigt uns aber dennoch, in einer gottgefälligen Weise zu denken, zu wollen und zu lieben.

Im AT haben wir das Wort qadosh zunächst in der Hauptbedeutung „getrennt oder abgesondert sein von anderen Dingen“, in späteren Texten auch im Sinne von „gerecht leben, gerecht reden und handeln, Barmherzigkeit lieben und demütig mit Gott wandeln“.

 

Ps 15,1-2: „Ein Psalm Davids. HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer in Unschuld wandelt und Gerechtigkeit übt und die Wahrheit redet von Herzen;“

Mi 6,8: „Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?“

 

Im NT haben wir das Wort hagios, in verschiedenem Sinn gebraucht, meist als Absonderung von den sündigen Wegen dieser Welt und Weihe zum Dienst für Gott. Wir sind in Christus gestorben und auferstanden, und wir werden in der Einheit mit Christus geheiligt. Wir werden auch als Gemeinde geheiligt. Wenn wir in Christus wachsen, dann wachsen wir zueinander hin. Christus hat nicht nur unsere Heiligung hervorgebracht, sondern er ist unsere Heiligung.

 

12.1 Heiligung durch die Wahrheit

Wir werden einerseits durch die Wahrheit geheiligt und müssen durch das Wort an Heiligkeit zunehmen.

 

Joh 17,17: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“

Rö 6,4-5: „Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein;“

Kol 3,1: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“

2Tim 3,16-17: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“

1Kor 1,30: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, …“

 

12.2 Heiligung durch den Glauben

Gleichermaßen werden wir durch Glauben geheiligt. Durch Glauben halten wir unsere Einsmachung mit Christus fest. Durch Glauben nehmen wir die Wahrheit an, dass die Sünde in Christus keine Verfügungsgewalt mehr über uns hat. Im Glauben ergreifen wir die Kraft des Heiligen Geistes, welche uns befähigt, die Werke des Fleisches im Tod zu halten, die Sünde zu überwinden und für Gott zu leben. Zu guter Letzt bringt unser Glaube auch die Frucht des Geistes zur Reife.

 

Apg 26,18: „… um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind!“

Rö 8,13: „Denn wenn ihr gemäß dem Fleisch lebt, so müsst ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet ihr leben.“

Gal 5,6+16+22-23: „…denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist. (…) Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen. (…) Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“

Eph 3,17: „… dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, …“

1Thess 1,3: „… indem wir unablässig gedenken an euer Werk im Glauben und eure Bemühung in der Liebe und euer standhaftes Ausharren in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater.“

1Joh 5,4: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“

 

12.3 Unser Ziel: Gott ähnlich werden

Die Heiligung verläuft nach dem Muster der Gottähnlichkeit. Da Jesus Christus das vollkommene Bild Gottes ist, können wir dieses Muster auch als Christusähnlichkeit bezeichnen. Das Bild Gottes im Menschen im engeren Sinne ging durch den Sündenfall verloren und muss wiederhergestellt werden. Obwohl diese Umgestaltung ganz das Werk des Heiligen Geistes ist, haben wir dennoch auch eine eigene Verantwortung darin.

 

1Mo 1,26-27: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“

Joh 13,14-15: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen; denn ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“

Joh 14,8-9: „Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns! Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater?“

2Kor 3,18: „Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.“

Hebr 1,3: „… dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“

Eph 4,32; 5,1-2: „Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Werdet nun Gottes Nachahmer als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, zu einem lieblichen Geruch für Gott.“

 

Gott selbst ist der Autor unserer Heiligung. Auch Christus wird so genannt, ebenso der Heilige Geist. Zu unserer Heiligung setzt Gott häufig auch Züchtigung, Leiden und Schmerzen ein.

 

Rö 12,1-2: „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst! Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch [in eurem Wesen] verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“

Eph 5,25-27: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.“

Phil 2,12-13: „Darum, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, verwirklicht eure Rettung mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“

 

Der Gläubige soll das ausarbeiten, was Gott in ihn hineingelegt hat, und zwar kontinuierlich während seines ganzen Lebens. Er soll den Garten Gottes in seinem Herzen und in seiner Umgebung kultivieren. Dies betrifft alle Lebensbereiche. Je mehr der Gläubige in der Heiligung lebt, desto mehr kann er sich der Kraft Gottes sicher sein.

