Altes Testament

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Das Buch Sacharja ist geistlich gesehen die Apokalypse des Alten Testamentes. Hier möchten wir den Versuch unternehmen, einen brauchbaren Schlüssel zum Verständnis dieses erstaunlichen Buches zur Verfügung zu stellen.


 

Einleitung

Zu allen Zeiten der christlichen Geschichte haben die Gläubigen beim Lesen der Bibel die übereinstimmende Erfahrung gemacht, dass sie gewisse Teile der Heiligen Schrift einfacher zu erfassen vermochten, während ihnen andere Abschnitte wesentlich schwieriger zugänglich waren. Das Buch Sacharja gehört mit Sicherheit zu denjenigen Bibelbüchern, mit welchen sowohl die einfachen Gläubigen als auch die Lehrer der christlichen Gemeinden am meisten zu ringen hatten. Während der Zeit der Reformation war die geistliche Botschaft dieses Buches unter den Christen allgemein viel bekannter als heute. Dennoch musste sogar Martin Luther sich ehrlich eingestehen, dass er insbesondere bei der Betrachtung des schwierigen vierzehnten Kapitels nicht zu einem klaren Verständnis gelangen konnte.

In der neuzeitlichen Geschichte der Christenheit sind weitere Deutungsansätze hervorgetreten, wobei sich sowohl die „rein geistlichen“ Deutungen als auch die „rein buchstäblichen“ Deutungen als nicht ganz zutreffend erwiesen haben. Angesichts der Komplexität des Buches Sacharja liegt die Wirklichkeit Gottes wie so oft in der Mitte zwischen den Extremen. Der „reine Buchstabe“ einerseits verfehlt die eigentliche Deutung, denn er wird der visionären und apokalyptischen Symbolsprache weiter Teile des Buches nicht gerecht. Der Geist des Herrn andererseits macht zwar alle Schrift lebendig, er wird jedoch niemals völlig in den himmlischen Sphären schweben und somit an der Lebensrealität der Gläubigen vorbeigehen. Die geistliche Botschaft des Wortes Gottes sprach und spricht zu allen Zeiten unmittelbar in das Leben der Gläubigen hinein, ohne dabei die ewige Herrlichkeit Gottes und seinen Heilsplan zu vernachlässigen. Die verschiedenen Bedeutungsebenen sind in den Büchern aller biblischen Propheten fest miteinander verwoben, und sie können niemals voneinander getrennt werden, ohne in einseitige und somit falsche Auslegungen einzumünden.

In unserem heutigen Schriftkanon wird das Buch Sacharja aufgrund seines etwas geringeren Umfangs von vierzehn Kapiteln der Gruppe der sogenannten „kleinen Propheten“ zugeordnet. Diese formale Einstufung wird dem geistlichen Inhalt des Buches allerdings nicht gerecht. Sacharja war der letzte wirklich große Prophet des Alten Testamentes. Er war sowohl mit der Geschichte seines Volkes als auch mit dem Inhalt aller prophetischen Bücher seiner Vorgänger bestens vertraut und bezog sich an verschiedenen Stellen seines Buches auf die Aussagen früherer Propheten Gottes. Sein Buch fasst gewissermaßen die prophetischen Aussagen des Alten Testamentes noch einmal abschließend zusammen, und es ist in seiner beeindruckenden Vorausschau auf den kommenden Messias Israels und der Welt in höchstem Maße mit der Person des Herrn Jesus Christus verbunden. Aus diesem Grund wird der Prophet Sacharja in den Evangelien und im weiteren Neuen Testament an entscheidenden Stellen vom Herrn selbst und von den Aposteln zitiert. Die Verbindung der Prophetie Sacharjas mit dem Werk des Herrn ist unauflöslich. Sie reicht bis in den ewigen Zustand hinein.

Der besondere Aspekt von Sacharja wird durch den Untertitel der vorliegenden Abhandlung ausgedrückt („Apokalypse bzw. Offenbarung des AT“). Wenn wir die Offenbarung im Neuen Testament betrachten, dann erkennen wir in ihr Gottes letztes prophetisches Wort an die Gemeinde der Gläubigen des neuen und ewigen Bundes. Wir erfahren wie Gott auf seinem Thron sitzt, wie der Herr Jesus Christus mit seinem Vater zusammen herrscht, wie er das versiegelte Buch der Pläne Gottes mit dieser Welt in der Hand hält und es öffnet. Wir lernen die Auswirkungen dieser Regierung des Herrn in unserer Welt kennen, und zwar betreffend die Zeit zwischen der Himmelfahrt Jesu Christi und seiner Wiederkunft zum Weltgericht am Ende. Diese Dinge werden uns in gewaltigen visionären Bildern veranschaulicht, welche Johannes von Gott gezeigt bekam. Wir alle kennen die apokalyptischen Reiter, die Siegel, die Posaunen, die Schalen, den geistlichen Tempel Gottes, die zwei Zeugen, die zwei Ölbäume und den Leuchter, die Buchrolle vom Himmel, die mächtigen Engel, und so weiter.

Wir erkennen zudem in der Offenbarung die Vorgänge in der unsichtbaren Welt. Wir haben jeden Tag mit den unsichtbaren feindlichen Mächten und mit der Allmacht unseres guten Gottes zu tun, obwohl wir sie mit unseren Augen nicht sehen. Alle Dinge, welche in unserem persönlichen Leben als Christen und in dieser Welt im Allgemeinen geschehen, können von uns nur deshalb wirklich verstanden werden, weil uns in der Offenbarung die unsichtbaren Mächte gezeigt werden, welche als Verursacher hinter den sichtbaren Ereignissen stehen.

Wir sehen schließlich im letzten Buch der Bibel den praktischen und geistlichen Zustand der neutestamentlichen Gemeinde Gottes auf der Erde, ihre Bedrängnisse und Verfolgungen im sichtbaren Bereich, aber auch Gottes Warnungen an die Verfolger und seine Gerichte über die Verfolger. Die Offenbarung ist das große Buch für den täglichen Wandel der in dieser Welt oftmals bedrängten und schwachen Christen des neutestamentlichen Gemeindezeitalters, welche ihren Weg durch die böse Welt gehen im ständigen Aufblick auf den verherrlichten und allmächtigen Herrn Jesus Christus, der alles in seiner Hand hat und ihnen am Ende den Sieg geben wird. Das letzte und endgültige Weltgericht bei der sichtbaren Wiederkunft Christi zur Erde sowie der endgültige Untergang der Feinde Gottes im unsichtbaren Bereich wird uns an verschiedenen Stellen des Buches aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt. In den beiden letzten Kapiteln erhalten wir schließlich noch einen Ausblick in die Ewigkeit des neuen Himmels und der neuen Erde, auf der die Gläubigen für immer wohnen werden.

Betrachten wir nun das Buch Sacharja, so finden wir darin genau dieselben Dinge, und zwar in beeindruckender Weise. Der erste Teil des Buches von Kapitel 1 bis 6 zeigt uns den praktischen und den geistlichen Zustand der schwachen und bedrängten alttestamentlichen Gemeinde Gottes zur Zeit Sacharjas. Es war dies der kümmerliche Überrest Israels, welcher aus Babylon zurückgekehrt war, und welcher inmitten einer Ruinenstadt mit einem zertrümmerten Tempel der hoffnungslosen weltlichen Übermacht des Perserreiches gegenüberstand. Gott redete zu dem Propheten Sacharja ebenso wie zu Johannes in mächtiger visionärer Bildersprache. Wir sehen den Messias als König und Hohepriester auf dem Thron, wir sehen zweimal die göttlichen Reiter, wir sehen starke Engel, den geistlichen Tempel Gottes, die Macht der Sünde und ihr Ende, die zwei Zeugen, die fliegende Schriftrolle. Gott zeigt seinem Propheten, dass er der schwachen und bedrängten Gemeinde der Rückkehrer aus Babylon den Sieg gegen die weltliche Übermacht geben wird.

Im zweiten Teil des Buches, welcher die Kapitel 7 und 8 umfasst, geht Gott auf den schwachen geistlichen und praktischen Zustand des Volkes noch etwas näher ein und erteilt ernste Ermahnungen, wiederum verbunden mit der Verheißung des Untergangs der damaligen äußeren Feinde. Wir finden ähnliche Dinge vor allem in den ersten drei Kapiteln der Offenbarung in Bezug auf die neutestamentliche Gemeinde.

Im dritten Teil des Buches, welcher die Kapitel 9 bis 14 umfasst, finden wir zwar keine Visionen des Propheten mehr, dafür aber beeindruckende Wortprophetien. Gott bereitet hier seine alttestamentliche Gemeinde in allen Einzelheiten auf das Kommen des Messias vor, auf sein Werk, auf seinen Tod und seine Auferstehung, sowie auf den Beginn der ewigen geistlichen Segnungen des Gemeindezeitalters und der darauf folgenden neuen Ordnung. Das Reich Gottes wird zunächst in seinem geistlichen Charakter geschildert, so wie es der Herr selbst während seines irdischen Dienstes ankündigte. In seiner Auferstehung wurde dieses Reich errichtet, welches geistlich und nicht von dieser Welt ist. Im vierzehnten Kapitel gibt Sacharja schließlich in Übereinstimmung mit dem Ende der Offenbarung einen Ausblick auf das sichtbare zweite Kommen des Herrn zur Rettung seiner Gemeinde in der Zukunft und zur Aufrichtung seines ewig sichtbaren Reiches in Herrlichkeit unter dem neuen Himmel und auf der neuen Erde. Im Kanon der Schrift folgt danach nur noch das Buch Maleachi, welches auf den Wandel der damaligen alttestamentlichen Gläubigen in Erwartung des Messias abzielte und die nach etwa 400 Jahren bevorstehende erste Ankunft des Herrn im Land Israel und im Tempel Jerusalems ankündigte.

Das Buch Sacharja ist geistlich gesehen die Apokalypse des Alten Testamentes. Im Rahmen der nachfolgenden Betrachtung möchten wir den Versuch unternehmen, einen brauchbaren Schlüssel zum Verständnis dieses erstaunlichen Buches zur Verfügung zu stellen. Es wird hierbei natürlich nicht möglich sein, alle Aspekte bis in die Einzelheiten zu erörtern. Das ist so auch nicht beabsichtigt. Ebenso wird es nicht das Ziel sein, einen umfassenden Kommentar zum Buch Sacharja zu verfassen. Der/die interessierte Leser/in findet am Ende des Textes ein Literaturverzeichnis. Leider sind alle angegebenen Textquellen in englischer Sprache geschrieben, da nach aktuellem Kenntnisstand des Schreibers (2016) derzeit kein deutschsprachiger Kommentar verfügbar ist, welcher die im Text genannten Aspekte auch nur annähernd beschreiben würde. Die vorliegende Abhandlung orientiert sich hierbei in ihrer Grundstruktur an dem ausgezeichneten Kommentar des Amerikaners Richard Phillips aus dem Jahr 2007. An zahlreichen Stellen werden eigene Gedanken und Ausführungen des Schreibers hinzugefügt. So möchten wir nun zunächst einen kurzen Blick auf das Leben des Propheten Sacharja werfen, um nachfolgend die wesentlichen Inhalte seines Buches kapitelweise zu erörtern. Möge der Herr Jesus Christus unsere bescheidenen Bemühungen zum Segen für unsere Glaubensgeschwister im deutschsprachigen Raum gebrauchen. Alle Ehre gebührt nur ihm allein.

 

 

Eine kurzgefasste Biographie Sacharjas

Gemäß Kapitel 1,1 war Sacharja („der Herr gedenkt“) der Sohn Berechjas (Barachias), des Sohnes Iddos. Er wurde während der Gefangenschaft in Babylon geboren und kam entweder als Kind oder als Jugendlicher – zusammen mit den Rückkehrern unter Josua und Serubbabel – nach Jerusalem. Sein prophetischer Dienst begann im zweiten Jahr des Perserkönigs Darius. Im achten Monat dieses Jahres wurde er von Gott berufen und erhielt eine erste Botschaft für das Volk (Sach 1,1-6).[1] Am 24. Tag des elften Monats in diesem Jahr 438 v.Chr. nach korrekter biblischer Zählung Daniels erhielt er innerhalb einer Nacht insgesamt acht Visionen, welche in den ersten sechs Kapiteln des Buches beschrieben sind.

 

Sach 1,7: „Am vierundzwanzigsten Tag des elften Monats – das ist der Monat Sebat -, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, folgendermaßen:“

 

Zu gleicher Zeit war der Prophet Haggai aktiv, und auch er beschäftigte sich in seinem Buch mit der Verzögerung des Tempelbaues in Jerusalem. Seine Prophetien kamen am 1. Tag des sechsten Monats, am 21. Tag des siebten Monats und zweimalig am 24. Tag des neunten Monats in demselben Jahr 438 v.Chr. zu dem Volk der Rückkehrer unter Josua und Serubbabel.

 

Hag 1,1: „Im zweiten Jahr des Königs Darius, am ersten Tag des sechsten Monats, erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an Jeschua, den Sohn Jozadaks, den Hohenpriester, folgendermaßen:“

Hag 2,1: „Am einundzwanzigsten Tag des siebten Monats erging das Wort des HERRN durch den Propheten Haggai folgendermaßen:“

Hag 2,10: „Am vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an den Propheten Haggai folgendermaßen:

Hag 2,20: „Und das Wort des HERRN erging zum zweiten Mal an Haggai am vierundzwanzigsten Tag des Monats, folgendermaßen:“

 

Nachdem der Tempelbau aufgrund von äußeren Widerständen sowie Mutlosigkeit und Glaubensschwäche im Volk bereits unter Kyros in einem sehr frühen Stadium für eine Zeit von 16 Jahren zum Stillstand gekommen war, wurde er nunmehr nach dem Befehl des Königs Darius sowie infolge der Prophetien Sacharjas und Haggais (der seinen Dienst im selben Jahr begann) wieder aufgenommen. Der Grundstein des Tempels war am vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats im Jahr 454 v.Chr. gelegt worden (siehe 2,18 und vergleiche mit Esra 3, 9 und Esra 4,8-10). Der Bau wurde nun wieder fortgesetzt und innerhalb von 4 Jahren bis zum dritten Tag des Monats Adar im sechsten Jahr des Darius Hystaspis vollendet, also im Jahr 434 v.Chr.

 

Esra 5,1: „Die Propheten aber, der Prophet Haggai und Sacharja, der Sohn Iddos, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem lebten; im Namen des Gottes Israels weissagten sie ihnen.“

Hag 2,18: „So achtet nun aufmerksam darauf, von diesem Tag an und weiterhin, vom vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats an, von dem Tag an, da der Grundstein zum Tempel des HERRN gelegt worden ist, achtet darauf!“

Esra 6,15: „Sie vollendeten aber dieses Haus am dritten Tag des Monats Adar, das war im sechsten Jahr der Regierung des Königs Darius.“

 

Die zweite Prophetie Sacharjas kam während des Tempelbaus in Jerusalem, und zwar am 4. Tag des neunten Monats (Kislev) im vierten Jahr des Darius, also im Jahr 436 v.Chr. Sie umfasst die Kapitel 7 und 8 des Buches Sacharja und somit den zweiten Teil. Der Inhalt der Prophetie wird bei der Besprechung der beiden Kapitel näher erläutert.

Im weiteren Verlauf seines Lebens sehen wir Sacharja unter der Hohepriesterschaft Jojakims, des direkten Nachfolgers Josuas, als das Haupt der Priesterfamilie von Iddo. Sein Vater Berechja musste wohl jung gestorben sein, so dass Sacharja die Verantwortung des Familienoberhauptes übertragen worden war.

 

Neh 12,12+16: „Und zu den Zeiten Jojakims waren folgende Priester Familienhäupter: von Seraja: Meraja, von Jeremia: Hananja; (…) von Iddo: Secharja, von Ginneton: Meschullam;“

 

Danach muss eine unbestimmte Zeitspanne von etlichen Jahren bis zum Beginn der letzten Prophetien Sacharjas vergangen sein. Diese letzten Prophetien, welche den dritten Teil des Buches von Kapitel 9 bis Kapitel 14 umfassen, sind zwar nicht datiert, sie müssen aber dennoch wesentlich später als die Prophetien der beiden ersten Teile des Buches gegeben worden sein. Das ist daran zu erkennen, dass der nunmehr alte Prophet nicht mehr zu Leuten aus der Gründergeneration um Josua und Serubbabel redet. Diese Namen kommen nicht mehr vor. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich erneuter Unglaube und Abfall im Volk breitgemacht hat, und dass das Volk vom Propheten als eine Herde von Schafen gesehen wird, welche mit der Zeit in die Hände von bösen Hirten und Verkäufern (geistlichen und politischen Führern) geraten ist. Sacharja legt sich offen mit diesen bösen Hirten an, setzt drei von ihnen ab und wird für eine Zeit selbst mit dem Hirtendienst über das Volk betraut. Er redet zu dem Volk über das Kommen des großen Hirten, des Messias, der sein Leben für die Schafe geben würde und ein neues Reich aufrichten würde in Frieden und Gerechtigkeit. So wie der damals noch zukünftige große Hirte selbst abgelehnt werden würde, so wird auch der Prophet in seiner eigenen Zeit letztlich abgelehnt. Der Herr selbst redet darüber, dass Sacharja der letzte Prophet in Israel war, der vom Volk und von seinen Anführern umgebracht wurde.

 

Mt 23,35: „… damit über euch alles gerechte Blut kommt, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt.“

 

Der Herr spricht an dieser Stelle ausdrücklich über unseren Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, um seine Person eindeutig zu identifizieren. Das Alte Testament redet nämlich in 2Chr 24,20 noch über einen anderen Priester Sacharja, den Sohn Jojadas, welcher unter der Königsherrschaft von Joas auf dessen Befehl hin im Vorhof des Tempels gesteinigt wurde. Dieses Ereignis geschah in der Geschichte Israels etwa 250 Jahre früher, lange Zeit vor der babylonischen Gefangenschaft des Volkes. Der betreffende Priester Sacharja, der Sohn Jojadas, sollte daher keinesfalls mit unserem Propheten Sacharja, dem Sohn Berechjas verwechselt werden. Liberale Ausleger der Bibel sind in Einzelfällen sogar so weit gegangen, dem Herrn hier einen Irrtum zu unterstellen. Wir sollten jedoch als Gläubige das geschriebene Wort Gottes vorbehaltlos anerkennen. Der Herr selbst hat den Propheten Sacharja eindeutig identifiziert. Sein Leben kam zu einem gewaltsamen Ende von der Hand seines eigenen Volkes.

 

 

Auslegungsprinzipien alttestamentlicher Prophetie

Bevor wir uns den Einzelheiten des Textes zuwenden können, wollen wir zunächst noch einige grundlegende Prinzipien für die Auslegung von Prophetie ansprechen. Diese Prinzipien werden uns auf jeder Seite des Buches Sacharja begegnen, denn sie sind universell gültig für die Auslegung aller alttestamentlichen Prophetenbücher. Bei der Auslegung einzelner Textpassagen werden wir dann lediglich noch kurz an sie erinnern, ohne eine neue Grundsatzerklärung dazu abgeben zu müssen.

Erstens: Die Bedeutung des Wortes „prophetein“ ist „reden anstelle eines Anderen oder für einen Anderen“. Ein Prophet ist also ein Mensch, der das Wort eines Anderen an dessen Stelle oder in dessen Auftrag verkündet. So wie in der Bibel die falschen Propheten im Namen des Feindes dessen irreführende Worte und falsche Botschaften verkündigten, so verkündigten die echten Propheten Gottes das wirkliche Gotteswort. Oftmals standen sie dabei als kleine Gruppe oder sogar als Einzelpersonen vor einer zahlenmäßigen Übermacht. Nur selten wurden sie respektiert. Meist wurden sie hart angegriffen, ja sogar verfolgt und umgebracht. Es war zur Zeit des Alten Testamentes keine Leichtigkeit, ein Prophet Gottes zu sein, sondern es war ein sehr schwerer Dienst.