 

1Thess 5,23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer ganzes [Wesen], der Geist, die Seele und der Leib, möge untadelig bewahrt werden bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus!“

2Thess 2,13: „Wir aber sind es Gott schuldig, allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang an zur Errettung erwählt hat in der Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, …“

Tit 2,14+3,5: „… der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun. (…) da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, …“

Hebr 12,10+14: „Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. (…) Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird!“

 

12.4 Augenblickliche bzw. definitive Heiligung

Die Heiligung ist in einer Hinsicht augenblicklich und definitiv. Die Gläubigen sind im Augenblick ihrer Neugeburt für Gott abgesondert (geheiligt), sie werden die Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes verbringen. Dies bedeutet natürlich nicht sündlose Vollkommenheit in diesem Leben. Christen müssen fortwährend gegen die Sünde kämpfen. Sie sind zwar grundsätzlich erneuert, jedoch noch nicht vollkommen.

 

Apg 26,18: „… um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind!

1Kor 1,2; 6,11b: „An die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, an die berufenen Heiligen, samt allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, sowohl bei ihnen als auch bei uns (…) ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes!

2Kor 5,17: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“

Kol 3,1+9-10: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. (…) Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat;“

 

12.5 Lebenslange Heiligung

In anderer Hinsicht ist die Heiligung ein lebenslanger Prozess, welcher Hand in Hand geht mit Glauben und Buße. Die Sünde ist immer noch da. Der Gläubige muss aktiv an seiner Heiligung mitarbeiten. Die Heiligung in diesem Sinn ist ein fortschreitendes Heranreifen der neuen Person, welche in der definitiven Heiligung erschaffen wurde.

 

1Kö 8,46: „Wenn sie gegen dich sündigen – denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt – und du über sie zornig bist und sie vor dem Feind dahingibst, sodass ihre Bezwinger sie gefangen wegführen in das Land des Feindes, es sei fern oder nah,“

Spr 20,9: „Wer kann sagen: Ich habe mein Herz geläutert, ich bin rein geworden von meiner Sünde?“

Rö 3,23: „Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, …“

2Kor 7,1: „Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“

Kol 3,3-5: „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist;“

1Joh 1,8: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“

 

Hinsichtlich des Gläubigen werden die Begriffe des alten Selbst oder des alten Menschen sowie die des neuen Selbst/Menschen gebraucht. Die Lehre, nach welcher der Gläubige zugleich ein alter und ein neuer Mensch ist, findet in der Bibel keine Unterstützung. Als wir durch die Wirkung des Heiligen Geistes von neuen geboren wurden, starb unser alter Mensch. Das alte Selbst ist ein für alle Mal abgetan oder ausgezogen (Kol 3,9: apekdusamenoi, Aorist), das neue Selbst ist ein für alle Mal angezogen (Kol 3,10: endusamenoi, Aorist). Es hat ein vollständiger Austausch stattgefunden. Die Epheserstelle verwendet erklärende Infinitive (apothesthai, ananeousthai, endysasthai), welche lediglich aussagen, dass die Epheser das getan hatten, was sie von Paulus gelehrt worden waren. Somit besteht kein Widerspruch zum Kolosserbrief (dieser Unterschied ist in der unten verwendeten Schlachter-Übersetzung jedoch nicht erkennbar). Die Epheser sollten nicht wie Ungläubige weiterleben, weil sie ja den alten Menschen abgelegt und den neuen angezogen hatten, wie sie es auch gelehrt worden waren.

 

Rö 6,6: „Wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, sodass wir der Sünde nicht mehr dienen;“

Kol 3,9-10: „Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen und den neuen (neos, also ganz neu geschaffen) angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat;

Eph 4,22+24: „… dass ihr, was den früheren Wandel betrifft, den alten Menschen abgelegt habt, der sich wegen der betrügerischen Begierden verderbte, (…) und den neuen (kainos, also erneuert) Menschen angezogen habt, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.“

 

Obwohl die Gläubigen als Personen neue Schöpfungen sind, bedürfen sie doch noch lebenslang der Erneuerung ihres Sinnes und müssen weiterhin die bösen Handlungen des Leibes in den Tod bringen. Der neue Mensch muss wachsen, das Glaubensleben ist ein ständiger Kampf gegen die Sünde.