Zweitens: Im Alten Testament gab es handelnde, redende und schreibende Propheten, welche entweder im Auftrag Gottes gewisse Symbolhandlungen durchzuführen hatten, gewisse Worte verkündigten, Visionen empfingen und/oder die Bücher der Heiligen Schrift für die Nachwelt verfassten. Die Propheten handelten, redeten oder schrieben ihre Bücher unter der unmittelbaren Einwirkung des Heiligen Geistes, welcher sie antrieb und ihnen ihre Handlungsanweisungen erteilte, sowie ihnen ihre Visionen oder Wortprophetien eingab. Dabei wussten die Propheten nicht immer genau, was ihre eigenen Worte letztlich beinhalteten, sondern sie fragten sich oftmals, zu welcher Zeit und auf welche Art und Weise die Erfüllung kommen sollte. Manche Erfüllungen ihrer Prophetien durften sie zwar erleben, aber große Teile lagen in der näheren oder ferneren Zukunft. Ebenso waren sie sich oftmals nicht dessen bewusst, dass ihre Prophetien einmal als Teile der gesamten Heiligen Schrift in engem Zusammenhang stehen würden. Sie waren ja meist in ihrem eigenen Wirken durch Raum und Zeit voneinander getrennt. Alle schreibenden Propheten von Samuel an bis Maleachi haben ausführlich über den Messias Israels und der Welt sowie über die Gemeinde der Gläubigen des neuen Bundes geschrieben. Sie waren sich zwar dessen meist nicht klar bewusst, haben es aber dennoch getan, so wie es das Neue Testament ausdrücklich sagt. Es ist daher keinesfalls so, dass die Gemeinde des Neuen Testamentes im Alten Testament nicht erwähnt wird.

 

Apg 3,18-24: „Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, dass nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt. So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat. Denn Mose hat zu den Vätern gesagt: »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird«. Und es wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk. Und alle Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele geredet haben, sie haben auch diese Tage im Voraus angekündigt.“

1Petr 1,10-12: „Wegen dieser Errettung haben die Propheten gesucht und nachgeforscht, die von der euch zuteilgewordenen Gnade geweissagt haben. Sie haben nachgeforscht, auf welche und was für eine Zeit der Geist des Christus in ihnen hindeutete, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgenden Herrlichkeiten zuvor bezeugte. Ihnen wurde geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern uns dienten mit dem, was euch jetzt bekannt gemacht worden ist durch diejenigen, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde – Dinge, in welche auch die Engel hineinzuschauen begehren.“

2Pe 1,20-21: „Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet.“

 

Drittens: Alle damaligen Propheten standen zu ihrer Zeit fest auf dem Boden der Realität. Gott berief sie aus der konkreten Situation ihres eigenen Lebens heraus zum Dienst. Die Berufung der Propheten war teilweise dramatisch wie etwa bei Jesaja, Jeremia oder Hesekiel, welche zunächst ihren Gott in seiner ganzen Herrlichkeit kennenlernen mussten, bevor sie dazu in die Lage versetzt wurden, ihren Dienst tun zu können. In ihren Prophetien hatten sie zunächst die konkreten Umstände im Volk Gottes und in der Welt zu analysieren und danach das Handeln Gottes in Bezug auf diese Umstände zu verkünden. Diese Verkündigung stieß meist auf Unverständnis und heftigen Widerstand der Zuhörer, denn sie deckte grobe Mängel im Leben des Volkes Gottes auf. Gott selbst legitimierte seine Propheten dadurch, dass er ihnen Prophetien für die nähere Zukunft gab, welche sich dann auch vor den Augen des Volkes erfüllten. Infolge dieser Erfüllungen hatten die Propheten gottgegebene Autorität und konnten in einem weiteren Schritt Prophetien verkündigen, welche zum Teil weit in die Zukunft des Volkes und weit über ihr eigenes Leben hinausreichten. Diese Prophetien wurden dann von den gläubigen Menschen im Volk angenommen, und ihre Erfüllung als Wort Gottes wurde über Generationen hinweg treu erwartet.

Viertens: Aus dem bisher Gesagten folgt unmittelbar, dass die Prophetien des Alten Testamentes verschiedene Deutungsebenen aufweisen, welche von der Zeit ihrer Entstehung bis in unsere eigene Zeit hinein anwendbar geblieben sind. Wir können heute auf die Jahrtausende zurückschauen. Wir kennen historische Hintergründe der Prophetien, und wir können auch auf erfüllte Prophetien in der Geschichte zurückschauen. Vieles davon wird uns im Buch Sacharja begegnen. Andererseits ist es auch so, dass die Prophetien Gottes nicht nur in der Zeit des jeweiligen Propheten verankert waren, sondern dass sie oftmals in ihren Aussagen Zeit und Raum transzendieren. Manchmal hat genau die gleiche Prophetie, welche in der Zeit des jeweiligen Propheten ganz konkret gültig war, eine ebenso konkrete Gültigkeit für uns heute. Dies betrifft sowohl Aspekte der christlichen Lehre als auch praktische Aspekte unseres täglichen Wandels im Glauben und unserer täglichen äußeren Umstände. Sehr zu beachten ist natürlich auch die heilsgeschichtliche Bedeutung zahlreicher alttestamentlicher Prophetien. Dies betrifft in besonderer Weise den Propheten Sacharja, welcher über den Heilsplan Gottes im Alten Testament bis zur ersten Ankunft des Messias in Israel ebenso geredet hat wie über einige genauere Umstände des Todes und der Auferstehung des Herrn, die Gründung der Gemeinde des Neuen Testamentes mit geistlichen Segnungen infolge dieses Werkes, die letzten Drangsale der Gemeinde, die zweite Ankunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit, das Endgericht über die alte Erde und über die Feinde, sowie über den ewigen Zustand.

Fünftens: Wenn wir nun ganz konkret an den Text herangehen, dann werden wir historische Ereignisse, Visionen und Wortprophetien betrachten. Alle diese Dinge werden in gewissen Aspekten unmittelbar in der historischen Realität Sacharjas und des Volkes seiner Zeit eingebettet sein, sie werden unmittelbar auf die damals bestehenden Umstände und Probleme eingehen. Andererseits wird es so sein, dass dieselben Visionen und Wortprophetien wichtige Aspekte unserer heutigen Glaubenslehre ebenso betreffen werden wie konkrete praktische Anwendungen auf unser heutiges Christenleben. Zuletzt wird es auch so sein, dass wir in fast jedem Kapitel deutliche Hinweise auf den Heilsplan Gottes finden werden, auf das erste Kommen des Herrn Jesus Christus, auf seinen Tod und seine Auferstehung, auf die Gemeinde der Gläubigen des Neuen Testamentes, auf das zweite Kommen des Herrn und auf den ewigen Zustand des Endes. Ich werde mich nachfolgend bemühen, diese Deutungsebenen in möglichst kurzen und verständlichen Worten miteinander zu verknüpfen, ohne dabei in allzu ausufernde, verwirrende oder kontroverse Detailstreitereien zu verfallen. Und nun los.

 

 

Erstes Kapitel

Die ersten beiden Kapitel des Buches umfassen zusammengenommen 34 Verse. In einigen Übersetzungen (z.B. KJV und Elberfelder) hat das erste Kapitel 21 Verse, das zweite Kapitel 13 Verse. In der Schlachterbibel 2000 haben beide Kapitel jeweils 17 Verse. Da wir die Verse aus der Schlachterbibel zitieren, werden wir auch der dortigen Verszählung folgen, was jedoch keinen Einfluss auf die Interpretation haben wird.

 

Erster Abschnitt: Verse 1-6

Der Prophet wird im achten Monat des zweiten Jahres des Darius zum Dienst berufen. Gott gibt ihm eine ernste Ermahnung zur Umkehr, welche er dem Volk mitzuteilen hat. Der Prophet hört, warum Gott einst zornig war und die Gefangenschaft über das Volk brachte. Es war wegen der Unbußfertigkeit und der Gottlosigkeit der Väter. Auch andere Propheten, insbesondere natürlich Jeremia und Hesekiel, hatten in jener Zeit das Volk gewarnt und mussten letztlich das Gericht ankündigen. Gott hatte jedoch nicht nur Gericht angekündigt, sondern auch die darauf folgende Gnade nach 70 Jahren Gefangenschaft. Sacharja kennt das Buch Jesaja, welches das Kommen des Königs Kyros vorhergesagt hatte, dazu das Buch Jeremia, welcher die Zerstörung Jerusalems ebenso vorhergesagt hatte wie die Rückkehr nach 70 Jahren Gefangenschaft in Babylonien (Jer 29,10-14). Auch das zur damaligen Zeit erst wenige Jahre alte Buch Daniel, in welchem Gott über das Kommen des Messias genau 483 Jahre nach dem Erlass des Kyros sowie über den Tod des Messias und die nachfolgende endgültige Zerstörung der Stadt und die weltweite Zerstreuung der Nation redete, ist ihm bekannt.

Sacharja weiß, an welchem Punkt der Geschichte Israels er steht. Der Erlass des Kyros liegt fast 20 Jahre zurück. Der Tempelbau ist nach kurzer Zeit schon wieder zum Erliegen gekommen, und es ist seit 16 Jahren nichts geschehen. Stattdessen hat das Volk sich unter dem Druck der äußeren Umstände ins Privatleben zurückgezogen und nur noch an seinen eigenen Häusern gebaut. Zwei Monate zuvor hat Gott durch den Propheten Haggai gesprochen, und nun muss Sacharja eine ähnliche Botschaft weitergeben. Der Kern dieser Botschaft ist die echte Umkehr zu Gott, und zwar sowohl für das Volk als Ganzes und dessen Anführer Josua und Serubbabel, als auch für jeden einzelnen Israeliten. Sacharja muss es laut herausrufen: „Gott hat Verheißungen gegeben, und er wird diese Verheißungen auch restlos erfüllen. Es wird zwar noch etwas dauern, aber Ihr müsst heute umkehren, glauben und beginnen! Der Beginn der Wiederherstellung Jerusalems und des Tempels ist zuerst einmal der Beginn eures Glaubens! Kehrt um zu eurem Gott, glaubt an sein Wort und arbeitet! Gott wird sich von euch finden lassen, wenn ihr Ihn ehrlich sucht! Er wird euch hindurchhelfen!“

Die Anwendung dieses Prophetenwortes auf unsere eigene Generation ist nicht allzu schwierig. Wie sieht es in Deinem und in meinem Glaubensleben aus, lieber Bruder / liebe Schwester? Haben wir mit Sünden zu ringen? Haben die schönen Dinge dieses Lebens so sehr unser Herz vereinnahmt, dass wir darin hängengeblieben sind? Oder ist es so, dass wir zwar dem Herrn dienen möchten, aber dennoch einer schier aussichtslosen Übermacht von äußeren Feinden, Anfechtungen oder schweren Umständen gegenüberstehen, welche uns erdrücken? Es mag sein, dass alle unsere Feinde sehr mächtig geworden sind, aber unser Herr Jesus Christus ist allmächtig! Er hat uns die Verheißung des ewigen Lebens mit Ihm selbst in der neuen Schöpfung gegeben. Dort wird seine Gemeinde in vollkommener Verherrlichung und Vollendung mit ihm leben. Wir gehören schon jetzt unwiderruflich und unverlierbar dazu, und es ist uns aufgetragen, in dieser Zeit an der Fertigstellung des Werkes der Errettung mitzuarbeiten. Lassen wir uns nicht entmutigen! Kehren wir von Herzen um zu dem Herrn Jesus und zu dem Vater im Himmel. Seine Gnade ist jeden Morgen neu. Wir werden Hilfe und Schutz finden, bis das Werk getan ist!

 

Jes 46,10: „Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen.”

Klgl 3,22-23: „Gnadenbeweise des HERRN sind's, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß!“

Phil 1,6: „… weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.“

Hebr 12,1-3: „Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat. Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert!“

Off 3,12-13: „Wer überwindet, den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt von meinem Gott aus, und meinen neuen Namen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

 

Zweiter Abschnitt: Verse 7-17

Hier beginnt der visionäre Teil des Buches. Sacharja erhält am 24. Tag des elften Monats, also etwa drei Monate später, seine acht nächtlichen Visionen. Die meisten Ausleger gehen davon aus, dass sich alle acht Visionen innerhalb einer einzigen Nacht ereigneten. Diese Annahme passt sehr gut zu der Tatsache, dass sowohl bei Haggai als auch bei Sacharja die Prophetien gewissermaßen „Schlag auf Schlag“ kamen. Gott handelte in Anbetracht der schwierigen Situation gewissermaßen im Minutentakt, um das schlafende Volk aufzuwecken und das Werk der Wiederherstellung in Gang zu bringen.

Alle acht Visionen sind als eine Einheit zu sehen, durch welche Gott sich mit allen verschiedenen Aspekten der Situation seines Volkes befasst. Es geht in der ersten Vision vor allem um die Reiter Gottes, welche Ihm über alles Bericht erstatten. Die zweite Vision handelt von der Niederschlagung der Feinde durch Gottes Macht. Die dritte Vision beschäftigt sich mit der Wiederherstellung des irdischen sowie mit dem Bau des geistlichen Jerusalem. In der vierten Vision geht es um die Rechtfertigung, Reinigung und Heiligung des Volkes im Bild des Hohenpriesters Josua, auch vorausblickend auf das Werk des Herrn. Die fünfte Vision beschreibt den Bau des irdischen Tempels Jerusalems zur Zeit des Propheten und des geistlichen Tempels Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes auf der Grundlage des Erlösungswerkes. Die sechste Vision behandelt die Bedeutung des Gesetzes Gottes und seine Wirksamkeit. Die siebte Vision beschäftigt sich mit dem Problem der Sünde und seiner endgültigen Lösung. Die achte Vision kehrt unter etwas veränderten Vorzeichen wieder zu den Reiterheeren Gottes zurück und schließt somit in Bezug auf die erste Vision den Kreis der Offenbarungen. Alle diese Visionen haben auch eine Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben.

Die visionäre oder apokalyptische Sprache der nun folgenden Abschnitte steht in engem Zusammenhang mit der Sprache in Teilen der Bücher Jeremia, Hesekiel und Daniel sowie in der Offenbarung. Gott benutzt diese Sprache immer dann, wenn er seinem bedrängten und äußerlich schwachen Volk auf der Erde die wahren Machtverhältnisse, seine unfehlbaren Pläne und seine eigene Allmacht im unsichtbaren Bereich aufzeigen möchte. Gott gibt seinem bedrängten Volk Trost und Hoffnung. Er zeigt diesem Volk, dass es im unsichtbaren Bereich ganz anders aussieht, als es im sichtbaren Bereich den Anschein hat. Das gilt für das Volk Gottes im Neuen Testament (Offenbarung), und es galt genauso für das Volk Gottes im Alten Testament (Jeremia, Hesekiel, Daniel, Sacharja). Wir wollen nun möglichst kurz die Einzelteile der Visionen und ihre nach Ansicht des Schreibers beste Deutung angeben. Bei allen acht Visionen wird ähnlich verfahren, um das Volumen des vorliegenden Textes nicht allzu sehr aufzublähen.

Die erste Vision umfasst die Verse 7-17. Sie beinhaltet einen Reiter auf einem roten Pferd, die Myrten, den Talgrund und die übrigen Pferde: rötliche, fuchsrote und weiße. Auf diesen anderen Pferden sitzen ebenfalls Reiter, welche im Verlauf der Vision dem Reiter auf dem roten Pferd Bericht erstatten. Insgesamt sehen wir hier ein Bild der himmlischen Heerscharen Gottes, welche im Auftrag des Herrn (des Engels des Herrn auf dem roten Pferd in Vers 11) die ganze Erde durchstreifen und ihm über jede Einzelheit genau Bericht erstatten. Gott ist der Herr der ganzen Erde, er ist allgegenwärtig, souverän, allmächtig und allwissend. Der Talgrund wird von manchen Auslegern als die Niederungen des irdischen Bereichs gedeutet, in welchen der Herr auch herabgestiegen ist, um sein Blut zu geben (die rote Farbe seines Pferdes). Die Myrten werden nach Stellen wie Jes 55,13 oder Neh 8,15 (dort Bestandteil der Laubhütten) so gedeutet, dass sie von Gottes rettender bzw. wiederherstellender Gnade sowie von seiner Bündnistreue in der Gemeinschaft mit seinem Volk reden. Gott wird durch seinen Erlöser den ewigen Bund errichten, den kein Mensch mehr brechen kann.[2] Die übrigen Reiter scheinen in den Farben ihrer Pferde wohl am ehesten eine himmlische Rangordnung in den Heerscharen Gottes zu symbolisieren. Sie sind nicht schwer bewaffnet, sondern stellen lediglich eine leichte Kavallerie Gottes dar, welche in der Zeit Sacharjas als Aufklärungstruppen oder Kundschafter verstanden werden mussten. Gottes Engel sind überall anwesend, sie erstatten dem Herrn Bericht über jeden Winkel der Schöpfung. Sie sind auch in allen unseren Umständen bei uns und helfen uns. Sie stehen unter der Befehlsgewalt des Herrn selbst, des Herrn der Heerscharen, und zwar im Alten und Neuen Testament.

 

Jos 5,14: „Er aber sprach: Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN; jetzt bin ich gekommen! Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und betete an und sprach zu ihm: Was redet mein Herr zu seinem Knecht?“

Jes 6,1: „Im Todesjahr des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Säume erfüllten den Tempel.“ und Joh 12,41 „Dies sprach Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.“

Mt 26,53: „Oder meinst du, ich könnte nicht jetzt meinen Vater bitten, und er würde mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken?“

Hebr 1,14: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?“

 

Der Bericht der Kundschafter ist für Sacharja selbst zunächst nicht ermutigend, denn sie sagen, dass die ganze Erde still und ruhig ist. Allen mächtigen Feinden Gottes geht es gut, die Könige der großen Reiche, vor allem natürlich Darius, sitzen fest im Sattel. Sacharja und sein armseliges Volk von wenigen Zehntausend Leuten sitzen einsam und scheinbar verloren inmitten dieser gewaltigen Übermacht. Vor ihren Augen liegt eine Ruinenstadt mit den jahrzehntealten Trümmern eines Tempelgebäudes. In diesem Augenblick wird der Engel des Herrn auf dem roten Pferd selbst zum Fürsprecher der Nation bei Gott, denn er schaltet sich mit einem Gebet zu Gott in das Geschehen ein (Vers 12). Der Herr selbst tritt vor dem Vater für die Seinen ein, und auch wir sollen in allen Lagen zu dem Vater flehen und ihm alles sagen. Auch wir befinden uns als Glieder der Gemeinde Gottes in dieser Welt und sind nach äußerlichen Maßstäben dieser Welt weitgehend machtlos. Gott ist aber mit uns, und er wird uns beistehen, wenn wir ihn anrufen.

 

Phil 4,6-7: „Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“

1Tim 2,5-6: „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. [Das ist] das Zeugnis zur rechten Zeit, …“

Hebr 7,25: „Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er für immer lebt, um für sie einzutreten.“

 

Gottes Reaktion ist eine Reaktion der Gnade und des Erbarmens, welche er dem Volk anbietet. Gott bekundet seinen heftigen Zorn gegenüber diesen selbstsicheren Nationen, er sagt dem Propheten mit völliger Sicherheit zu, dass der Wiederaufbau der Stadt und des Tempels unter seinem (Gottes) eigenem Schutz vollendet werden wird. Diese Zusage war eine gewaltige Ermutigung für den Propheten und das Volk, die kleinen Anfänge dieses großen Werkes in Angriff zu nehmen. Die Prophetie hat sich zunächst in der Zeit von Sacharja bis zum Kommen des Herrn Jesus eindrucksvoll erfüllt. Zur Zeit des Herrn war Jerusalem wieder eine große Stadt mit einem mächtigen Tempelgebäude geworden. Aber es gibt noch mehr: Gott hat auch uns in der Verlorenheit Gnade und Erbarmen gezeigt, er hat uns durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus errettet, hat uns wiedergeboren im Heiligen Geist. Wir dürfen jetzt zu seiner Gemeinde gehören. Gott wohnt durch seinen Geist unter uns und in uns. Auch in unserer Zeit ist der Herr Jesus Christus der treue und unablässige Helfer seiner Gemeinde, ja jedes einzelnen Christen. Auch wir bauen in unseren Tagen unter oftmals demütigenden äußeren Bedingungen an einem Haus und einer Stadt, nämlich an der Gemeinde Jesu Christi, dem neuen Jerusalem und dem Tempel jener Stadt. Auch wir haben gewaltige Verheißungen und sollten uns daher in den Niederungen unseres Alltags nicht entmutigen lassen. Der Herr wird das Werk vollenden, sowohl äußerlich in der Welt als auch innerlich in unseren Herzen.

 

Jes 54,7: „Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit werde ich dich sammeln.“

Dan 9,9: „Aber bei dem Herrn, unserem Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung; denn gegen ihn haben wir uns aufgelehnt, …“

Rö 8,14: „Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes.“

Rö 8,29-30: „Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, die er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, die er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht.“

1Kor 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“

2Kor 5,21: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden.“

2Kor 6,16: „Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«.“

 

 

Zweites Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-4

Hier finden wir die zweite Vision, welche inhaltlich eigentlich noch zum Kontext des ersten Kapitels gehört. Sie beinhaltet vier Hörner und vier Schmiede (Werkleute), welche die vier Hörner niederwerfen. Sacharja befragt auch hier den Engel, der mit ihm redet, und er bekommt die Deutung. Die vier Hörner repräsentierten in Sacharjas Zeit die großen weltlichen Mächte von den vier Enden der Erde. Sie repräsentieren geistlich in unserer Zeit alle Mächte, die sich uns vor und nach unserer Errettung entgegenstellen. Zuerst wollten sie unsere Errettung verhindern, danach sind sie bestrebt, unser Glaubensleben und unseren Dienst für den Herrn zu ersticken. Die vier Werkleute oder Schmiede repräsentieren Gottes Macht, die auf jedes Problem des Volkes in Sacharjas Zeit ebenso eine Lösung bereit hatte wie auch heute für die vielfältigen äußerlichen und innerlichen Herausforderungen des Christen. Gott hat Methoden, Mittel und Wege, jeder Schwierigkeit zu begegnen.

Für die Leute Sacharjas bedeutete dies damals, dass Gott mit jedem nur denkbaren Widerstand gegen sein Projekt in Jerusalem fertig werden würde, egal wie groß dieser Widerstand auch erscheinen mochte. Für unsere Zeit bedeutet es, dass Gott die ganz reale Macht hat, mit jeder Anfechtung, jeder Versuchung, jeder äußeren oder inneren Prüfung des einzelnen Gläubigen oder der Gemeinde fertig zu werden, wenn es sein Wille ist. Natürlich erleiden wir als Christen bisweilen schwere Niederlagen und haben ernste Kämpfe durchzustehen. Unser Kampf gegen die Sünde ist eine Realität, und wir gewinnen ihn nicht immer im ersten Anlauf. Die schweren und oft tödlichen Verfolgungen einzelner Christen und der Gemeinde Christi zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten können nicht geleugnet werden. Am Ende wird es aber so sein, dass jedes Glied der Gemeinde verherrlicht sein wird bei der Wiederkunft des Herrn. Gott hat in den ersten Visionen verschiedene Dinge zugesagt: Gnade und Barmherzigkeit zur Rettung, sein Wohnen inmitten seines Volkes (sowohl leiblich als auch geistlich), den Bau seines Tempels (materiell und geistlich), das Wohlergehen seines Volkes (leiblich und/oder geistlich), seinen Schutz und seine Bewahrung (ebenfalls leiblich und/oder geistlich).

 

Zweiter Abschnitt: Verse 5-17

Hier finden wir die dritte Vision. Wir sehen einen Mann mit einer Messschnur zur Vermessung Jerusalems, wir sehen den Engel des Herrn, der mit Sacharja redet und schließlich einen zweiten Engel, welcher vom Engel des Herrn beauftragt ist, dem Mann die wahren Absichten Gottes mit seiner Stadt Jerusalem mitzuteilen. Die Rückkehrer waren nicht nach Israel gekommen, um das Königreich Davids wieder aufzurichten, sondern um die Stadt Jerusalem und den Tempel, den Ort der Anbetung ihres Gottes, wiederherzustellen. Die Wiederherstellung des irdischen Tempels und des irdischen Jerusalem war in den Augen Gottes nur ein Schattenbild für den Bau des geistlichen Tempels Gottes und der ewigen Stadt Gottes, des neuen Jerusalem, welches bereits Abraham erwartete. Diese Dinge werden uns in der dritten Vision klargemacht. Die Vision greift zurück auf Kapitel 1,16: „Man wird die Messschnur ausspannen über Jerusalem“.

 

Jes 52,1: „Wache auf! Wache auf! Zion, ziehe deine Stärke an! Ziehe deine Ehrenkleider an, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn von nun an wird kein Unbeschnittener noch Unreiner mehr in dich hineinkommen.“

Hebr 11,10: „… denn er wartete auf die Stadt, welche die Grundfesten hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“

Hebr 12,22-24: „… sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels.“

 

Die Deutung des Mannes mit der Messschnur, die dem Kontext der Visionen am besten entspricht, ist folgende: Er symbolisiert die menschlichen Erwartungen, welche mit dem Wiederaufbau der irdischen Stadt und ihres Tempels verbunden waren. Dieser Mann handelte nach den Verheißungen Gottes, aber seine Erwartung für die Zukunft der Stadt blieb irdisch und zeitlich. Die rein menschliche Perspektive muss nun der göttlichen Perspektive weichen. Deshalb sendet der Engel des Herrn den anderen Engel zu dem Mann, um ihn in seiner Tätigkeit zu stoppen. Das endgültige Jerusalem Gottes ist nämlich keine irdische Stadt, sondern es ist die Gemeinde der Erlösten auf der neuen und ewigen Erde. Sie ist die Braut Christi und sein Leib, durch welche er seine Weisheit im Universum kundtun wird. Diese Stadt wird bereits in unserer Zeit gebaut, und zwar als eine ständig wachsende offene Stadt, welche Volksmengen aus allen Nationen dazu einlädt, in sie hinein zu kommen. Die Einladung ist das Evangelium, der Eintritt in die Stadt ist für jeden Einzelnen die Wiedergeburt mit der Reinigung von den Sünden durch Glaube und Buße. Die Gerechtfertigten und Geheiligten Gottes werden diese Stadt bilden, welche sich über die gesamte Erde ausdehnen wird, und in welcher Gott selbst durch den Heiligen Geist wohnen wird. Auch wir müssen in unserer Zeit anerkennen, dass wir allzu oft eine viel zu geringe Einschätzung von der gewaltigen Größe und Herrlichkeit dieser Stadt haben. Der Engel musste nicht nur den Mann korrigieren, er muss auch uns korrigieren. Gott wird nicht nur aus seiner Gemeinde unendlich viel mehr machen als wir erwarten, sondern auch aus jedem einzelnen Gläubigen.

 

1Mo 12,3: “Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!”

Jes 60,19-21: „Die Sonne wird nicht mehr dein Licht sein am Tag, noch der Mond dir als Leuchte scheinen, sondern der HERR wird dir zum ewigen Licht werden, und dein Gott zu deinem Glanz. Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht mehr verschwinden; denn der HERR wird dir zum ewigen Licht werden, und die Tage deiner Trauer sollen ein Ende haben. Und dein Volk wird aus lauter Gerechten bestehen und das Land auf ewig besitzen, als Schössling meiner Pflanzung, ein Werk meiner Hände, mir zum Ruhm.“

Rö 8,18-19: „Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. 19 Denn die gespannte Erwartung der Schöpfung sehnt die Offenbarung der Söhne Gottes herbei.“

Kol 3,11: „… wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier – sondern alles und in allen Christus.“

1Joh 3,2-3: „Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist.“

Off 21,2+9: „Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. (…) Und es kam zu mir einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen hatten, die mit den sieben letzten Plagen gefüllt waren, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Frau, die Braut des Lammes, zeigen!“

 

Das irdische Jerusalem hatte bereits vor seiner Zerstörung eine mächtige Mauer, was aber letztendlich kein Schutz gegen die Babylonier war. Nach dem Wiederaufbau wird es wieder eine Mauer haben. Auch diese Mauer wird einmal fallen, wie Sacharja von Daniel weiß (vgl. Dan 9,26). Zuvor wird aber das neue und ewige Jerusalem gegründet werden. Gott wird in seiner Gemeinde durch den Geist anwesend sein, er selbst wird der Schutz seiner Gemeinde gegen alle Angriffe sein. Niemand wird die Gemeinde ausrotten können. Die Christen brauchen sich nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten zu verlassen, sondern sie können auf Gott vertrauen, der alle Waffen des Feindes wegtun wird.

 

Mt 16,18: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.“

Apg 2,1-4: „Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.“

Off 21,10-11: „Und er brachte mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam, welche die Herrlichkeit Gottes hat. Und ihr Lichtglanz gleicht dem köstlichsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis.“

Off 22,3-5: „Und es wird keinen Fluch mehr geben; und der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen; und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen sein. Und es wird dort keine Nacht mehr geben, und sie bedürfen nicht eines Leuchters, noch des Lichtes der Sonne, denn Gott, der Herr, erleuchtet sie; und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

 

Weiterhin gebietet Gott seinem Volk in der Vision, aus dem Land des Nordens, also aus Babylon, zu fliehen und nach Zion zu kommen. In der Schrift werden immer wieder diese beiden Städte miteinander verglichen: Babylon, die Stadt des Menschen, welche zum Untergang bestimmt ist und Jerusalem, die „Gründung des Friedens“, die Stadt Gottes, welche zur ewigen Herrlichkeit bestimmt ist.

In Vers 12 heißt es im Hebräischen ´ahar kabod, was streng wörtlich bedeutet: „nach Herrlichkeit“. Die beiden Ausleger Leupold und McComiskey haben in jüngerer Zeit für diese Redewendung die bisher wohl beste Übersetzung in Bezug zum Kontext des Kapitels vorgeschlagen: „Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Im Interesse seiner Herrlichkeit (oder um seiner Herrlichkeit willen) hat er mich zu den Heidenvölkern gesandt, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ Die Stadt der Welt hat sich immer wieder an der Stadt Gottes vergriffen und versündigt. Sie haben den Augapfel Gottes angetastet und Gott zum Zorn gereizt. Im Alten Testament hatte das irdische Jerusalem von der Hand des irdischen Babylon zu leiden, im Neuen Testament hat das himmlische Jerusalem von der Macht des Weltsystems Babylon (der großen Hure aus Off 17 und 18) zu leiden. So wie Gott sich im Interesse seiner eigenen Person in der Vernichtung des alttestamentlichen Babylon verherrlichte, so wird er sich auch um seiner Herrlichkeit willen in der Vernichtung des neutestamentlichen Babylon verherrlichen. Das gesamte heutige Weltsystem wird untergehen, wenn der Herr wiederkommt, um sich in seiner Gemeinde zu verherrlichen und das in geoffenbarter Herrlichkeit sichtbare neue Jerusalem auf der neuen Erde zu gründen.

So wie Gott dem Propheten Sacharja in dieser dritten Vision den Untergang der Feinde Jerusalems zusichert, so sichert er auch uns in dieser Vision den endgültigen Sieg des Herrn bei seiner Wiederkunft zu. Der Herr, der hier bis zum Ende des zweiten Kapitels mit Sacharja redet, wird diesen Sieg nicht mit Mühe erringen, sondern er wird die Feinde einfach mit seiner Hand wegwischen (Vers 13). Siehe hierzu auch 2Thess 2,8. Vers 17 erinnert unmittelbar an folgende Verse:

 

Jes 2,19: „Und man wird sich in Felshöhlen und Erdlöcher verkriechen aus Furcht vor dem HERRN und vor der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde zu schrecken.“

Jes 26,21: „Denn siehe, der HERR wird von seinem Ort ausgehen, um die Bosheit der Erdenbewohner an ihnen heimzusuchen; und die Erde wird das auf ihr vergossene Blut offenbaren und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen.“

Hab 2,20: „Aber der HERR ist in seinem heiligen Tempel – sei still vor ihm, du ganze Erde!“

Zeph 1,7: „Seid still vor dem Angesicht GOTTES, des Herrn! Denn nahe ist der Tag des HERRN; denn der HERR hat ein Schlachtopfer zubereitet, er hat seine Geladenen geheiligt.“

Off 8,1-2: „Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott standen; und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben.“

 

Sacharja konnte in jener Nacht den Blick nicht nur auf den Wiederaufbau der kümmerlichen Ruinenstadt Jerusalem und des zertrümmerten Tempels richten, sondern auch auf das Kommen einer größeren Stadt mit ewigen Grundlagen. Die Verse 14-17 des zweiten Kapitels reden nicht nur von Gottes Sieg über die damaligen Feinde, sondern auch von Gottes endgültigem Sieg am Ende dieser Zeit. Sie reden auch von der seligen Hoffnung der neutestamentlichen Gemeinde, nämlich von der Wiederkunft Christi am letzten Tag.

 

Tit 2,13: „… indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus, …“

 

Diesem Tag kann auch die heutige Gemeinde Christi im vollen Vertrauen auf das vollbrachte Werk von Golgatha entgegengehen, wissend dass Gott sein neues Jerusalem zur ewigen Herrlichkeit erwählt hat. Diese feste Hoffnung befähigt auch die Gemeinde Christi in der heutigen Zeit immer wieder dazu, geistlich gesehen aus dem Land des Nordens und aus Babylon zu fliehen hin zu dem Berg Zion, wo die große Versammlung Gottes in seinem Tempel lebt in Ewigkeit.

 

Hebr 12,22-24: „sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels.

Hebr 13,13-14: „So lasst uns nun zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen! Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“

 

 

Drittes Kapitel

Hier sehen wir die vierte Vision. Sie handelt von dem Hohepriester Josua, der von Gott im Angesicht des Satans gereinigt und gerechtfertigt wird. Gott hat in den bisherigen Visionen große Verheißungen gegeben. Diese Verheißungen kann er jedoch nicht wahrmachen ohne zuvor das Grundproblem der menschlichen Existenz zu lösen. Dieses Problem ist die Sünde, die alle Menschen von Gott trennt. Gott kann dieses Problem nicht einfach übergehen. Daher muss die Vision von Josua genau hier stehen, denn sie gehört im fortlaufenden Gedankengang Gottes genau an diese Stelle des Kontexts.

Die meisten Ausleger sehen hier eine Vision, in welcher der Hohepriester Josua vom Satan angegriffen wurde, als er im Begriff war, seinen Dienst zu tun, denn er stand vor Gott. Der Hohepriester in Israel repräsentierte vor Gott das gesamte Volk. Er musste am großen Versöhnungstag ein Opfer für dieses Volk bringen. Somit erkennen wir im persönlichen Zustand Josuas zugleich auch den Zustand des gesamten Volkes vor Gott. Die ganze Nation war in Sünde gefallen und stand vor Gott genauso in einem verschmutzten Gewand wie der Hohepriester selbst. Der Satan ist der Feind, der Gegner und Mörder der Menschen, und er nutzt hier wie immer die Gelegenheit zur Anklage. Zur Zeit Josuas konnte er noch im Himmel vor dem Thron Gottes seine Anklage vorbringen. Das ist heute nicht mehr möglich, denn seit der Himmelfahrt des Herrn ist er aus dem Himmel auf die Erde hinabgeworfen, wo er mit großem Zorn die Gemeinde verfolgt weil er weiß, dass er nur noch wenig Zeit hat. Oftmals geht er so vor, dass er die Menschen zu den gleichen Sünden verführt, für welche er sie danach anklagt.

 

Jes 64,5: „Wir sind ja allesamt geworden wie Unreine und alle unsere Gerechtigkeit wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsere Sünden trugen uns fort wie der Wind.“

Joh 8,44: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.“

1Pe 5,8: „Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann;“

Off 2,10: „Fürchte nichts von dem, was du erleiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben!“

Off 12,7-10: „Und es entstand ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen; und der Drache und seine Engel kämpften; aber sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr im Himmel gefunden. Und so wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde auf die Erde hinabgeworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist gekommen das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Herrschaft seines Christus! Denn hinabgestürzt wurde der Verkläger unserer Brüder, der sie vor unserem Gott verklagte Tag und Nacht.“

 

Der Herr liebt sein Volk, und zwar im alten und im neuen Bund. Er tritt in der Vision dem Satan entgegen und weist ihn scharf zurecht. Er nennt Josua ein Brandscheit, gerettet aus dem Feuer und betont, dass er Jerusalem erwählt hat. In der Zeit Josuas bedeutete dies eine Rettung aus der Gefangenschaft und eine Verheißung zur Wiederherstellung Jerusalems. Gott rechtfertigt seine Gläubigen damals wie heute nicht aufgrund ihrer eigenen Gerechtigkeit, sondern weil er sein Volk aus ewiger Liebe heraus zum Heil erwählt hat. Er rechnet seinem Volk die Gerechtigkeit des wahren Hohepriesters, des Herrn Jesus zu.

Wir sehen es in der Vision: Josua steht vor Gott und ist durchtränkt von übelstem Schmutz (tsoim im Hebräischen). Gott lässt ihm seine schmutzigen Kleider wegnehmen, er nimmt bildlich gesehen seine Sünden von ihm hinweg. Danach bekommt Josua ein neues, herrliches Gewand von Gott selbst, die Gerechtigkeit Gottes wird ihm richterlich zugesprochen. Es handelt sich hierbei nicht um eine Infusion von Gerechtigkeit und Gnade, sondern um die Zurechnung einer fremden Gerechtigkeit, nämlich der Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus. Für Josua war dieser Erlöser noch zukünftig, aber Gott sah den Glauben und sprach Josua wie auch allen anderen alttestamentlichen Gläubigen in der Vorschau auf das Werk des Messias die Gerechtigkeit Christi zu. Josua erhält zudem einen Kopfbund mit der Aufschrift: „Heilig dem Herrn“. Hier sehen wir das Bild der Heiligung des Erlösten. Josua sollte nach seiner Rechtfertigung für den Rest seines Lebens vor Gott und vor dem Volk in Heiligung wandeln. Er sollte das Volk demütig und in der Kraft Gottes regieren.

In unserer Zeit gehören wir als Gläubige, welche das ewige Leben besitzen, aus Gnade durch den Glauben zu dem neuen Jerusalem, welches die Gemeinde Christi ist. Wir sind errettet aus Gnade mittels des Glaubens an das Evangelium. Der Herr Jesus Christus ist gestorben wegen unserer Übertretungen und auferstanden zu unserer Rechtfertigung. Für uns liegt das Kommen des Erlösers und des wahren Hohepriesters in der Vergangenheit. Es ist vollbracht! Jeder einzelne von uns ist ein König und ein Priester, wir stehen alle gemeinsam unter dem König der Könige, dem Hohepriester, welcher die Himmel durchschritten hat und sich nun vor Gott auf ewig für uns verwendet: dem Herrn Jesus Christus. Auch wir sollen heute gemäß unserer Berufung heilig wandeln. Wir sollen das Malzeichen Gottes an unserer Stirn tragen (Off 14,1). Auch wir sollen uns bemühen, gehorsam und treu im Dienst zu stehen an der uns zugewiesenen Stelle. Letztlich soll es im Heiligen Geist stets Gott selbst sein, welcher sein priesterliches Königreich durch menschliche Instrumente regiert, und zwar nicht in deren eigener Kraft, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes.

Dabei müssen wir auch nicht mehr verzweifeln, wenn wir den Kampf gegen die Sünde einmal verloren haben. Der gläubige Sünder muss heute seinen Mund nicht verschließen, sondern er darf Gott danken und ihn loben. Der Mund des Klägers wird verschlossen, wenn er sieht, dass ein Gläubiger sich auf den Retter beruft. Der Gläubige darf sagen: „Ja, ich habe gesündigt, und ich bedaure es sehr. Vater im Himmel, du allein kennst alle meine Sünden, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig. Ich weiß aber ganz sicher, dass der Herr Jesus Christus alle meine Sünden durch sein Blut bezahlt und hinweggetan hat. Ich bin erlöst auf ewig. Ich danke dir von Herzen für diese ewige Erlösung, ich lobe und preise dich dafür.“ Dieser Aussage hat der Satan nichts mehr entgegen zu setzen. In diesem Glauben kann der Christ die Anklagen des Teufels abwehren. Er bekennt seine Sünden vor Gott, wenn er solche begangen hat, und beruft sich auf das Blut des Heilandes. Er bemüht sich darum, die Sünde immer mehr zu hassen und zu lassen.

 

3Mo 16,4: „… und er soll den heiligen leinenen Leibrock anziehen und soll ein leinenes Unterkleid an seinem Fleisch haben und sich mit einem leinenen Gürtel gürten und einen leinenen Kopfbund umbinden, denn das sind die heiligen Kleider; und er soll sein Fleisch im Wasser baden und sie anziehen.“ (die Gerechtigkeit und Reinheit Christi, mit welcher der Hohepriester Israels symbolisch bekleidet war, als er am großen Versöhnungstag das Opfer für das Volk brachte)

Jes 61,10: „Ich freue mich sehr in dem HERRN, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich den priesterlichen Kopfschmuck anlegt und wie eine Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt.“

Mt 22,11-13: „Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, sah er dort einen Menschen, der kein hochzeitliches Gewand anhatte; und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, führt ihn weg und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Da wird das Heulen und Zähneknirschen sein.“ (hier im negativen Sinn)

Lk 15,21-22: „Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen! Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße;“

Rö 4,5: „… wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.“

1Joh 1,8-9: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

Off 3,5+18: „Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden; und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. (…) Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst!“

Off 7,9: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen Kleidern, und Palmzweige waren in ihren Händen.“

 

Die Verse 8-10 von Kapitel 3 bringen schließlich eine überaus klare messianische Deutung der Vision. Josua und seine Gefährten sind nur Männer des Zeichens. Sie deuten nur als Schattenbilder auf das Kommen eines Größeren hin, der die Erfüllung aller Bilder sein wird. Nach Vers 6 und 7 wird Josua zwar über das Haus Israel regieren und das Heiligtum hüten, wenn er in den Wegen Gottes bleibt. Seine Regierung wird jedoch nur auf die Regierung seines großen Nachfolgers in der fernen Zukunft hindeuten. Dieser Nachfolger, genannt Knecht, Spross und Stein, ist natürlich der Herr selbst. Er wird über das neue und ewige Jerusalem herrschen, über den geistlichen und ewigen Tempel Gottes, welcher die Gemeinde der Erlösten aller Zeiten sein wird. Dieser Spross wird aus dürrem Erdreich hervorgehen, wenn die Nachkommen Davids zu einer unbedeutenden Familie in Israel herabgesunken sein werden. Auf ihm wird der siebenfache Geist Gottes ruhen, der Heilige Geist. Der Stein wird zum Eckstein des Tempels Gottes werden, welcher die ganze Erde einnehmen wird. Auf diesem Stein wird bereits während seines irdischen Dienstes der Blick von sieben Augen ruhen (erste mögliche Übersetzung), und auch er selbst wird sieben Augen besitzen (zweite mögliche Übersetzung, spricht somit symbolisch von Allwissenheit).