 

1Kor 9,26-27: „So laufe ich nun nicht wie aufs Ungewisse; ich führe meinen Faustkampf nicht mit bloßen Luftstreichen, sondern ich bezwinge meinen Leib und beherrsche ihn, damit ich nicht anderen verkündige und selbst verwerflich werde.“

Gal 5,16: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen.“

Eph 6,11-13: „Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels; denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen]. Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt.“

Hebr 12,1+4: „Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, (…) Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde.“

 

Somit sind Gläubige ganz neue Menschen, denn der alte Mensch wurde mit Christus gekreuzigt. Der alte Mensch in seiner Ganzheit, der unter die Sünde rettungslos versklavt war, ist gestorben. Der Neue Mensch ist geboren, und er besitzt eine neue Natur, eine neue Wesensart, welche für Gott leben möchte und immer weiter erneuert werden muss. Was aber ebenso noch da ist, ist die Natur des alten Menschen, das alte Verhalten und die alte Wesensart. Gläubige sind neue Menschen mit einer neuen Natur, welche fortwährend erneuert wird, und sie haben dennoch weiterhin gegen die alte Natur zu kämpfen, welche dem alten gekreuzigten Menschen zu eigen war, und welche nach dem Tod des alten Menschen noch zurückgeblieben ist. Gläubige werden hin und wieder in Sünde fallen, aber sie leben nicht mehr unter der Verfügungsgewalt der Sünde. In der Kraft des Geistes sind sie jetzt fähig zu widerstehen, denn Gott wird einen Ausweg aus der Versuchung schaffen.

 

1Kor 10,13: „Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt.“

 

Die Frage des Perfektionismus hat die Gläubigen vielfach beschäftigt. Manche lehrten, dass Gläubige den Zustand vollständiger Heiligung erreichen könnten. Sie meinten damit entweder den Zustand der Erlösung von aller Rebellion oder auch den sogenannten zweiten Segen, eine Erfahrung, durch welche ein gerechtfertigter Gläubiger zu einem geheiligten Gläubigen werden könne. Manche verstanden unter vollständiger Heiligung auch die völlige Auslöschung der alten sündigen Natur oder die Fähigkeit eines Gläubigen zur völligen Vermeidung willentlicher Übertretung bekannter Gesetze. Unterbewusste Sünden würden dann vielleicht noch vorkommen, aber sie würden nicht ins Gewicht fallen. Paulus lehrt allerdings das Gegenteil (1Kor 4,4).

In der Bibel soll es demnach perfekte Menschen gegeben haben:

1Mo 6,9: „Dies ist die Geschichte Noahs: Noah, ein gerechter Mann, war untadelig unter seinen Zeitgenossen; Noah wandelte mit Gott.“
(widerlegt durch Noahs Trunkenheit in 1Mo 9)

Hiob (widerlegt in Hi 42,6)

Mt 5,48: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!“ (teleios bedeutet hier gereift, und nicht perfekt)

1Thess 5,23: „Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer ganzes [Wesen], der Geist, die Seele und der Leib, möge untadelig bewahrt werden bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus!“

1Joh 3,9: „Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde; denn Sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
(widerlegt durch 1Joh 1,8)

 

Alle diese Argumentationen schwächen die Definition der Sünde, denn sie sehen unbewusste Sünden als weniger schlimm an. Sie vermindern den Maßstab der Perfektion, da sie Perfektion eigentlich in imperfekter Weise definieren. Perfektion werden die Gläubigen erst in der Ewigkeit besitzen. Sie gehen von der falschen Voraussetzung aus, dass die alte fleischliche Natur in der völligen Heiligung schon auf dieser Erde ausgelöscht sei. Außerdem soll die völlige Heiligung ein zweites Werk der Gnade nach der Rechtfertigung sein, eine Annahme, welche ein grundlegend falsches Verständnis der Heilslehre offenbart. Die Argumentation wird in der Schrift vielfältig widerlegt.

Der Gläubige kann niemals beanspruchen, frei von Sünde zu sein:

1Kö 8,46: „Wenn sie gegen dich sündigen – denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt – und du über sie zornig bist und sie vor dem Feind dahingibst, …“

Ps 130,3: „Wenn du, o Herr, Sünden anrechnest, HERR, wer kann bestehen?“

Rö 3,23: „… denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, …“

1Joh 1,8: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“

 

Gläubige werden weiterhin Sünden bekennen und um Vergebung bitten:

Hi 42,6: „Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und in Asche!“

Ps 32,5: „Da bekannte ich dir meine Sünde und verbarg meine Schuld nicht; ich sprach: »Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen!« Da vergabst du mir meine Sündenschuld. (Sela.)“