 

Jes 11,1-2: „Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln. Und auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.“

Jes 28,16: „… darum, so spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs Festeste gegründet ist: Wer glaubt, der flieht nicht!“

Jes 42,1: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich erhalte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird das Recht zu den Heiden hinaustragen.“

Jer 23,5-6: „Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da werde ich dem David einen gerechten Spross erwecken; der wird als König regieren und weise handeln und wird Recht und Gerechtigkeit schaffen auf Erden. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen; und das ist der Name, den man ihm geben wird: »Der HERR ist unsere Gerechtigkeit«.“

Dan 2,34-35: „Du sahst zu, bis sich ein Stein losriss ohne Zutun von Menschenhänden und das Bild an seinen Füßen traf, die aus Eisen und Ton waren, und sie zermalmte. Da wurden Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold miteinander zermalmt; und sie wurden wie Spreu auf den Sommertennen, und der Wind verwehte sie, sodass keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Der Stein aber, der das Bild zertrümmert hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde.

Ps 118,22-24: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden; vom HERRN ist das geschehen; es ist wunderbar in unseren Augen! Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat; wir wollen uns freuen und fröhlich sein in ihm!“

1Petr 2,6: „Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«.“

Off 5,6: „Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die ausgesandt sind über die ganze Erde.“

 

Durch das Werk des Herrn wurden die Sünden des Landes an einem einzigen Tag hinweggetan. An diesem Tag war die Quelle der Vergebung geöffnet (siehe hier auch den Bezug zu Kapitel 13,1). Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat der Herr die Sünden all seiner Gläubigen aus dem Alten und Neuen Testament ein für alle Mal weggetan. Er ist der ewige Hohepriester seines erlösten Volkes nach der Ordnung Melchisedeks. Der Hebräerbrief erklärt die Zusammenhänge ausführlich in den Kapiteln 7-9.

Alle Gläubigen sind teilhaftig des Weins der Freude, welcher bei dem wahren Weinstock, dem Herrn Jesus zu finden ist. Ebenso sind sie teilhaftig des Öls des Heiligen Geistes, gesegnet mit allen geistlichen Segnungen in Christus. Sie können geistlich gesprochen in der sicheren Ruhe des Herrn unter ihrem Feigenbaum sitzen. Vers 10 ist somit einerseits eine Vorausschau auf die Wiederherstellung der irdischen Stadt Jerusalem, wo die Israeliten für eine Zeit wieder unter dem Weinstock und unter dem Feigenbaum sitzen konnten. Neutestamentlich gesprochen ist es die Verheißung, dass die Gemeinde Christi heutzutage durch das Evangelium die Möglichkeit hat, jeden Menschen in die friedvolle und ewig gesicherte Gemeinschaft mit dem Herrn einzuladen. Jeder Mensch kann glauben, sich bekehren, und somit auch selbst in der Gemeinschaft der Heiligen den Wein der Freude des Herrn und den Segen des Öls des Heiligen Geistes in der sicheren geistlichen Ruhe Gottes unter dem Feigenbaum genießen. In letzter Konsequenz finden wir hier sogar eine Vorausschau auf den ewigen Zustand, wo alle diese Dinge, welche heute bereits geistlich eingeführt (inauguriert) sind, einmal in völlig geoffenbarter Herrlichkeit real verwirklicht sein werden (Bitte lesen sie hierzu auch unseren Text über die zwei Zeitalter).

 

 

Viertes Kapitel

Hier sehen wir die fünfte Vision, betreffend den Leuchter, die beiden Ölbäume, den Bau des Tempels und die beiden Söhne des Öls. Die Vision steht in derart unauflöslicher Verbindung mit Off 1,12-20 und mit Off 11,1-12, dass die drei Abschnitte parallel ausgelegt werden müssen, um zu dem richtigen Verständnis zu gelangen. Sacharja ist ja wie gesagt die Apokalypse des Alten Testamentes. Wenn wir in unserem Kapitel die zwei Ölbäume (die zwei Söhne des Öls, also die Zeugen des Heiligen Geistes) sehen, dann sind sie dort untrennbar mit Lampen verbunden. Die Ausleger sind sich nicht ganz einig, ob es sich bei dem Leuchter um sieben Lampen handelt oder um sieben mal sieben Lampen. Dies ist jedoch ein Nebenaspekt, welcher letztlich für die Deutung nicht entscheidend ist. Wenn wir Off 1 parallel dazu lesen, dann sehen wir dort sieben Leuchter, welche als sieben Gemeinden Kleinasiens bezeichnet werden. Hinzu kommt, dass Off 11,4 über die beiden Ölbäume redet und dabei ebenso klar auf Vers 14 unseres Kapitels zurückweist. Der Vers wird praktisch im Wortlaut zitiert.

Im direkten Kontext unseres Kapitels weisen die beiden Söhne des Öls natürlich auf Josua den Priester und Serubbabel den Fürsten hin, welche das Volk Gottes führten und den Tempelbau leiteten. Josua und Serubbabel bauten gegen Widerstand den Tempel, wobei Josua den Priesterdienst versah, während Serubbabel den fürstlichen Dienst in der politischen, militärischen und praktischen Führung des Volkes tat. Vers 6 erklärt, dass das Werk nicht in menschlicher Macht vollendet werden wird, sondern in der Macht des Heiligen Geistes. Vers 7 und 9 sagen deutlich, dass Serubbabel zu seinen Lebzeiten den Schlussstein des wiederhergestellten Tempels in Jerusalem einfügen wird, nachdem Gott den Berg der Widerstände aus dem Weg des Volkes geräumt hat. In Vers 10 finden wir eine gewaltige Ermunterung an alle Beteiligten, welche damals im Umkreis der Tempelruine einer unbeschreiblichen Übermacht weltlicher Kräfte gegenüberstanden und sich fragten, ob sie die äußerlich völlig unbedeutende Baustelle weiterführen sollten, welche vor ihren Augen lag. Gott sagt hier, dass auch seine sieben Augen – nämlich der Heilige Geist aus Kapitel 3,9 und aus Off 5,6 – beständig auf dem Werk ruhen werden und dass die kleinen Anfänge unter Josua und Serubbabel keinesfalls zu verachten sind. Serubbabel und seine Leute sollen mit Mut an die Arbeit gehen im Vertrauen darauf, dass Gott aus den winzigen Anfängen ihrer Zeit etwas Großes machen wird. In den Versen 11-14 kommt dann der große Segen über die beiden Söhne des Öls, also über Josua und Serubbabel, welcher diese beiden auch unmittelbar in Verbindung mit Off 11 und somit in Verbindung mit den neutestamentlichen Wirklichkeiten bringt, für welche die beiden damaligen Anführer nur Bilder waren.

In Kapitel 6,12-13 werden wir eine klare Prophetie auf den Herrn Jesus sehen, welcher König und Priester in einer Person sein wird. Er wird außerdem der Spross aus Kapitel 3 sein, der den Tempel bauen wird. Er wird die Dienste von Josua und Serubbabel in seiner Person vereinigen, und zwar in geistlicher Weise. Der wahre und endgültige Tempel Gottes wird ja gemäß Vers 6-7 unseres Kapitels nicht durch Macht und Kraft gebaut werden, sondern durch den Geist Gottes. Der Schlussstein aus Vers 6 ist im geistlichen Sinn ein klarer Hinweis auf den Stein aus Daniel 2, sowie auf den Grundstein und den Eckstein der Gemeinde, den Herrn Jesus selbst. Josua und Serubbabel bauten gegen den Widerstand der Feinde den steinernen Tempel Jerusalems auf und vollendeten ihn. Genauso baut die Gemeinde Christi in unserer Zeit gegen den Widerstand der Welt und der unsichtbaren Mächte des Feindes den geistlichen Tempel und wird ihn in der Gnade Gottes und durch die Hilfe des Heiligen Geistes vollenden. So wie Gott damals menschliche Werkzeuge benutzte, so tut er es auch heute in der Erfüllung seines Planes. In Off 2 und 3 sehen wir sieben Leuchter als Bilder der sieben Gemeinden Kleinasiens. Die Gemeinden selbst sind die äußere Darstellung des Evangeliums in der Welt, sie werden gesehen. Ihr geistliches Licht kann aber nur leuchten, wenn sie das Öl der beiden Ölbäume, also das Öl des Zeugnisses Gottes durch den heiligen Geist, besitzen. Dazu muss auch Mt 5,14-16 betrachtet werden, wo die Gemeinde als ein Licht, als eine Stadt auf einem hohen Berg und als ein Leuchter gesehen wird.

Off 11 gibt uns schließlich im Neuen Testament die Erklärung der vollen geistlichen Wirklichkeit, welche in dem Bild von Kapitel 4 nur vorgeschattet ist. Johannes muss mit einer Rute den Tempel Gottes messen. Den Vorhof soll er nicht messen, denn er und die heilige Stadt werden von den Heiden zertreten werden für 42 Monate. Das ist das Bild. Was bedeutet es? Der Tempel Gottes in der Gemeindezeit ist die Gemeinde selbst (1Kor 3,16; 2Kor 6,16). In der Offenbarung bezeichnet das griechische Wort naos ausnahmslos entweder den jetzigen himmlischen Tempel oder den ewigen Tempel der Zukunft. So also auch in Off 11,2. Die Gemeinde wird hier geistlich gemessen, so wie sie in Off 7,1-8 im Bild der Stämme Israels gemäß ihrem irdischen Zustand gezählt wurde. Die echten Gläubigen sind von Gott bereits seit der Ewigkeit im Voraus gekannt, gemessen und gezählt, sie stehen unter Gottes ewigem geistlichen Schutz. Das Vermessen stellt in geistlicher Hinsicht dar, dass eine von Gott seit der Ewigkeit im Voraus geplante Sache zur Ausführung kommt, nämlich der Aufbau seiner Gemeinde. Das Bild des Tempels deutet hier die geistliche Einheit der Gemeinde als Ganzheit an. In der Gemeinde, also in seinem neuen Tempel, wohnt Gott in Ewigkeit im Innersten der Herzen. Der Bau dieses Tempels begann an Pfingsten und wird fortdauern bis zur Wiederkunft des Herrn zum Gericht am Jüngsten Tag. Der Satan und die Welt werden diesen Tempel niemals zerstören können.

Nach ihrem äußerlichen Leben in der Welt und nach ihrer leiblichen Existenz, repräsentiert durch den Vorhof, stehen die Gläubigen jedoch nicht immer unter dem absoluten Schutz Gottes. So wie Christus in der Welt gelitten hat, so werden auch die Christen leiden für eine Zeit, und viele werden für den Namen des Herrn sterben. Der Vorhof der Gemeinde, die leiblich sichtbare Gemeinschaft der Gläubigen, wird von der Welt zertreten, sie ist äußerlich verwundbar, ohne jedoch jemals ganz unterzugehen (Joh 16,33; Joh 17,15). Der Altar (Off 11,1: thysiasterion) ist der Ort des Opfers und des Leidens der Gemeinde, der himmlischen Gemeinschaft Gottes, noch in dieser Welt. Dies dauert an für symbolisch 42 Monate (dreieinhalb Jahre), also während des gesamten Gemeindezeitalters. Die Gemeinde wird in ihrem gesamten Dienst bis zum Ende ebenso zu leiden haben wie der Herr.

Der Dienst des Herrn dauerte dreieinhalb wirkliche Jahre, und während dieser Zeit wurde der Herr unentwegt verfolgt, bis er schließlich zur Kreuzigung überliefert wurde. Dies alles geschah nach dem ewigen Plan Gottes, den der Herr willig ausführte. Die Kreuzigung war nicht ein „Plan B“, nachdem die Juden den Herrn abgelehnt hatten. Dieser Gedanke ist völlig abwegig, denn er beraubt Gott sowohl seiner Allwissenheit als auch seiner Allmacht. Der Herr kam in die Welt mit der erklärten Absicht, zu sterben (Mt 20,28; Mk 10,45). So ist auch die große Stadt in diesem Bild in der Offenbarung eine Darstellung der ganzen ungläubigen Welt, die die Gemeinde verfolgt. In Off 11,8 kommt es deutlich zum Ausdruck: Es ist die große Stadt (das ist: die ganze Welt), die im geistlichen Sinn Sodom und Ägypten heißt (wieder die Bosheit der Welt), wo auch unser Herr gekreuzigt worden ist.

Dann kommen in Off 11 die zwei Zeugen, welche in direkter Verbindung zu unserem Kapitel stehen, und auch sie dienen für 1260 Tage, das sind wiederum die 42 Monate, und somit ein Bild für das gesamte Evangeliumszeitalter. Wer sind sie? Im Alten Testament sehen wir sie neben Josua und Serubbabel auch vorgeschattet in Mose und Elia, sowie in Elia und Elisa. Elia tat den Dienst des Gesetzes, Elisa den Dienst der Gnade. Die Erfüllung des Bildes kam in Johannes dem Täufer und dem Herrn Jesus selbst: Johannes mit dem Dienst der Buße unter dem Gesetz, der Herr selbst mit dem Dienst der Gnade und Wahrheit. Der Herr sagt selbst: „Wenn ihr es glauben wollt: Elia ist schon gekommen“. Er sprach von Johannes dem Täufer. So hat auch die ganze Bibel zwei Zeugen, nämlich das Alte und das Neue Testament. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament kommen entscheidende Stellen vor, an denen über zwei Zeugen geredet wird: 5Mo 17,6; 5Mo 19,15; Mt 18,16; 2Kor 13,1. Sehr auffällig ist, dass es genau zweimal zwei Stellen sind. Das Zeugenprinzip hat also sehr stark mit der Zahl zwei zu tun, und es ist untrennbar mit dem Evangelium verknüpft, denn auch der Herr sendete seine Jünger immer wieder zu zweit aus (Lk 10,1-2), um das Evangelium zu verkünden.

In der Gesamtschau aller dieser Dinge zeigt sich, dass die zwei Zeugen in Off 11 ein Bild für das Zeugnis des Evangeliums in der Welt sind, gegeben durch die Gemeinde, und zwar während des gesamten Evangeliumszeitalters, symbolisch dargestellt durch die 1260 Tage oder 42 Monate, was dreieinhalb Jahren entspricht und somit die Zeit des öffentlichen Dienstes unseres Herrn Jesus Christus auf der Erde darstellt. So wie der Herr während seines gesamten Dienstes verfolgt wurde, so wird es auch der Gemeinde allezeit bis zur Wiederkunft des Herrn für symbolische dreieinhalb Jahre ergehen. Die Gemeinde ist dabei das königliche Priestertum, das wahre Israel, angedeutet in dem zweifachen Bild von Sacharja 4 und 6, erfüllt in dem Herrn Jesus selbst (2Mo 19,5-6; Hes 40,2; Off 1,6; 1Pe 2,9). Die alttestamentliche Wurzel der Zeit von dreieinhalb Jahren findet sich im Dienst des Elia. Auch er wurde zusammen mit dem nahezu unbekannten gläubigen Überrest in Israel unter schwierigsten Umständen für dreieinhalb Jahre verfolgt, bevor Gott direkt aus dem Himmel den Sieg gab.

Die Botschaft des vierten Kapitels ist somit die folgende: Der Heilige Geist baut den Tempel Gottes auf der Erde. Er hat ihn zur Zeit des Priesters Josua und des Fürsten Serubbabel aus unscheinbar kleinen Anfängen heraus gegen den mächtigen Widerstand aller Feinde vollendet. Dieses Bild weist voraus auf die geistliche Wirklichkeit des neuen Testamentes. Der Messias, der vollkommene Priesterkönig des Neuen Testamentes, ist in seinem Tod und in seiner Auferstehung zum Eckstein dieses geistlichen Tempels der Gemeinde geworden und sitzt jetzt verherrlicht auf dem Thron zur Rechten des Vaters. Der Heilige Geist ist auf die Erde gekommen, um in seinem Tempel zu wohnen, welcher die Gemeinde der Gläubigen ist. Aus unscheinbar kleinen Anfängen heraus hat der Geist an Pfingsten damit begonnen, diesen Tempel zu bauen, und er wird ihn trotz aller inneren und äußeren Widerstände im Leben der einzelnen Gläubigen und im Leben der Gemeinden vollenden bis zum Tag der Wiederkunft des Herrn.

Auch in unserem eigenen Leben mag es kümmerlich kleine Dinge und oftmals demütigende äußerliche Umstände geben. Wir sollen diese kleinen Dinge jedoch nicht verachten, denn Gott gibt uns in den Verheißungen seines Wortes einen gewaltigen Blick auf die weltumspannende Herrlichkeit seines Tempels am Ende. Wir gehören schon jetzt dazu, und auch die kleinste unserer Bemühungen im Dienst des Herrn wird von ihm nicht verachtet. Alles kommt nur aus Gottes Liebe und aus seiner Gnade hervor, in welcher er mit den verlorenen Menschen einen Neuanfang macht durch das Evangelium. Er macht sie in der Wiedergeburt zu lebendigen Steinen in seinem geistlichen Tempel, welche immer weiter aufgebaut und geistlich umgestaltet werden in das Bild Christi, bis sie in der Ewigkeit vollkommen verherrlicht sein werden. Die Kraft Gottes wird in Schwachheit vollendet, indem jeder von uns im Glauben gehorsam vorangeht. Gottes Macht spornt uns an, er überwindet alle Hindernisse und hilft uns in den Anfechtungen, ihn immer besser kennenzulernen. Wenn du nicht weißt, wo du beginnen sollst, dann beginne mit einer kleinen Sache. Gott hilft immer!

 

 

Fünftes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-4

Hier sehen wir die sechste Vision, das Gesicht der fliegenden Schriftrolle. Die Rolle ist geöffnet, sie ist zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit. Das sind die Maße des Heiligtums im Tempelbezirk. Nach Vers 3 ist die Rolle auf beiden Seiten beschrieben, auf der Vorderseite wird der Diebstahl verurteilt, auf der Rückseite wird das falsche Schwören verurteilt. Dies sind Sünden gegen den Nächsten und Sünden gegen Gott. Wir sehen also hier eine visionär verschlüsselte Wiedergabe der Gesetzestafeln, welche somit als das Gesetz Gottes angesehen werden kann. Dieses Gesetz Gottes fliegt gewissermaßen geöffnet und für jeden sichtbar am Himmel. Natürlich gilt dies bei Sacharja in erster Linie für Segen und Fluch unter dem mosaischen Gesetz vom Sinai. Auch an anderen Schriftstellen benutzt Gott Schriftrollen mit seinen Bestimmungen, um die Menschen aufzurütteln oder zu warnen.

 

Jer 36,1-3: „Und es geschah im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, da erging dieses Wort vom HERRN an Jeremia: Nimm dir eine Buchrolle und schreibe alle Worte darauf, die ich zu dir geredet habe über Israel und über Juda und über alle Völker, von dem Tag an, da ich zu dir geredet habe, von den Tagen Josias an bis zu diesem Tag! Vielleicht werden die vom Haus Juda auf all das Unheil hören, das ich ihnen anzutun gedenke, und umkehren, jeder von seinem bösen Weg, sodass ich ihnen ihre Missetaten und ihre Sünden vergeben kann!“

Hes 2,9-10: „Da schaute ich, und siehe, eine Hand war zu mir ausgestreckt, und siehe, sie hielt eine Buchrolle. Und er breitete sie vor mir aus; sie war aber auf der Vorderseite und auf der Rückseite beschrieben, und es waren Klagen, Seufzer und Weherufe darauf geschrieben.“

 

Die geöffnete Rolle zeigt den Menschen, dass Gott die Sünden kennt und sie aufdecken wird. Jede Sünde wird ins Gericht kommen zu ihrer Zeit. Für die Gläubigen ist dies eine Ermunterung, ihre Sünden immer wieder gläubig dem Vater zu bekennen und auf das Erlösungswerk des Herrn zu vertrauen. Es ist ein Ansporn zur fortwährenden Heiligung der Gläubigen auf ihrem Lebensweg. Für die Ungläubigen ist es die ernste Warnung, zu Gott zu kommen, an ihn zu glauben, oder auf ewig verloren zu gehen. Wir leben heute in einem Zeitalter, in welchem selbst grobe Sünden nicht mehr wahrgenommen werden. Aber das Gesetz Gottes definiert die Sünde, und nicht unsere öffentliche Meinung. Gerade diese Botschaft braucht unsere Zeit dringend, damit die Menschen zu einer echten Umkehr kommen und errettet werden können.

 

5Mo 11,26-28: „Siehe, ich lege euch heute den Segen und den Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, gehorsam seid, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr den Geboten des HERRN, eures Gottes, nicht gehorsam sein werdet und von dem Weg, den ich euch heute gebiete, abweicht, sodass ihr anderen Göttern nachfolgt, die ihr nicht kennt.“

Ps 139,2-4: „HERR, du erforschst mich und kennst mich! Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Du beobachtest mich, ob ich gehe oder liege, und bist vertraut mit allen meinen Wegen; ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht völlig wüsstest.“

Pred 12,14: „Denn Gott wird jedes Werk vor ein Gericht bringen, samt allem Verborgenen, es sei gut oder böse.“

Off 20,12: „Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand.“

 

Zweiter Abschnitt: Verse 5-11

Nachdem wir in der sechsten Vision gesehen haben, dass Gott jede Sünde entdecken und ins Gericht bringen wird, sehen wir in der nun folgenden siebten Vision von der Frau und dem Epha, dass Gott einmal die Sünde hinwegtun wird. Die beiden Visionen bilden also eine Einheit. Obwohl die Sünde in diesem Bild als eine weibliche Gestalt dargestellt ist, gilt das Prinzip natürlich für alle Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Die beiden Engel, welche die Sünde hinwegtun, sind ja ebenso als weibliche Gestalten dargestellt.

Die Botschaft lautet hier: Alle Menschen, die uns täglich umgeben, sind Sünder, und auch wir selbst sind es. Die Frau konnte zur Zeit Sacharjas das Gesicht jedes einzelnen Menschen tragen, und so ist es heute noch immer. Würden wir alle geistlich gesehen den Deckel des Korbes öffnen, dann würde uns wie in einem Spiegel unser eigenes Gesicht anschauen. Die Verbindung der Frau mit Babylon, wohin sie transportiert wird, gibt uns einerseits eine Rückschau auf die Sünden Babylons in 1Mo 11, andererseits eine bildliche Vorausschau auf das, was wir in Off 17 und 18 über die Hure Babylon lesen. Diese neutestamentliche Frauengestalt symbolisiert die Verdorbenheit der Welt, welche Gott einmal richten wird. Die Sünde gehört dorthin, und daher wird der Korb auch nach Babylon transportiert. Babylon hat immer gesündigt und wird auch bis zum letzten Tag seine Sünden weiter vermehren. Gottes Zorn geht dabei nicht nur gegen die Sünde, sondern auch gegen den unbekehrten Sünder.

 

Joh 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

 

Der Mensch ist mit seinen Sünden untrennbar verbunden, solange sie ihm nicht vergeben sind. In der Hölle wird es nicht nur Sünden geben, sondern Sünder. Gott muss den Tod des Sünders fordern, denn er ist gerecht. Seine Liebe zu den Menschen wird im Werk von Golgatha sichtbar. Dort haben Gerechtigkeit und Liebe sich vereinigt, als Gott die gerechte Strafe für unsere Sünden an seinem geliebten Sohn vollzog, damit wir nicht verloren gehen sollten. Dem bekehrten Sünder ist in Jesus Christus Gnade widerfahren, seine Sünden sind vergeben und hinweggetan.

 

Ps 103,12: „… so fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt.“

Joh 3,16: „Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“

Joh 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“

 

Die Vision hat somit eine doppelte Deutung:

  • Erstens werden die Israeliten von Gott durch Sacharja dazu aufgefordert, in ihrem eigenen Leben nach Gehorsam und Heiligkeit zu streben. Sie sollen die umgebenden Nationen ruhig weiter in der Sünde verharren lassen und sich selbst nach Möglichkeit nicht daran beteiligen. In unserer Zeit gilt das Gleiche für uns. Wir sind aufgefordert, nach Heiligkeit zu streben und dem Herrn gehorsam zu sein. Die Welt mag sündigen, denn dort gehört die Sünde auch hin. Sie soll in Babylon bleiben. Wir sollen aus Babylon ausziehen.
  • Zweitens gibt die Vision den Israeliten unter Josua und Serubbabel einen Ausblick auf die Zeit, wenn Gott selbst alle Feinde Israels zur Rechenschaft ziehen wird. Sie werden einmal zusammen mit Ihren Sünden untergehen. Für uns ist es der Ausblick auf den Tag der Wiederkunft Christi, wenn er seine neue Erde gründen wird, auf welcher es keine Sünde mehr geben wird. Auf der neuen Erde und unter dem neuen Himmel wird Gerechtigkeit wohnen, die Sünde wird vollkommen abgeschafft sein. Alle werden friedlich unter dem Feigenbaum sitzen (siehe Kapitel 3).

Im Zusammenhang mit der sechsten Vision muss jedoch noch ein ernster dritter Punkt angesprochen werden: Alle unbekehrten Sünder, welche zeitlebens die rettende Hand Gottes ausgeschlagen haben, werden einmal einen Tag von namenlosem Entsetzen erleben müssen. Gott wird sie für ihre Schuld richten. Sie werden mit vor Schreck geweiteten Augen erleben müssen, wie Gott sie in den Abgrund der Finsternis werfen und die Tür über ihnen für immer und ewig verschließen wird.

 

 

Sechstes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-8

Hier finden wir die achte und letzte Vision, welche unmittelbar an die erste Vision anknüpft und den Kreis der visionären Offenbarungen Sacharjas schließt. Wir finden vier schwere Streitwagen mit roten, schwarzen, weißen und scheckigen Pferden, welche zwischen zwei Bergen aus Erz (Bronze) hervorkommen. Es sind die „vier Winde (oder Geister) des Himmels, welche vor dem Herrn gestanden haben“ und nun auf die Erde ausziehen: die schwarzen Pferde nach Norden, die weißen Pferde hinter ihnen her, die scheckigen und starken Pferde nach Süden. Gott sagt, dass sich sein Geist im Zorn niederlässt im Norden. Wenn wir diese Vision sehen, dann erinnert sie uns an zwei Schriftpassagen:

 

2Kö 6,15-16: „Als nun der Diener des Mannes Gottes am Morgen früh aufstand und hinausging, siehe, da lag um die Stadt ein Heer mit Pferden und Streitwagen. Da sprach sein Knecht zu ihm: O weh, mein Herr! Was wollen wir nun tun?  Er sprach: Fürchte dich nicht! Denn die, welche bei uns sind, sind zahlreicher als die, welche bei ihnen sind!“

Off 6,1-8: „Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als ein Sieger und um zu siegen. Und als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachten sollten; und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben. Und als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebendigen Wesen, die sprach: Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar; doch das Öl und den Wein schädige nicht! Und als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist »der Tod«; und das Totenreich folgt ihm nach. Und ihnen wurde Vollmacht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest und durch die wilden Tiere der Erde.“

 

Bei der ersten Bibelstelle handelte es sich um die Reiterheere und Kampfwagen Gottes im unsichtbaren Bereich, welche Elisa im Kampf gegen die Streitwagen der Aramäer beistanden und ihm den Sieg gaben. Elisa bat Gott, und Gott machte sie den Augen des Knechtes Elisas sichtbar. Bei der zweiten Bibelstelle handelt es sich um die vier apokalyptischen Reiter, welche die Gerichte unter den ersten vier Siegeln über die Erde bringen. Die achte Vision kommt in ihrer geistlichen Botschaft der Vision der apokalyptischen Reiter am nächsten.

Als wir die erste Vision betrachteten, sahen wir dort vier Reiter der leichten Kavallerie Gottes, welche als Aufklärungstruppen unterwegs waren und Gott über alle Dinge auf der Erde informierten. Hier in der achten Vision haben wir nun schwere Kampfwagen Gottes, welche nicht vom Durchstreifen der Erde zurückkehren, sondern im Auftrag Gottes zum Kampf auf die Erde hinausziehen. In der ersten Vision haben wir gesehen, wie die Erde und die heidnischen Nationen in trügerischer Sicherheit ruhten. Dann folgten alle weiteren Visionen bis zur siebten, in welchen Gott mit dem Propheten alle Fragen und Schwierigkeiten des Volkes Gottes durchnahm und ihm die Lösung dieser Schwierigkeiten andeutete. Nun ziehen in der letzten Vision die Streitwagen Gottes aus, um die selbstsicheren Nationen zu bekämpfen und niederzuwerfen. Jetzt ist es zu Ende mit der Sicherheit der Feinde des Volkes Gottes. Die Streitwagen Gottes kommen zwischen zwei bronzenen Bergen aus dem Heiligtum Gottes hervor, so wie auch der Tempel Salomos am Eingang zwei große Säulen aus Erz (Bronze) besaß. So wie die erste Vision Gottes Allwissenheit symbolisierte, so zeigt uns die achte Vision seine allmächtige Kraft, welche jeden Feind besiegt. Gott schreitet nun zur Tat.

Gott sieht nicht nur die kleinsten Umstände in seinem Volk und in der Welt (erste Vision), sondern er kämpft auch in all diesen Umständen an der Seite des Volkes. Die schwarzen und weißen Pferde ziehen nach Norden, in das Land der früheren Assyrer und Babylonier und der jetzigen Perser. Die scheckigen Pferde ziehen nach Süden in das Land der Ägypter. In der visionären Symbolsprache werden hier alle Feinde des Volkes in allen Himmelsrichtungen heimgesucht. Gott sagt, dass die Pferde im Norden seinen Zorn zur Ruhe bringen werden. Dies ist für Sacharja ein klarer Hinweis darauf, dass in der Zukunft die Herrschaft der Perser gebrochen werden wird. Gott wird nach einer längeren Zeit der Geduld die Ruhe dieses Reiches beenden und es niederwerfen. Gott bestraft immer die Feinde seines Volkes, auch wenn es lange dauern mag. In der Geschichte hat sich das erfüllt, und wir werden im neunten Kapitel sehen, auf welche Art und Weise es genau geschehen ist.

Selbstverständlich hat die Vision auch eine Bedeutung für die heutige Zeit. Die Gemeinde Christi ist im Vergleich zu den mächtigen Institutionen, Staatsmächten, Medien und Heeren der Welt äußerlich betrachtet absolut unbedeutend. Schon in der Zeit der Apostel stand eine Handvoll Leute dem riesigen römischen Weltreich gegenüber, und bis heute hat sich das Gleichgewicht nicht verändert. Dennoch überwand der Stein des Christentums das römische Weltreich und seine Nachfolgereiche. Heute ist die Gemeinde Christi über die ganze Welt verbreitet, der Stein aus Daniel 2 hat die ganze Erde eingenommen, zumindest als Vorerfüllung. Die endgültige Erfüllung wird erst in der Ewigkeit der neuen Erde kommen, wenn es überhaupt keinen Feind mehr geben wird, und wenn nur noch Christus mit all seinen Erlösten die gesamte Erde bewohnen wird.

Auch heute ist Gott in allen Umständen seiner Gemeinde anwesend, die Engel dienen den Erretteten. Gott kennt alles, und er warnt die Mächtigen dieser Erde davor, sich an seiner Gemeinde zu vergreifen. Die Gemeinde hat nicht den Auftrag, Gewalt auszuüben, sondern das Böse mit dem Guten zu überwinden. Am Ende wird es so sein, dass Gott selbst mit allen Bedrängern seines Volkes abrechnen wird. Die Gemeinde wird bisweilen hart verfolgt, und es wird noch schlimmer werden, je näher das Ende kommt. Aber Gott ist in der Lage, im Kleinen und im Großen die Wunder seiner Errettung zu tun. Am Ende wird er dann die völlige und ewige Errettung bringen. Gottes Zorn wird sich im Gericht über die Nationen von den vier Enden der Erde stillen.

 

2Chr 16,9: „Denn die Augen des HERRN durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist …“

Ps 68,18: „Gottes Wagen sind zehntausendmal zehntausend, tausende und Abertausende; der Herr ist unter ihnen – [wie am] Sinai in Heiligkeit.“

Rö 12,19-21: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr«. »Wenn nun dein Feind Hunger hat, so gib ihm zu essen; wenn er Durst hat, dann gib ihm zu trinken! Wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.« Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“

Rö 16,20: „Der Gott des Friedens aber wird in Kurzem den Satan unter euren Füßen zermalmen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Amen.“

Hebr 1,14: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche das Heil erben sollen?“

Hebr 11,9-10: „Durch Glauben hielt er sich in dem Land der Verheißung auf wie in einem fremden, und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf die Stadt, welche die Grundfesten hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“

Weitere Stellen: Ps 2; Ps 91; Ps 121; Hebr 12,22-28; Off 19,11-21

 

Zweiter Abschnitt: Verse 9-15

Hier sehen wie die zeichenhafte Krönung Josuas, des Hohepriesters. Es kommt eine Delegation von den Juden in Babylon unter der Führung von Heldai, Tobija und Jedaja nach Jerusalem, um den Tempelbau durch eine Gabe zu unterstützen. Sacharja muss die Gabe annehmen und damit eine aus Silber und Gold geflochtene Krone anfertigen. Das Wort kann „Diadem“ bedeuten und erinnert uns an die Diademe des Herrn in Off 19,12. Die Krone kommt jedoch nicht auf das Haupt des Fürsten Serubbabel, denn das wäre in der damaligen Situation eine politische Provokation für den Perserkönig gewesen. Sie kommt überraschend auf das Haupt Josuas, der ja gar kein Fürst ist, sondern der Priester. Allein dieser Vorgang deutet bereits den klaren Symbolcharakter der Handlung an. Die Verse 12-13 sagen aus, dass es in der Zukunft einmal den Spross aus Kapitel 3 geben wird, welcher den Tempel des Herrn bauen wird, und auf dessen priesterlichem Haupt die Königskrone sitzen wird. Dieser Spross wird beide Ämter in sich vereinigen: König und Hohepriester. Danach wird die Krone wieder genommen und sie soll nach der Fertigstellung des Tempels etwa vier Jahre später zum Gedenken dort deponiert werden. Die Boten aus dem Bereich Babylons sollen darin ein Zeichen dafür erkennen, dass einmal die Nationen kommen werden, um den Tempel des Herrn in der Zukunft unter der Leitung des Sprosses, des Priesterkönigs, zu bauen (Vers 15).

Wir haben hier in wenigen Versen einen wunderbaren Ausblick auf das Werk des kommenden Priesterkönigs nach der Ordnung Melchisedeks, des Herrn Jesus. In Melchisedek ist dieser ideale Herrscher vorgeschattet: Der Priesterkönig in der Stadt des Friedens.

 

1Mo 14,18: „Aber Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein herbei. Und er war ein Priester Gottes, des Allerhöchsten.“

 

Der Hebräerbrief gibt uns insbesondere in den Kapiteln 7-9 die klare Deutung des alttestamentlichen Bildes. Der Herr Jesus Christus ist der ideale Priesterkönig des neuen und ewigen Bundes. Er ist der Hohepriester auf dem himmlischen Königsthron, welcher in Vers 13 unseres Kapitels vorausgesagt ist. Um in diese Position zu gelangen, musste er das tun, was in Sach 3,9 vorhergesagt ist: Er musste die Sünden des Landes an einem einzigen Tag entfernen. Er vollbrachte dies durch seinen Tod am Kreuz, in welchem er auch als der große Hirte sein Leben für seine Schafe hingab, und durch seine Auferstehung, nach welcher er sich im Himmel auf den Thron zur Rechten Gottes setzte (Mk 16,19). Er erfüllte das Gesetz Moses mit dem Priestertum Aarons (unter welchem Josua noch zu dienen hatte), setzte es außer Kraft und führte ein neues Gesetz ein, nämlich das Gesetz des Christus. Er änderte Gesetz und Priestertum: Von Mose und Aaron hin zu Melchisedek.

 

Joh 10,11: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“

Hebr 7,11-19: „Wenn nun durch das levitische Priestertum die Vollkommenheit [gekommen] wäre – denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen –, wozu wäre es noch nötig, dass ein anderer Priester nach der Weise Melchisedeks auftritt und nicht nach der Weise Aarons benannt wird? Denn wenn das Priestertum verändert wird, so muss notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes erfolgen. Denn derjenige, von dem diese Dinge gesagt werden, gehört einem anderen Stamm an, von dem keiner am Altar gedient hat; denn es ist ja bekannt, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist; und zu diesem Stamm hat Mose nichts über ein Priestertum geredet. Und noch viel klarer liegt die Sache, wenn ein anderer Priester auftritt, von gleicher Art wie Melchisedek, der es nicht geworden ist aufgrund einer Gesetzesbestimmung, die auf fleischlicher [Abstammung] beruht, sondern aufgrund der Kraft unauflöslichen Lebens; denn er bezeugt: »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks«. Damit erfolgt nämlich eine Aufhebung des vorher gültigen Gebotes wegen seiner Kraftlosigkeit und Nutzlosigkeit – denn das Gesetz hat nichts zur Vollkommenheit gebracht –, zugleich aber die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen können.“

Hebr 8,1-2 und 6: „Die Hauptsache aber bei dem, was wir sagen, ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel, einen Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, die der Herr errichtet hat und nicht ein Mensch. (…) Nun aber hat er einen umso erhabeneren Dienst erlangt, als er auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt wurde.“

Hebr 9,11-15: „Als aber der Christus kam als ein Hoherpriester der zukünftigen [Heils-] Güter, ist er durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt. Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.“

Off 5,5-7: „Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu brechen! Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten stand ein Lamm, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, die ausgesandt sind über die ganze Erde. Und es kam und nahm das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß.“

 

Dieser Priesterkönig auf dem Thron wird den wahren Tempel bauen. So wie Sacharja in Kapitel 4 die feste Zusage erhalten hat, dass Serubbabel einmal mit seinen eigenen Händen den Schlussstein des irdischen Tempels in Jerusalem einsetzen wird, so erhält er hier die feste Vorhersage, dass der künftige große Josua und Serubbabel den wahren Tempel Gottes bauen wird. David erhielt Jahrhunderte zuvor eine ähnliche Zusage hinsichtlich des Baus des ersten Tempels Jerusalems, vor dessen Trümmern Sacharja jetzt steht.

 

2Sam 7,13-16: „Der wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königreichs auf ewig befestigen. Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein. Wenn er eine Missetat begeht, will ich ihn mit Menschenruten züchtigen und mit Schlägen der Menschenkinder strafen. Aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir beseitigt habe; sondern dein Haus und dein Königreich sollen ewig Bestand haben vor deinem Angesicht; dein Thron soll auf ewig fest stehen!“

 

Die Prophetie für David ging damals zunächst auf seinen eigenen Sohn Salomo, welcher den ersten Tempel Israels erbaute. Sie wies aber auch weit über Salomo hinaus auf den wahren Sohn Davids, den Herrn Jesus Christus, den großen David und Salomo, welcher in Ewigkeit auf dem Thron sitzen wird. Im Neuen Testament wird diese Verheißung an Maria bestätigt.

 

Lk 1,31-33: „Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“

 

Hier sehen wir dann auch die unmittelbare Verknüpfung mit der Person des Herrn Jesus Christus. Der Leib des Herrn selbst war zu seinen Lebzeiten der Tempel Gottes auf dieser Erde. Dieser Tempel wurde im Tod abgerissen und nach drei Tagen in seiner Auferstehung wieder aufgerichtet. Dies entspricht geistlich auch der Wiederaufrichtung der verfallenen Zelthütte Davids aus Amos 9,11. Dieser neue und geistliche Tempel Gottes ist die Gemeinde aller Erlösten des Alten und Neuen Testaments, und er ist zugleich auch der auferstandene Herr selbst. Er wurde am Pfingsttag durch das Kommen des Heiligen Geistes gegründet und wird weitergebaut bis zur Wiederkunft des Herrn mit Macht und Herrlichkeit. Der Herr Jesus, der Priesterkönig auf dem himmlischen Thron, baut diesen Tempel durch den Heiligen Geist, welcher die dritte Person des dreieinigen Gottes und somit Gott selbst ist. Der Herr ist der Geist (2Kor 3,17). Die Gläubigen sind Priester in diesem Tempel und geistliche Könige in der Welt. Sacharja kann dies noch nicht alles in den Einzelheiten verstehen. Dennoch ist es der geistliche Inhalt des Wortes, welches Gott zu ihm spricht.