Dan 9,15-16: „Nun aber, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast und dir einen Namen gemacht hast bis zum heutigen Tag: Wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. O Herr, lass doch um all deiner Gerechtigkeit willen deinen Zorn und Grimm sich abwenden von deiner Stadt Jerusalem, von deinem heiligen Berg! Denn wegen unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter ist Jerusalem und dein Volk allen seinen Nachbarn zum Gespött geworden.“

Mt 6,12: „Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.“

1Joh 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

 

Die alte und die neue Natur kämpfen weiterhin gegeneinander. Heiligung bedeutet Kampf:

2Kor 7,1: „Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“

Gal 5,16-17+24: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt. (…) Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten.“

Rö 6,11: „Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn!“

Phil 3,13-14: „Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“

1Pe 1,16: „Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!«“

 

12.6 Heiligung in Beziehung zum Gesetz

Die Heiligung steht in Beziehung zum Gesetz. Die Gläubigen sollten sich darum bemühen, gemäß dem Gesetz des Christus zu leben, in Liebe zu Gott und dem Nächsten die Gebote Christi zu halten und somit das Gesetz Christi zu erfüllen. Gehorsam gegenüber dem Gesetz und den Geboten, nicht aus Angst, verloren zu gehen, sondern aus Dankbarkeit für das Geschenk der Errettung.

 

Im Alten Testament

Ps 1,2: „… sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.“

Ps 19,8: „Das Gesetz des HERRN ist vollkommen, es erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig, es macht den Unverständigen weise.“

Ps 119,1-2: „Wohl denen, die im Weg untadelig sind, die wandeln nach dem Gesetz des HERRN! Wohl denen, die seine Zeugnisse bewahren, die ihn von ganzem Herzen suchen, …“ (alle 176 Verse sprechen vom Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes)

 

Im Neuen Testament

Mt 5,19: „Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel.“

Mt 22,39: „Und das zweite ist ihm vergleichbar: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«.“

Joh 13,34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.“

Weitere Verse: Joh 15,10-12; Rö 8,3-4; 1Kor 9,20-21; Jak 1,25; 1Joh 2,3-5; 5,3

 

Als Christen sollen wir ein Leben führen, das sich am Gesetz Gottes orientiert. Nicht ein rigoroses Gesetzesleben nach dem Buchstaben, sondern ein Leben im Geist, welcher die Christen dazu befähigt, auf dem Weg zwischen Gesetzlichkeit und Gesetzlosigkeit sicher zu wandeln. Das Gesetz ist somit eines der wichtigsten Werkzeuge durch welches der Herr uns heiligt.

Die Heiligung hat eine soziale Dimension im Leib Christi und gegenüber der Welt. Gegen Rassismus, Unterdrückung von Minderheiten, Vernichtung von wehrlosem Leben, schlechte Behandlung von Arbeitern und Armen. Für Umweltschutz, Erziehung, Bau von Schulen, Krankenversorgung, Altenversorgung.

 

3Mo 19,18: „Du sollst nicht Rache üben, noch Groll behalten gegen die Kinder deines Volkes, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Ich bin der HERR.“

Spr 14,31; 19,17: „Wer den Schwachen unterdrückt, der lästert seinen Schöpfer, wer Ihn aber ehren will, der erbarmt sich über den Armen. (…) Wer sich über den Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und Er wird ihm seine Wohltat vergelten.“

Mi 6,8: „Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: Was anders als Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott?“

Mt 5,13-16: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Lk 18,22: „Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“

Eph 4,12: „… zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus, …“

1Joh 4,20: „Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht?“

 

Das Etappenziel der Heiligung ist zunächst die Heiligung der Gläubigen hier auf der Erde.

 

Rö 8,17+29: „Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden. (…) Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“

Eph 5,27: „… damit er sie sich selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, sodass sie weder Flecken noch Runzeln noch etwas Ähnliches habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.“

Off 22,14-15: „Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen können. Draußen aber sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.“

 

Das große Endziel aller Wege Gottes in der Heiligung wird jedoch die Verherrlichung Gottes selbst sein.

 

Eph 1,4-6: „… wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe. Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten.“

Eph 2,7: „… damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus.“

Phil 1,9-11: „Und um das bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und allem Urteilsvermögen, damit ihr prüfen könnt, worauf es ankommt, sodass ihr lauter und ohne Anstoß seid bis auf den Tag des Christus, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus [gewirkt werden] zur Ehre und zum Lob Gottes.“

Off 5,13: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde ist, und was auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“