 

Am 9,11: „An jenem Tag will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer wiederherstellen und sie wieder bauen wie in den Tagen der Vorzeit, …“

Joh 1,14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Joh 2,19-21: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten! Da sprachen die Juden: In 46 Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.“

Apg 15,15-17: „Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: »Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.«“

1Kor 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“

Eph 2,19-22: „So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

Hebr 10,19-20: „Da wir nun, ihr Brüder, kraft des Blutes Jesu Freimütigkeit haben zum Eingang in das Heiligtum, den er uns eingeweiht hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang hindurch, das heißt, durch sein Fleisch, …“

1Pe 2,5-9: „… so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«. Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden«, ein »Stein des Anstoßes« und ein »Fels des Ärgernisses«. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoß, wozu sie auch bestimmt sind. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht.

Off 11,1: „Und mir wurde eine Messrute gegeben, gleich einem Stab; und der Engel stand da und sagte: Mache dich auf und miss den Tempel Gottes samt dem Altar, und die, welche darin anbeten!“

 

Doch es gibt noch mehr in diesen wenigen Versen. Wir lesen, wie die geflochtene Krone auf das Haupt Josuas gesetzt wird. Das Neue Testament bringt uns an mindestens zwei Stellen die Erfüllung dieses Bildes.

 

Joh 19,2-5: „Und die Kriegsknechte flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie ihm auf das Haupt und legten ihm einen Purpurmantel um und sprachen: Sei gegrüßt, du König der Juden!, und schlugen ihn ins Gesicht. Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde! Nun kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und den Purpurmantel. Und er spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!“

Off 19,12: „Seine Augen aber sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst.“

 

„Seht, welch ein Mensch!“ Andere übersetzen: „Siehe, der Mensch!“ Um diesen Menschen geht es. Es ist der eine Mann, auf dessen Person und Werk das gesamte Alte Testament an unzähligen Stellen hinweist. Es ist der Mensch, der große König Israels, den man mit den Dornen und Disteln gekrönt hat, welche durch die Sünde Adams in die Welt gekommen sind. Es ist der blutig geschlagene Mann, durch dessen Wunden wir heil geworden sind. Er ist jetzt der große Überwinder, der auferstandene Priesterkönig über das Haus seiner Gemeinde aus Israel und allen Nationen, sitzend auf seinem Thron, der kommende Richter aller Menschen, der Schöpfer, Erhalter und Erneuerer des Universums, der ewige und allmächtige Gott und Mensch, der Herr Jesus Christus. Ihm danken wir, ihn loben wir, ihm folgen wir nach und Ihn beten wir an.

 

 

Siebtes Kapitel

Hier beginnt der zweite Teil des Buches Sacharja, welcher die Kapitel 7 und 8 als eine sinngemäße Einheit umfasst. Die Ereignisse sind zu datieren auf das vierte Jahr des Königs Darius, also zwei Jahre nach den acht Visionen des ersten Teiles. Der Tempelbau ist in vollem Gang, und er wird nach weiteren zwei Jahren vollendet sein (Esra 6,14). Die Entwicklungen in Jerusalem werden natürlich auch von der Umgebung wahrgenommen, und somit kommt Sarezer mit einer Delegation aus Bethel zu Sacharja, um den Propheten über das Fasten des Volkes zu befragen. Es gab unter den Israeliten die siebzig Jahre des Fastens des fünften Monats (Erinnerung an den Fall der Stadt und des Tempels im Jahr 504 v.Chr. nach korrekter biblischer Zeitrechnung Daniels, siehe hierzu auch unseren Text: „Esra, Nehemia und Esther in der Chronologie“) und des siebten Monats (Erinnerung an die Ermordung Gedaljas). Sie begannen 504 v.Chr. und endeten 435 v.Chr. Die Frage der Betheliter in Vers 2 kommt somit im Jahr 436 v.Chr. nach korrekter biblischer Zeitrechnung Daniels.

Die Besprechung dieses Kapitels geschieht zwar in kurzen Worten, beinhaltet aber dennoch eine äußerst wichtige geistliche Botschaft an die damaligen Israeliten und an uns heute. Die Delegation kommt aus Bethel. Diese Stadt war seit der Herrschaft Jerobeams I im Nordreich bis zum Untergang des Nordreiches eine der beiden großen Hochburgen des Götzendienstes und der falschen Anbetung in einem falschen Heiligtum. Nun zeigt Gott Gnade, und der neue Tempel in Jerusalem entsteht. Die Betheliter kommen auf die Idee, doch einmal durch die Blume hindurch nachzufragen, ob sie vielleicht bei dem neuen Tempeldienst mitmachen dürfen. Außerdem machen sie sich Gedanken darüber, ob ihr religiöses Fasten noch nötig ist. Man könnte diese religiöse Anstrengung ja vielleicht jetzt aufgeben, wieder etwas angenehmer leben und vielleicht sogar beim neuen Tempeldienst mitmachen. Gott gibt ihnen seine Antwort durch den Propheten Sacharja am vierten Tag des neunten Monats.

Ihre falsche Geistlichkeit wird zurückgewiesen. Erstens handelt es sich bei den Bethelitern nur noch um einen formalen religiösen Dienst, welcher keine echte Herzenshingabe an den Gott Israels mehr beinhaltet. Zweitens sind sie in ihrem Denken oberflächlich geworden. Sie befassen sich mit den Folgen früherer Sünden, denn ihr Fasten ist ja die Folge der Katastrophe der Zerstörung. Sie meinen, durch ihre regelmäßige Fastenreligion Gott schon irgendwie zufrieden gestellt zu haben, ja vielleicht sogar in Gottes Augen noch ganz gut dazustehen. Mit dem wahren Problem befassen sie sich nicht: mit ihrer eigenen Sünde. Drittens haben sie sich nicht die Mühe gemacht, im Wort Gottes die Anordnungen für den wahren Gottesdienst aufzusuchen und zu befolgen. Sacharja muss ihnen ähnlich antworten wie Amos es ihren Vorvätern sagte:

 

Am 5,21: „Ich hasse, ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen!“

 

Danach ruft der Prophet die Betheliter ernstlich dazu auf, wirkliches Fasten und wirklichen Gottesdienst zu praktizieren. Dieser beinhaltet ein demütiges Herz vor Gott im Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit. Er beinhaltet Glauben an Gott, dass Gott die Sünden bedeckt aufgrund der Opfergaben, welche ihm gehorsam gebracht werden. Der wahre Gottesdienst ist zudem nicht nur auf die Anbetung im Tempelbezirk begrenzt, sondern er findet im gesamten Leben statt. Gebet zu Gott, manchmal auch mit echtem Fasten zur Ehre Gottes und nicht zur Erreichung persönlicher Ziele. Dazu kommt Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Gnade, Barmherzigkeit gegenüber dem Nächsten im täglichen Leben. Sacharja muss die Betheliter darauf hinweisen, dass ihre Vorväter sich gegenüber genau diesen Worten Gottes aus dem Mund früherer Propheten verschlossen und verhärteten. Sie verharrten in ihrem eigensinnigen Verhalten und brachten dadurch die völlige Zerstörung Israels mit der Zerstreuung des Volkes unter alle umliegenden Nationen über sich.

Die Botschaft für uns heute ist ebenso klar. Wie sieht es in unserem Leben als solche aus, die sich Christen nennen? Kennen wir die Bosheit unseres eigenen Herzens und haben sie vor Gott bekannt? Haben wir unsere Sünden bekannt und die Vergebung des Herrn Jesus erfahren? Sind wir demütig und dankbar vor dem Herrn, der so unendlich viel für uns getan hat? Lieben wir ihn dafür? Kommen wir mit anderen Christen in unserer Gemeinde zusammen, um wirklich an den Herrn zu denken und Gott ein wohlannehmliches Opfer aus unserem Herzen darzubringen? Oder kommen wir zusammen, um eine religiöse Sonntagspflicht zu erfüllen oder ein Jesusfest in toller Gemeinschaft zu feiern? Wie sieht es in unserem Alltag aus? Bemühen wir uns darum, gegen die Sünde zu kämpfen, nehmen wir die Sünde überhaupt wahr? Bekennen wir dem Vater unser Versagen im dankbaren Vertrauen auf das Opfer von Golgatha und auf die völlige Vergebung? Beten wir zum Vater in Jesu Namen, reden wir mit ihm? Praktizieren wir Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Nächstenliebe? Das sind einige ernste Fragen auch an uns.

 

 

Achtes Kapitel

Hier verheißt Gott dem Volk und den Bethelitern, dass er großen Eifer für die Stadt hat und dass er fest dazu entschlossen ist, Jerusalem wieder aufzubauen und zu segnen. Vers 3 bringt in der Zusammenschau mit Jes 2 und Mi 4 einen ersten kurzen Blick auf das Zeitalter der Gemeinde. In den Straßen der wieder aufgebauten Stadt werden alte Leute sitzen und Kinder spielen (Verse 4-5). Die Zerstreuung des Volkes wird rückgängig gemacht werden, und es wird sogar eine Zeit kommen, in welcher Gott sein Volk aus allen Nationen sammeln wird. Die Zuhörer Sacharjas werden ganz konkret ermuntert, hier und jetzt ans Werk zu gehen, denn Gott sagt ausdrücklich, dass er von nun an segnen wird (Verse 10,11,15). Die Verse 16-17 appellieren erneut an das konkrete Verhalten des Volkes im Alltag. In den Versen 18-19 werden alle Fastentage Israels (vierter, fünfter, siebter und zehnter Monat) in Festzeiten umgewandelt. Die Verse 20-23 bringen dann einen zweiten geistlichen Blick auf das neue Jerusalem, zu dem Menschen aus allen Völkern strömen werden.

Wir sehen hier die Grundlage für das Gelingen des Wiederaufbaus: Es ist die Anwesenheit Gottes in seiner Stadt. Diese Anwesenheit bringt den Segen, das Gedeihen auch kleinster Anfänge, den Wohlstand, den Frieden. Durch das Wirken Gottes wächst auch das Volk. Die gleichen Prinzipien wie damals zu Sacharjas Zeit gelten auch heute für uns. Die Grundlage für unser Zusammenkommen, für unsere Evangelisation, für das geistliche und manchmal sogar leibliche Wohlergehen der Geschwister sowie für das Gemeindewachstum liegt nicht in unseren Strategien, unseren Methoden oder unserer Weltförmigkeit im Werben um neue Gemeindemitglieder. Sie liegt in der Anwesenheit des Herrn durch den Geist und in seinem lebendigen Mitwirken. Nur er wird unserer Hand Gelingen geben, und sei diese Hand auch noch so klein und schwach. Die Ansichten buchstäblicher oder prämillennialistischer Denker und Ausleger bezüglich der soeben formulierten Gedanken sollen an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Sie können entsprechender Literatur entnommen werden. Fakt ist, dass unser Kapitel im Kontext des Buches Sacharja deutlich auf die Vision von der offenen Stadt in Kapitel 2 zurückgeht. Die Interpretation des neuen Jerusalem als die Gemeinde wird dadurch stark unterstützt.

Gott gibt in diesem Kapitel Sacharja und den Israeliten gute Gründe dafür, an ihn zu glauben. Er weist auf seine Souveränität und Allmacht hin. Er macht große Verheißungen für die nahe und ferne Zukunft. Alle diese Verheißungen sind abgesichert durch seine eigene Person, durch seine eigene Treue und Gerechtigkeit. Er wird es um seiner selbst willen niemals zulassen, dass eine seiner Verheißungen sich nicht erfüllt. Dasselbe gilt natürlich auch für uns heute. In unseren oft demütigenden Umständen und unseren täglichen Belastungen dürfen wir uns diese Dinge ins Gedächtnis rufen und finden darin auch eine starke Motivation für unseren eigenen kleinen Dienst. Auch im Leiden haben die Christen immer wieder die Verheißungen Gottes ergriffen und festgehalten, ja sogar im Angesicht des Todes. Wir dienen dem Herrn, weil wir seinen Segen suchen, und weil wir auf die zuverlässige Erfüllung seiner Verheißungen vertrauen.

 

Neue Ordnung und neue Stadt

In den letzten Versen des Kapitels gibt Gott dem Propheten eine große heilsgeschichtliche Vorschau auf das Kommen einer neuen Ordnung und einer neuen Stadt. Vers 19 bringt das Versprechen, dass die Fastentage Israels zu Festtagen werden, welche in der Zukunft in der neuen Stadt gefeiert werden. Die Juden sollen jetzt echtes Fasten halten in der Art und Weise, wie es Kapitel 7 beschrieben hat: Echtes Bedauern und Bekenntnis der Sünden, Liebe zu Gott und dem Nächsten, sowohl in der Anbetung als auch im Alltag. In den Versen 16-17 sehen wir eine Vorschau auf die Verkündigung des Evangeliums. Johannes der Täufer predigt im gleichen Sinne zu den Juden, und auch der Herr selbst sagte es mehrfach: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Dies sind die beiden Elemente einer echten Bekehrung: Buße und Glauben (siehe hierzu auch unsere entsprechenden Texte über die Heilslehre der Bibel). Die Menschen im Alten Testament hatten zwar noch nicht den Heiligen Geist innewohnend, aber die Apostel, die an den Herrn Jesus als den Messias Gottes glaubten, waren von neuem geboren. Wir sehen es sehr deutlich bei Petrus. Er glaubte, dass Jesus der Christus war, der Sohn des lebendigen Gottes, und er zeigte damit seine Wiedergeburt, das neue und ewige Leben in seinem Inneren an.

 

Joh 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“

1Joh 5,1: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus Ihm geboren ist.“

Mt 16,16: „Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“

 

Er hatte aber noch nicht den Heiligen Geist innewohnend, welcher erst am Pfingsttag zu ihm kam. Er war zwar wie alle anderen Jünger außer Judas Iskariot schon wiedergeboren und hatte das neue Leben, aber er war noch nicht in der Kraft des Heiligen Geistes bekehrt in die echte Nachfolge. Deshalb sagt der Herr ihm das auch.

 

Joh 15,3: „Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.“

Lk 22,31-32: „Es sprach aber der Herr: Simon, Simon, siehe, der Satan hat euch begehrt, um euch zu sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt bist, so stärke deine Brüder!“

 

In der Versuchung fiel er und verleugnete den Herrn dreimal. Er erkannte seine eigene völlige Kraftlosigkeit, die ohne den Herrn nichts tun konnte. Er kehrte zwar zuvor schon innerlich zu dem Herrn zurück, als er dem Auferstandenen begegnete, aber an Pfingsten kam es zu einer völligen geistlichen Verwandlung des Jüngers. Er empfing den Heiligen Geist, welcher ihm einen unerschütterlichen Glauben an den Herrn verlieh. Er empfing furchtlosen Bekennermut. Der Heilige Geist gab ihm die Kraft, das Leben für den Herrn zu leben, welches er aus eigener Kraft nicht leben konnte.

 

Joh 21,17: „Und das dritte Mal fragt er ihn: Simon, Sohn des Jonas, hast du mich lieb? Da wurde Petrus traurig, dass er ihn das dritte Mal fragte: Hast du mich lieb?, und er sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe!“

1Kor 15,4-5: „… und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften, und dass er dem Kephas erschienen ist, danach den Zwölfen.“

Weitere Bibelstelle: Apg 2

 

Bei Petrus verging eine Zeit zwischen dem Empfang des neuen Lebens und dem Empfang des Heiligen Geistes. Bei uns heute ist es anders. Gott schenkt das neue Leben in der Wiedergeburt, welche nur er allein wirken kann. Diese Wiedergeburt geschieht im unbewussten Bereich, denn das Leben der Christen ist verborgen mit Christus in Gott. Dieses Leben ist keine wahrnehmbare Substanz, sondern ein Geheimnis Gottes. Es ist für keinen menschlichen Sinn wahrnehmbar, auch nicht für die Sinne des Empfängers. Die Wiedergeburt ist nur an ihren Auswirkungen zu erkennen. Im gleichen Augenblick wie das neue Leben kommt der Heilige Geist in den neugeborenen Menschen hinein und bewirkt in ihm alle Aspekte des Heils. Die Bekehrung ist somit im geistlichen Sinne nicht die Ursache der Wiedergeburt, sondern sie ist die erste sichtbare Auswirkung des neuen und ewigen Lebens. Ihre Aspekte sind nach der biblischen Heilslehre die Buße und der Glaube an das Evangelium. Wer wirklich den Herrn in echter Buße sucht, der hat das ewige Leben. Der Herr hat das Licht des Evangeliums im Angesicht Christi in ihm aufleuchten lassen. Durch das Tal der gläubigen Buße wird solch ein Mensch in die Freiheit der Kinder Gottes hinausgeführt. Manche Christen empfangen das Empfinden dieser Freiheit und dieses Friedens im Augenblick der Wiedergeburt, andere haben noch einen Weg zu gehen, bis sie vollends ans Licht treten können. Auch das bleibt ein Geheimnis Gottes, aber er macht es bei jedem seiner Kinder richtig.

 

Ps 32,1-4: „Von David. Ein Maskil. Wohl dem, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet, und in dessen Geist keine Falschheit ist! Als ich es verschwieg, da verfielen meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Denn deine Hand lag schwer auf mir Tag und Nacht, sodass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürr wird. (Sela.)“

Joh 6,37: „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

Mt 5,3-6: „Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel! Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden! Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben! Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden!“

 

Auf die Trauer und das Fasten der Buße folgt das Fest der Auferstehung mit Christus und der Vergebung aller Sünden. Natürlich wird auch der Glaube immer wieder geprüft, und echte Christen haben in ihrem Leben viele Drangsale durchzustehen. Sie leben aber ein gottseliges Leben in der sicheren Gewissheit des Glaubens, dass sie in der Ewigkeit in der Stadt Gottes auf der neuen Erde unter dem neuen Himmel mit dem Herrn und mit allen Erlösten leben werden.

 

Apg 14,22: „… dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,] dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen.“

Tit 2,11-12: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit, …“

 

Bevor dieser ewige Zustand erreicht ist, wird aber noch auf der jetzigen Erde durch das Evangelium das Volk gesammelt, das diese ewige Stadt einmal bewohnen wird, und auch davon reden die Verse 20-23 von Kapitel 8. In unserer Zeit erfüllt sich das Wort des Propheten. Große Mengen von Menschen aus allen Nationen kommen zu dieser Stadt Gottes, zu dem neuen Jerusalem der Gemeinde. Das Angebot des Evangeliums geht von den Christen aus in alle Welt. Dabei ist die Evangelisation eine persönliche Sache, die jeder einzelne Christ in seinem kleinen Umfeld tun kann. Das Evangelium soll als Wort gesagt und als Tat gelebt werden. Die geistlichen Juden, die Bewohner des neuen und ewigen Jerusalems, sind dabei natürlich die Christen.

 

Rö 2,28-29 und 9,6: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und [seine] Beschneidung [geschieht] am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott. (…) Nicht aber, dass das Wort Gottes nun hinfällig wäre! Denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israel;“

Gal 3,28-29: „Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.“

Phil 3,3: „Denn wir sind die Beschneidung, die wir Gott im Geist dienen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen, …“

Kol 2,11: „In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht von Menschenhand geschehen ist, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden, in der Beschneidung des Christus, …“

 

In letzter Konsequenz redet der Vers 23 auch von dem einen Juden, dessen Kleid jeder Mensch ergreifen muss, wenn er gerettet werden will. Das Heil ist aus den Juden, und der Herr sagte dies zu der Samariterin am Jakobsbrunnen (Joh 4,22). Unsere Gerechtigkeit ist wie ein verschmutztes Kleid (Jes 64,5). Wie der Hohepriester Josua in Kapitel 3 müssen wir das Gewand der Gerechtigkeit des Herrn anziehen. Dieser eine Jude, der Mann aus Nazareth, der Spross und Stein, ist der Retter der Welt.

 

 

Neuntes Kapitel

Hier beginnt der dritte Teil des Buches Sacharja. Er beinhaltet keine Visionen, sondern reiche Wortprophetien, welche einerseits vom Gericht über die Feinde des damaligen Volkes reden, andererseits über zahlreiche Einzelheiten und Umstände in Bezug auf das erste Kommen des Herrn. Dazu kommen noch zahlreiche Aussagen über die Sammlung der Gemeinde im jetzigen Zeitalter, über das zweite Kommen des Herrn zum Gericht, über die Aufrichtung der ewigen Ordnung, ja sogar über die Verhältnisse im ewigen Zustand. Somit enthalten die nachfolgenden Kapitel eine der reichhaltigsten, wenn nicht sogar die reichhaltigste Quelle messianischer Prophetie im gesamten Alten Testament. Nachdem der Prophet in den vergangenen Kapiteln zahlreiche Umstände und Probleme seiner Zeit behandelt hat (nicht ohne dabei auch zugleich in die Zukunft zu blicken), muss er jetzt sein Volk auf das Kommen des Messias, auf die Einzelheiten seines Erlösungswerkes und auf das Endgericht über die Feinde Gottes vorbereiten. Diese Prophetien stehen in engstem Zusammenhang mit Off 19-22, wo die gleichen Dinge aus neutestamentlicher Perspektive behandelt werden. Das Buch Sacharja ist nun einmal die Apokalypse des Alten Testamentes. Auch in den Evangelien werden etliche Verse aus den folgenden Kapiteln zitiert. Hierbei kommt bei Sacharja oftmals das Phänomen der prophetischen Perspektive zur Geltung. Es bedeutet, dass der Prophet von einem erhöhten geistlichen Standpunkt in die Lage versetzt wird, in einer einzigen Prophetie Ereignisse zu sehen, welche in der Realität Jahrzehnte oder Jahrhunderte auseinander liegen.

Die Prophetien des dritten Teils kamen wesentlich später in Sacharjas Leben. Er war ein gealterter Mann, und die Verhältnisse im Volk hatten sich etliche Jahre nach Vollendung des Tempelbaus wieder deutlich verschlechtert. Auch kommen die Namen der Gründergeneration im Text nicht mehr vor: Josua und Serubbabel. Der Schreibstil des Propheten hat sich etwas verändert, wie es der Reife des Alters entspricht. Außerdem ist die Sprache nicht mehr so sehr visionär wie im ersten Teil (abgesehen vom vierzehnten Kapitel). Der Prophet ist und bleibt jedoch der gleiche, auch wenn etliche Bibelkritiker dies zu relativieren versuchen. Der Herr Jesus und die Apostel zitieren den Propheten, der Herr nennt in Mt 23,35 sogar seinen Namen.

 

Erster Abschnitt: Verse 1-8

In der ersten Vision in Kapitel 1 haben die Engel Gottes dem Herrn der Heerscharen den Bericht gebracht, dass die Nationen des Nordens sicher und still ruhen, während der kümmerliche Überrest Gottes vor den Trümmern seiner Geschichte steht. In der achten Vision konnten wir sehen, wie die Streitwagen Gottes einmal zum Kampf gegen diese Nationen ausziehen und ihre Reiche zertrümmern würden. Hier in unserem Abschnitt sehen wir nun, wie Gott dem Propheten das tatsächliche Gericht über die Perser zeigt. Mit eingeschlossen sind auch Tyrus, Sidon und die Städte des Gazastreifens. Das Wort Hadrach wird als Synthese des hebräischen chad und rak (hart und weich) gedeutet und zeigt symbolisch die militärisch-politische Härte des Perserreiches zur Zeit Sacharjas, welcher die moralische Lauheit und Lässigkeit des Reiches gegenüberstand. Das Gericht wird aus dem Norden kommen, also genau von dort, woher die Reiter der ersten Vision kamen und wohin die Streitwagen der achten Vision ritten.

Die Prophetie hat sich in dem Feldzug Alexanders des Großen im Jahr 333/332 vor Christus bis in die Einzelheiten erfüllt. Alexander schlug das Perserheer bei Issos in Kleinasien und wandte sich danach zuerst nach Süden. Auf seinem Feldzug eroberte und zerstörte er die Wasserfestung von Tyrus, welche Nebukadnezar etliche Jahrzehnte zuvor nicht hatte besiegen können. Dann zerstörte er Sidon und wandte sich gegen die Philisterstädte im Gazastreifen, welche er ebenfalls entvölkerte und in die Sklaverei schickte. Einzig Jerusalem blieb in diesem Feldzug durch ein Wunder Gottes verschont. Gott lagerte sich nach Vers 8 als schützende Mauer um seine Stadt. Wir sehen hier Gottes Souveränität, denn er schreibt alle diese Siege sich selbst zu. Außerdem erkennen wir hier, dass Gott die Gerichte, die er ankündigt, auch wirklich ausführen wird. Es mag dauern, aber es kommt. Schließlich können wir erkennen, dass Gott in den letzten Gerichten der Schutzherr seines eigenen Volkes sein wird. Das gilt auch für unser Leben als Christen. Der Herr wird kommen zum Gericht, und er wird bis in die Einzelheiten alles ausführen was er angekündigt hat. Gleichzeitig wird er uns als Gläubige vor diesen Gerichten bewahren. So wie das irdische Jerusalem in den Gerichten über die Perser bewahrt blieb, so wird auch das neue Jerusalem, die Gemeinde der Gläubigen, beim letzten Weltgericht verschont bleiben und vor den Augen aller besiegten Feinde verherrlicht werden.

 

Zweiter Abschnitt: Verse 9-17

Dieser Abschnitt beginnt mit dem berühmten Königsvers über den Herrn, der auf dem Esel einzieht. Wir sehen die unmittelbare Verbindung zu Psalm 24, sowie auch die Tatsache, dass dieser Vers im Evangelium wörtlich zitiert wird.

 

Mt 21,5: „»Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir demütig und reitend auf einem Esel, und zwar auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers«.“

Joh 12,15: „»Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin«.“

 

Alexander wird ein großer König sein, der Jerusalem verschonen wird, weil ein noch größerer König, nämlich der Herr selbst, die Stadt beschützen wird. Unser Vers kündigt nun die persönliche Ankunft dieses großen Königs auf der Erde und in Jerusalem an. Dieser König ist gerecht, ja er ist der Gerechte, er ist demütig und er ist ein Retter. Er ist der Knecht des Herrn, welcher bei Jesaja an verschiedenen Stellen ausführlich beschrieben wird (Jes 42; 49; 50; 53; 61).

Der Herr war der dienende König, der nicht auf hohem Ross über dem Volk thronte, sondern mitten unter den Menschen lebte und diente und auf einem Eselsfüllen inmitten des jubelnden Volkes in Jerusalem einzog. Er kam nicht dorthin, um den Thron zu besteigen, sondern um sein Leben hinzugeben. Er war dem Vater aktiv gehorsam in der Ausführung dieses Auftrags, denn er wollte und musste der einzige Mensch auf der Erde sein, der Gott in seinem Leben jemals vollkommen ehren würde.

 

Jes 42,1: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich erhalte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird das Recht zu den Heiden hinaustragen.“

Mt 5,17: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen!“

Mk 10,45: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“

Mt 21,6-9: „Die Jünger aber gingen hin und taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider auf sie und setzten ihn darauf. Aber die meisten aus der Menge breiteten ihre Kleider aus auf dem Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und die Volksmenge, die vorausging, und die, welche nachfolgten, riefen und sprachen: Hosianna dem Sohn Davids! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“

Lk 19,37-38: „Und als er sich schon dem Abhang des Ölberges näherte, fing die ganze Menge der Jünger freudig an, Gott zu loben mit lauter Stimme wegen all der Wundertaten, die sie gesehen hatten, und sie sprachen: Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Ehre in der Höhe!

2Kor 8,9: „Denn ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, obwohl er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“

 

Die Rettung dieses Königs wird allerdings nicht eine militärische Rettung in Israel sein, sondern eine geistliche Rettung für die ganze Erde. Nach Vers 10 wird er allen Nationen Frieden gebieten und bis an die Enden der Erde herrschen. Dieser Vers ist eine Vorausschau auf das Zeitalter des Evangeliums und auf die darauffolgende Herrschaft des Herrn über die neue Erde.

Der Herr wird alle weltlichen Waffen von seinem Volk wegnehmen, und sie werden nur auf ihn vertrauen (Vers 10). Die Nation des neuen Bundes wird nicht eine militärisch-politische Nation sein, sondern eine geistliche Nation, gebildet aus allen Nationen der Erde. Sie werden Bedrängnisse haben, aber der Herr wird sie erretten, weil sie an ihn glauben. Sie werden aus dem Gefängnis der Hoffnungslosigkeit befreit werden und auf Hoffnung in dieser Welt leben, in welcher sie hart bedrängt sind (Vers 11-12; siehe auch Rö 8,24-25). Juda und Ephraim werden zusammen sein, es wird geistlich betrachtet keine Trennung zwischen den Gläubigen geben. Auch die Nationen werden hinzukommen in die Gemeinde Gottes. Sie werden geistlich gedeihen und große Kraft empfangen im Kampf für Gottes Sache durch das Evangelium, sie werden in der Kraft des Blutes Christi den Sieg erringen (Verse 13-15). Vers 13 sagt zudem aus, dass Sacharjas Volk in der Zukunft auch gegen die Griechen kämpfen und bestehen wird. Dies hat sich historisch in der Zeit der Makkabäer erfüllt. Gott wird für sie sorgen (Vers 16-17).

Zuletzt müssen diese Verse auch im Blick auf die geistlichen Erfüllungen in der Person des Herrn und in den Gläubigen gesehen werden. Es geht hier nicht nur um militärische Siege oder um neutestamentliche Evangelisation, sondern es handelt sich auch um den Sieg des Herrn im geistlichen Kampf. Der Herr kam in äußerer Demut nach Jerusalem. Sein Reich ist nicht von dieser Welt (Joh 18,36). Am Kreuz hat er in einem erbitterten Ringen den Satan und all seine unsichtbaren Mächte besiegt. Durch sein Blut hat er unsere Sünden bezahlt. In seiner Auferstehung hat er uns gerechtfertigt. Die Verse 12-15 beschreiben auch unseren geistlichen Kampf auf dem Weg der Heiligung in diesem Leben auf der Erde. Die Verse 16-17 reden geistlicherweise über die Verherrlichung der Gläubigen bei der Offenbarung des Herrn und in Ewigkeit. Seine Friedensherrschaft hat jetzt schon in unserem Leben begonnen, und auf der neuen Erde wird vollkommener Friede sein (Vers 10).

 

Joh 14,27: „Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!“

Joh 18,36: „Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier.“

Rö 14,17: „Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist;“

Phil 4,7: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“

1Joh 3,2-3: „Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist.

 

 

Zehntes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-5

Nach den großen Prophetien des neunten Kapitels geht das zehnte Kapitel wieder mehr in die Lebensrealität der Leute zur Zeit des Propheten hinein. Die Generation Sacharjas hatte schlechte Ernten, und auch der Prophet Haggai redete darüber. Insbesondere blieben die so wichtigen Regenzeiten aus. Der Prophet versorgt das Volk jedoch nicht mit einer Patentlösung, sondern er geht wie jeder gute Hirte und Lehrer einen anderen Weg. Er hat ihnen in Kapitel 9 die großen Taten gezeigt, die der Gott Israels mit ihnen und mit den zukünftigen Gläubigen noch tun wird. Nun ermahnt er sie in Kapitel 10,1-2: „Leute, ihr wollt Regen für die Felder, weil euch der Mangel drückt. Wie wäre es denn, wenn ihr den großen Gott, den ich euch vorgestellt habe, um Regen bittet? Eure Hausgötzen und eure Wahrsager sind nicht dazu in der Lage, euch zu helfen.“

Der Mensch muss in dieser Welt arbeiten und sich Mühe geben, denn das gehört zum normalen Leben. Aber er muss auch wissen, dass er Einflüssen, Kräften und Mächten gegenübersteht, die weit außerhalb seiner eigenen Reichweite liegen. Gott gibt das Wachstum und den Regen, und er möchte von seinem fleißig arbeitenden Volk auch darum gebeten sein. Die Benediktiner hatten in dieser Hinsicht eine gute Ordensregel: Ora et labora! – Bete und arbeite! Wir sollen als Christen das Gebet nicht von unseren eigenen Bemühungen trennen. Wir stehen im Alltag einer großen Zahl von Fragen und Problemen gegenüber, und wir müssen einfach die absolute Notwendigkeit des Gebets anerkennen, um bestehen zu können. Wenn nicht, wird der Herr uns in Situationen hineinführen müssen, in denen wir es wieder lernen. Der wahre Christ steht oftmals mit leeren Händen vor dem Herrn, auch wenn manche evangelikale Wohlstandsprediger das anders sehen. Der Glaube wird eben nicht im Überfluss gestärkt, sondern in der Not, in welcher man Gottes Hilfe erfährt. Damals wie heute gab es unter dem Volk Gottes eine große Zahl von falschen Hirten, welche die Schafe in die Irre führten und führen.

Vers 2 endet mit Sacharjas Mitleid für diese Schafe. Der Herr sagt, dass er über die falschen Hirten (Wahrsager, Götzendiener, Kaufleute und so weiter) zornig ist, und dass er sie bestrafen wird. Er bezeichnet sie als Böcke, die sich mit Gewalt an die Spitze der Herde gesetzt haben. Dies reflektiert die Tatsache, dass sich in der Zeit des alten Sacharja nunmehr die Verhältnisse in Israel stark verändert haben. Die Gründergeneration ist gestorben, der Tempel und die Stadt sind wieder aufgebaut. In einer solchen Sicherheit ist der geistliche Niedergang meist vorprogrammiert, und auch Sacharja muss es hier erleben. Auch der Herr hat die Schafe bemitleidet und sich mit den falschen Hirten angelegt. Bemerkenswert ist, dass Gott oft Anführer über sein Volk gesetzt hat, welche Hirten waren: Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David, Amos.

 

Mt 9,36: „Als er aber die Volksmenge sah, empfand er Mitleid mit ihnen, weil sie ermattet und vernachlässigt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“

Mt 23,33: „Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen?“

 

In Vers 4 kündigt Gott dann einen neuen Anführer für das Volk an. Der Vers mag einerseits auf das Kommen der Makkabäer hindeuten, andererseits redet er aber auch über den Messias, den Eckstein aus dem Stamm Juda, den Zeltpflock. Dieser Eckstein wird an anderen Schriftstellen auch als ein Hirte bezeichnet.

 

Jes 22,23-24: „Und ich will ihn als Pflock einschlagen an einem festen Ort, und er soll ein Ehrenthron für das Haus seines Vaters werden, sodass die ganze Herrlichkeit seines Vaterhauses sich an ihn hängen wird, die Sprösslinge und die Abkömmlinge, alle kleinen Gefäße, von den Tonschalen bis zu allen Krügen.“

Jes 28,16: „So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich lege in Zion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der aufs Festeste gegründet ist: Wer glaubt, der flieht nicht!“

Mi 5,2: „Darum gibt er sie hin bis zu der Zeit, da die, welche gebären soll, geboren haben wird; und der Überrest seiner Brüder wird zurückkehren zu den Kindern Israels.“

Mt 2,4-6: „Und er rief alle obersten Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammen und erfragte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Sie aber sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben durch den Propheten: »Und du, Bethlehem im Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird ein Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden soll«.“

Eph 2,20-21: „… auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, …“

 

Auch der Herr bezeichnet sich als den guten Hirten (Joh 10,11). Er ist ein Opferlamm geworden und hat gerade dadurch seine Schafe erkauft. Er führt sie in Joh 10 aus dem Stall der Welt heraus und hinein in seinen eigenen Stall, wo Schafe aus den Juden und aus den Nationen eine große Herde sein werden. Er markiert seine Schafe mit dem Zeichen des Kreuzes: Der Sünde abgestorben gehen sie im neuen Leben der Herrlichkeit entgegen, bekennen seinen Namen und nehmen dafür oftmals Schande und Verfolgung auf sich. In allen Widrigkeiten freut sich der gute Hirte über seine Schafe, er umsorgt sie und gibt ihnen Schutz. Geistlich gesehen besteht dieser Schutz darin, dass kein wahrer Gläubiger jemals wieder verloren gehen wird.

 

Zweiter Abschnitt: Verse 6-12

In den Kapiteln 9-11 haben wir einen durchgehenden Faden, nämlich die Beschreibung der Rettung Gottes und seiner rettenden Herrschaft über die Gläubigen, betrachtet unter verschiedenen Aspekten. Die Kapitel 9-14 reden in eindrucksvoller Weise über den Herrn und seine Versammlung, um uns den Trost und die Hoffnung der Schriften zu vermitteln, von denen Paulus in Rö 15,4 redet. Unser jetziger Abschnitt beschreibt die Errettung als einen zweiten Exodus. So wie die Israeliten unter dem Hirten Mose aus dem Land Ägypten ausgezogen sind, so ist das Volk Sacharjas aus Babylon ausgezogen, und ebenso ziehen die Schafe des guten Hirten aus der Welt hinaus, für welche Ägypten in der Bibel oft ein Bild ist.

Erstens wird die Errettung beschrieben als eine Rettung aus Bedrängnis und Sklaverei. So wie Sacharjas Volk aus der Sklaverei der Babylonier und Perser gerettet wurde, so hat der neutestamentliche Gläubige seine Errettung aus der Schuld und aus der Macht der Sünde erlangt. Zweitens wird die Errettung des Volkes mit Wiederherstellung verbunden. Dies beinhaltet die Rückkehr in die Gegenwart und Gemeinschaft Gottes, wie es Sacharjas Generation erfahren hat. Im geistlichen Sinn ist es für uns die Rechtfertigung und die damit verbundenen Annahme des Gläubigen als ein adoptierter Sohn in der Familie Gottes. Drittens gibt es noch die Freude der Errettung, welche sowohl bei den Heimkehrern zu finden war, als auch neutestamentlich in der geistlichen Freude der Errettung bei den Gläubigen. Der Grund dieser Errettung ist die Gnade Gottes, denn weder Sacharjas Generation hat diese Errettung verdient, noch einer von uns heute.

 

5Mo 7,7-8: „Nicht deshalb, weil ihr zahlreicher wärt als alle Völker, hat der HERR sein Herz euch zugewandt und euch erwählt – denn ihr seid das geringste unter allen Völkern –, sondern weil der HERR euch liebte und weil er den Eid halten wollte, den er euren Vätern geschworen hatte, darum hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Haus der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten.“

Ps 51,2: „Als der Prophet Nathan zu ihm kam, weil er zu Bathseba eingegangen war:“

Rö 5,20: „Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, …“

Tit 3,5: „… da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, …“

 

Die Verse 8-10 reden über Gottes besondere Methode zur Errettung. Das hebräische Wort zera bedeutet sowohl zerstreuen als auch pflanzen. Man könnte auch den Gedanken des Säens damit verbinden, denn der Sämann pflanzt, indem er ausstreut. Gott zerstreute die Juden zunächst unter allen Nationen, um sie danach wieder zu sammeln. In der Verbannung kamen sie zur Umkehr und suchten Gott, der sie dann auch wieder in Gnaden annahm und nach Jerusalem brachte. Sacharja in seiner Zeit ist Zeuge dieser Sammlung.

Natürlich besteht auch eine Verbindung zum Evangeliumszeitalter. In der Zeit der Urgemeinde gab es in allen Ländern, in denen Paulus auf seinen Reisen ankam, bereits Juden und Synagogen. Gott hatte die Juden über alle benachbarten Nationen verteilt. Sie kannten die Schriften und dachten darüber nach. An jedem Ort fand Paulus zwar Widerstand, aber auch eine wunderbare Grundlage zur Verkündigung, denn er konnte den Juden anhand der Schriften beweisen, dass Jesus Christus der Messias ist. Die Purpurkrämerin Lydia aus Thyatira oder Timotheus waren solche Beispiele. Sie wurden vom guten Hirten durch seinen Diener Paulus gesammelt, und aus ihrem eigenen Dienst ging Großes hervor. In Korinth sagt Gott zu Paulus, dass er ein großes Volk in dieser Stadt hat. Dazu gehörten auch etliche Juden. In unseren Tagen ruft der Herr noch immer durch das Evangelium die Seinen heraus aus allen Orten, an denen er sie zuvor gepflanzt hat. Die Gläubigen kommen von allen Orten der Erde. Sie wurden dort von Gott bei ihrer Geburt hingepflanzt und lebten an ihren Orten, bis das Wort des Evangeliums zu ihnen kam. Sie wurden errettet und sind jetzt Schafe in der Herde des guten Hirten, entweder weiterhin an ihrem alten Ort oder auch unterwegs in der Mission. Sie ziehen über die Erde und suchen überall nach anderen Menschen, die Gott gepflanzt und für das Evangelium vorbereitet hat.

Ein Vorbild für die Errettung ist natürlich auch der Exodus. Sacharja redet in den Versen 10-12 über dieses Thema. Assyrien und Ägypten waren zu Sacharjas Zeit schon längst keine Feinde Israels mehr, denn Ihre Reiche waren untergegangen. Sie sind daher symbolisch zu deuten als die Mächte der Sünde, aus denen die Gläubigen befreit wurden. Der Exodus aus Babylon ist hier ebenfalls nicht gemeint, denn auch er lag zur Zeit Sacharjas bereits in der Vergangenheit. Häufig finden wir bei der Auslegung alttestamentlicher Prophetie folgendes Prinzip:

Wenn eine Aussage in wörtlicher oder sogar buchstäblicher Auslegung keinen Sinn macht, dann muss man anfangen, symbolisch zu denken.

 

Hier geht es also symbolisch um den zweiten Exodus, das ist der geistliche Exodus der Gläubigen des Neuen Testamentes, aus der Welt. So wie Gott seinen Erlösten zur Zeit Moses die Kraft gab, durch das Meer zu gehen, welches er vor ihnen geteilt hatte, so gibt Gott auch in unserer Zeit seinen Erlösten die Kraft für ihren Wandel in der Welt auf den Wegen, die er ihnen geöffnet hat. Wir sind erlöst aus der „ägyptischen“ Sklaverei der Sünde. Es geht nicht um die Schwierigkeit des Weges, um unsere Kraft oder um die verschiedensten Gefahren, sondern es geht darum, dass Gott uns um seiner selbst willen in seiner eigenen Kraft durchbringt. Er ernährt uns, gibt uns Licht für den Weg und tränkt uns mit seinem lebendigen Wasser.

 

Joh 6,35: „Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens.  Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten.“

Joh 6,51: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.“

Joh 7,37-38: „Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Joh 8,12: „Nun redete Jesus wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.“

 

Am Ende werden die Feinde endgültig fallen. Gottes Erlöste werden auf seinem Libanon versammelt sein, auf seinem hohen Berg, und es wird nur so wimmeln vor Menschen. Die Herde des großen Hirten wird riesig sein.

 

Jes 2,2-5: „Ja, es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest gegründet stehen an der Spitze der Berge, und er wird erhaben sein über alle Höhen, und alle Heiden werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: »Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns belehre über seine Wege und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird Recht sprechen zwischen den Heiden und viele Völker zurechtweisen, sodass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden werden und ihre Speere zu Rebmessern; kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen. – Komm, o Haus Jakobs, und lasst uns wandeln im Licht des HERRN!“

Mi 4,1-4: „Doch es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest gegründet an der Spitze der Berge stehen und wird über alle Höhen erhaben sein, und Völker werden ihm zuströmen. Und viele Heidenvölker werden hingehen und sagen: »Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird das Urteil sprechen zwischen großen Völkern und starke Nationen zurechtweisen, die weit weg wohnen, sodass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Spieße zu Rebmessern; kein Volk wird gegen das andere ein Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen; sondern jedermann wird unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen, und niemand wird ihn aufschrecken; denn der Mund des HERRN der Heerscharen hat es geredet!“

Hebr 12,22-28: „… sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels. Habt acht, dass ihr den nicht abweist, der redet! Denn wenn jene nicht entflohen sind, die den abgewiesen haben, der auf der Erde göttliche Weisungen verkündete, wie viel weniger wir, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel herab tut! Seine Stimme erschütterte damals die Erde; jetzt aber hat er eine Verheißung gegeben, indem er spricht: »Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel!« Dieses »Noch einmal« deutet aber hin auf die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden, als solche, die erschaffen worden sind, damit die Dinge bleiben, die nicht erschüttert werden können. Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns die Gnade festhalten, durch die wir Gott auf wohlgefällige Weise dienen können mit Scheu und Ehrfurcht!“

 

 

Elftes Kapitel

Wie wir bereits in der Biographie Sacharjas gesehen haben, wurden die Prophetien der Kapitel 9-14 zu einer späten Zeit im Leben des Propheten gegeben, als der Zustand des Volkes wieder wesentlich schlechter geworden war als zur Zeit des Tempelbaus. Auch wissen wir aus dem Wort des Herrn (Mt 23,35), dass Sacharja in schwere Konflikte geriet, die schließlich mit seiner Ablehnung und Ermordung endeten. Gerade in diesem elften Kapitel finden wir eine große Klage des Propheten über die Situation in seiner Nation. Die hier geschilderten Dinge haben in der Realität seines Lebens letztlich zu seiner Verwerfung geführt.

Von Norden, nämlich von Baschan und vom Libanon, kommt wieder eine Verwüstung über das Land. Es ist die Richtung, aus welcher immer wieder die militärischen Feinde Israels gekommen sind, aber diesmal kommt eine geistliche Verwüstung. Die Hirten des Volkes sind zu Löwen geworden, sie haben die Methoden der feindlichen Welt zur Führung der Herde angewendet und die Herde geplündert. Sie werden aber von Gott dafür zur Rechenschaft gezogen werden und selbst abgeurteilt. Sie jammern an diesem Tag, denn ihre Freßgründe sind verödet (Vers 3). Sacharja wird von Gott beauftragt, anstelle der falschen Führer die Herde zu weiden, welche von den Junglöwen, also den falschen Hirten, sowie von den Käufern geschlachtet wird (Verse 4-5). Die Ausbeutung erstreckt sich sowohl auf den religiösen Bereich als auch auf den Handel. In unserer Zeit geht diese Warnung an falsche Leiter der Gemeinden. Sie werden am letzten Tag verantwortlich gemacht werden, und der gute Hirte (für welchen Sacharja in Vers 4 und im Rest des Kapitels ein Bild ist), wird an ihre Stelle treten. Vers 6 beschreibt das materielle und geistliche Chaos, in welches das Volk Sacharjas geraten ist und noch geraten wird. Dieser Vers muss geistlich gesehen auch auf unsere Zeit angewendet werden.

 

1Petr 5,2-3: „Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid!“

Mt 6,24: „Niemand kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!“

Joh 10,7-15: „Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür für die Schafe. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe hörten nicht auf sie. Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu töten und zu verderben; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es im Überfluss haben. Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der kein Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe. Der Mietling aber flieht, weil er ein Mietling ist und sich nicht um die Schafe kümmert. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin den Meinen bekannt, gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne; und ich lasse mein Leben für die Schafe.“

 

Vers 7-8 beschreibt, wie Sacharja sich mit diesen falschen Führern anlegt und drei von ihnen absetzt. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Aussagen des Buches zunächst einmal im Leben des Propheten verankert sind, und dass sie auf tatsächliche Ereignisse hinweisen, welche wir nicht unmittelbar vergeistlichen dürfen. Sacharja fertigt sich zwei Hirtenstäbe an mit den Namen „Huld (Gnade)“ und „Verbindung“, und er setzt danach drei Rädelsführer ab, welche ihn hassen. Wir sehen in Vers 8, dass der Prophet selbst ungeduldig über die Herde wird, und dass auch das Volk infolge der Aufwiegelung durch die falschen Führer den Propheten hasst. Dadurch wird Sacharja unwillig und weidet die Herde nicht länger. Er zerbricht seinen Stab „Huld (Gnade)“ und überlässt die Herde, getrennt von der Gnade Gottes, dem Lauf der Welt. Nur wenige elende und wirklich gottesfürchtige Schafe in der Herde, also nur ein gläubiger Überrest erkennt, dass Sacharja der Diener Gottes ist und sein Wort geredet hat (Verse 9-11). In Vers 12 wird Sacharja von den falschen Hirten mit dem demütigenden Preis eines Sklaven, also mit 30 Silberlingen für seinen von ihnen gehassten Dienst entlohnt. In Vers 13 wirft er diesen Lohn im Auftrag Gottes dem Töpfer hin. In Vers 14 zerbricht er seinen Stab „Verbindung“ und bringt somit zum Ausdruck, dass Gott ab jetzt zulassen wird, dass auch die innere Einheit des Volkes völlig zerbrechen wird. Jeder wird gegen jeden angehen, das Chaos wird überhand nehmen. In den Versen 15-16 geht Sacharja noch einmal zu dem Volk zurück und spielt ihnen das Verhalten der falschen Hirten vor, so als ob Gott sagt: „Ihr werdet jetzt genau das bekommen was ihr immer gewollt habt, aber es wird schlimm für euch werden!“ Im letzten Vers wird dann nur noch das mit Sicherheit kommende unbarmherzige und vernichtende Gericht über die falschen Hirten angekündigt. Gott ist entschlossen, an seinem Tag ihr Ende herbeizuführen. Bis hierhin die Realität dieser Prophetie im Leben Sacharjas.

Die prophetische Erfüllung kam natürlich durch den wirklichen guten Hirten, den Herrn Jesus Christus, welcher in der Prophetie von Kapitel 9 demütig und auf einem Esel reitend in Jerusalem eingezogen ist. Auch in der Zeit des Herrn war das Volk unter die Herrschaft grausamer Hirten und Käufer geraten, welche die Armen der Herde wie Löwen zerrissen und sie an die Römer verkauft hatten. Sie hatten auch das Haus des Herrn zu einer Räuberhöhle gemacht. Der Herr legte sich genau wie Sacharja (welcher ihn ja in unserem Kapitel deutlich vorschattet) mit den falschen Hirten an. In der letzten Woche seines Lebens setzte er in seinen harten Diskussionen mit den Gegnern drei Gruppen von ihnen ab: Pharisäer, Sadduzäer und Herodianer. Außerdem reinigte er den Tempel von den Käufern und Verkäufern. Die Pharisäer und die Mehrheit der Juden hassten ihn dafür. In der letzten Nacht seines Lebens wurde er von Judas Iskariot für den Preis eines Sklaven an die Pharisäer verraten. Nur ein kleiner elender Überrest, nämlich die anderen Jünger und einige wenige aus dem Volk Israel erkannten, dass der Herr der Sohn des lebendigen Gottes war, der große Prophet, der Messiaskönig Israels. Nach der Verhaftung des Herrn warf Judas die 30 Silberlinge zurück in den Tempel, und die Pharisäer kauften dafür den Acker des Töpfers. In seiner letzten großen Anklage gegen die Pharisäer spricht der Herr in Mt 23 den endgültigen Fluch und das siebenfache Wehe nach Jes 5,20-26 über die Pharisäer, den Tempel, das Volk und die Stadt aus. Das Volk wird ohne die Gnade des Hirten leben, den es getötet hat, es wird einer gegen den anderen aufstehen, und das geistliche und materielle Chaos wird in der totalen Zerstörung der Stadt durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. enden. In dieser letzten Belagerung Jerusalems kam es sogar zum Kannibalismus. Das Volk fraß nicht nur geistlich einander auf, sondern auch leiblich.

Der Herr sagte in Mt 21,43 auch, dass das Reich Gottes von Israel weggenommen und einer anderen Nation gegeben werden würde. Hier liegt die geistliche Anwendung für uns, denn wir sind als Gemeinde Christi diese neue Nation des Segens, das Israel nach dem Geist im Neuen Testament. Für uns gelten daher die gleichen Warnungen auf geistlicher Ebene. Der Herr wird uns auf seinen Wegen seine Huld erweisen und uns miteinander verbinden. Er wird uns züchtigen müssen, wenn wir weglaufen. Er wird als der große Hirte auch uns leiten wie eine Herde von Schafen. Die falschen Hirten wird er am Tag seiner Wiederkunft verurteilen.

 

Jes 53,6-8: „Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut. Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.“

1Petr 2,24-25: „Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen.“

 

 

Zwölftes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-9

In den Kapiteln 9-11 haben wir als Untereinheit des dritten Teiles des Buches mehrere zusammenhängende Prophetien gesehen, welche in der Geschichte ihre Erfüllung fanden. In Kapitel 9,1-8 den Feldzug Alexanders des Großen, in den Versen 13-16 den Sieg der Makkabäer gegen die Griechen, im gesamten Kapitel 11 die Verwerfung des Messias und die darauf folgende Zerstörung Jerusalems im ersten Jahrhundert nach Christus. Kapitel 12 und 13 bilden nunmehr eine zweite Untereinheit innerhalb des dritten Teiles des Buches. Wir lesen in Kapitel 12 darüber, wie Gott sein Volk dazu benutzen wird, die Nationen in Verlegenheit zu bringen (Verse 1-4), seine Leute mit Kraft auszustatten (Verse 5-9) und sein Volk zur Umkehr zu bringen (Verse 10-14). In Kapitel 13 sehen wir, wie Gott sein Volk endgültig von der Sünde reinigen wird (Verse 1-6), und dass er dazu den Hirten schlagen und danach das Volk in schwerste Bedrängnisse bringen wird (Verse 7-9). Die Prophetie ist eine Last (hebräisch: „massa“, auch als Orakel übersetzbar) für den Propheten und das Volk, denn sie zeigt, dass das Volk zu seiner Errettung sehr schwere Umstände erdulden muss.

Häufig kommt der Begriff „an jenem Tag“ (oder neutestamentlich „am Tag des Herrn“) vor, welcher nach den besten Auslegungen die Ankunft der richterlichen und rettenden Herrschaft Gottes auf der Erde bezeichnet. Der Begriff entspricht einem wiederholt stattfindenden einschneidenden Handeln Gottes, welches durchgreifende Änderungen in der Welt und im Leben seines Volkes nach sich zieht und einen bestimmten Abschnitt in der Menschheitsgeschichte abschließt. Welcher Zeitraum damit gemeint ist, hängt ganz entscheidend von dem Kontext ab, in welchem das Wort Gottes den Begriff gebraucht. Er kann sich auf Ereignisse im irdischen Volk Israel zu verschiedenen Epochen ebenso beziehen wie auf die Geschichte der neutestamentlichen Gläubigen. Er bezeichnet natürlich auch das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit am Ende. Allgemein gesprochen bezeichnet der Begriff den wiederholten Moment von Gottes mächtigem Eingreifen zur Rettung und zum Gericht durch das jetzige Zeitalter hindurch bis zum Ende.

Vers 1 unseres Kapitels zeigt uns die souveräne Allmacht Gottes über jegliches Geschehen. Vers 2-3 zeigt uns die Stadt Gottes, das irdische Jerusalem des Alten Testamentes und das himmlische Jerusalem des Neuen Testamentes, nämlich die Gemeinde, als einen Laststein, an dem sich alle Feinde verwunden wenn sie versuchen, ihn von seinem Ort weg zu bewegen. In Vers 4 sehen wir, wie die Weltmächte, ob alttestamentlich oder neutestamentlich, mit aller Macht ihrer Rosse (Symbol für Kraft) gegen die Stadt angehen und scheitern. Das war im irdischen Jerusalem der Fall, bis Gott nach dem Kreuz endgültig seine schützende Hand abzog, und es ist auch im himmlischen Jerusalem der Fall. Gott schaut in Vers 4 genau auf den Zustand seines Volkes und beschützt es.

 

Mt 16,18: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.“

 

In den Versen 5-9 geht es um den inneren Zustand des Volkes. Sie werden gestärkt in der Macht Gottes und nicht in ihrer eigenen Macht. Gott gibt seinen Leuten in allen Bedrängnissen innere Sicherheit und gewährt ihnen seinen Frieden. Gott gibt aber auch seinem Volk Einigkeit und schenkt eine tatsächliche Errettung an seinem Tag. In Vers 8 gibt Gott die Summe seines Wirkens an: auch der allerschwächste im Volk wird in Gottes Kraft dazu fähig sein, Siege zu erringen. Dies trifft natürlich gerade auf unsere Zeit zu, wo Gott die schwächsten seiner Kinder oft mächtig gebraucht. Sie bekommen oft Mut zum Zeugnis und Kraft zum Ausharren. Wir sehen hier, wie der Schwerpunkt der Prophetien im Verlauf der Kapitel 9-14 immer mehr hin zu den geistlichen Aspekten der Errettung verlagert wird, obwohl natürlich auch in der Geschichte des Volkes Israel diese Erfüllungen stattgefunden haben bis zu Zerstörung Jerusalems.

 

Joh 14,27: „Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht!“

2Kor 12,9-10: „Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“

Phil 4,6-7: „Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“

2Tim 1,8+14: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin; sondern leide mit [uns] für das Evangelium in der Kraft Gottes. (…) Dieses edle anvertraute Gut bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt!

1Petr 1,5: „… die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit.“

 

Zweiter Abschnitt: Verse 10-14

Der Prophet geht nun gewissermaßen als Hirte seines Volkes in den letzten Weissagungen seines Lebens bis Kapitel 14 immer mehr aus der Welt hinaus in die geistliche Gegenwart Gottes und in den ewigen Zustand hinein, bevor er schließlich von seinen Feinden umgebracht wird. Auch hierin ist er ein klares Vorbild des großen Hirten Jesus Christus, welcher sich ebenso am Ende seines Lebens immer mehr von den äußerlichen Verbindungen zu den Menschen ablösen musste, bis er schließlich ganz alleine zusammen mit dem Vater zum Ort seiner Kreuzigung gehen musste.

 

Joh 16,31-33: „Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde, und sie ist jetzt schon da, wo ihr euch zerstreuen werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst; aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“

 

Ab Vers 10 unseres Kapitels werden diese Dinge immer deutlicher erkennbar. Hier beginnt Gott durch den Propheten damit, uns die Anwendung des Heils auf sein Volk durch die Person des Heiligen Geistes zu beschreiben. Der erste Schritt hierbei ist echte und gottgemäße Betrübnis, die Buße zum Heil, welche mit dem geistlichen Blick auf den durchbohrten Erlöser verbunden ist, und genau das ist auch der Inhalt von Vers 10. Außerdem zeigt uns dieser Vers die Dreieinigkeit Gottes im Alten Testament, denn er spricht über „… den Geist, … mich, … ihn, … den eingeborenen Sohn …“ Der Vater, der Sohn und der Geist in einem Vers!

Die Erfüllung dieser Prophetie kam und kommt in verschiedener Hinsicht. Einerseits erfüllte sie sich am Pfingsttag in Jerusalem. Andererseits wird sie sich nach Ansicht einiger Ausleger am Volk Israel in den letzten Tagen unseres Zeitalters erfüllen. Nach Ansicht dieser Ausleger (welcher allerdings auch widersprochen worden ist), wird sich am Ende unseres Zeitalters die überwiegende Mehrheit des irdischen Volkes Israel zu dem Herrn bekehren. Drittens bezieht sich die Weissagung auf das Kommen des Herrn. Jedes Auge wird ihn sehen. Der letzte Aspekt ist zu allen Zeiten bis zur Ankunft des Herrn die persönliche Buße jedes einzelnen Menschen bei seiner Errettung. Die gottgemäße Betrübnis erreicht das Innere des Herzens, sie bezieht sich nicht auf die unangenehmen Folgen der Sünde wie bei Judas Iskariot, sondern auf die Schrecklichkeit der Sünde selbst, und sie ruft den Herrn um Vergebung und Errettung an, was Judas nicht getan hat.

Die gottgemäße Betrübnis im Herzen ist nicht Menschenwerk, sondern das Werk Gottes. Sie ist ein Geschenk, eine Gabe Gottes zum Heil. Sie ist nicht emotional (obwohl viele Christen bei ihrer Bekehrung auch Tränen vergossen haben), sondern geistlich. Sie ist daher nicht zwingend mit einem emotionalen Ausbruch verbunden. Judas Iskariot hatte ungeheuer starke Emotionen, denn er war so verzweifelt, dass er sich umbrachte. Er hatte aber keinen Glauben an die vergebende Gnade des Herrn, den er verraten hatte, weil er nicht glaubte, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes, der Messias Israels und der Welt. Das unterscheidet seine Betrübnis von der gottgemäßen Betrübnis eines Petrus, welcher den Herrn sogar dreimal verleugnet hatte. Petrus war gläubig, er suchte und fand die Vergebung des Herrn.

 

Ps 51,11-13: „Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden und tilge alle meine Missetaten! Erschaffe mir, o Gott, ein reines Herz, und gib mir von Neuem einen festen Geist in meinem Innern! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.“

Spr 23,26: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen!“

Lk 15,17-19: „Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“

Apg 2,23+36-38: „… diesen, der nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war, habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. (…) So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt! Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder? Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“

Rö 11,26: „… und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: »Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden, …“

2Kor 7,10-11: „Denn die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil, die man nicht bereuen muss; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn siehe, wie viel ernstes Bemühen hat dies bei euch bewirkt, dass ihr in gottgewollter Weise betrübt worden seid, dazu Verantwortung, Entrüstung, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung! Ihr habt in jeder Hinsicht bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid.“

Off 1,7: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde! Ja, Amen.“

 

Somit erkennen wir auch, dass die gottgemäße Betrübnis einerseits immer auf den Herrn gerichtet ist, der an unserer Stelle so Schweres erleiden musste, dass sie aber andererseits nicht dort stehenbleibt, sondern sich in Gebet und Flehen an diesen selben Herrn wendet, der in der Auferstehung der Retter geworden ist. Er ist gnädig und barmherzig, er ist bekümmert über das Elend des Sünders und bietet ihm die rettende Hand dar. Rettende Buße hat als ihren Begleiter rettenden Glauben. Glauben bedeutet, in echter Buße mit seinen Sünden zu dem Vater zu kommen und auf den Retter Jesus Christus zu vertrauen. Heute kann noch jeder gerettet werden, der glaubend auf den durchbohrten Heiland schaut. Einmal nicht mehr.

 

Jes 45,22: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, all ihr Enden der Erde; denn ich bin Gott und keiner sonst!“

Mt 5,4: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!“

Mk 1,40-41: „Und es kam ein Aussätziger zu ihm, bat ihn, fiel vor ihm auf die Knie und sprach zu ihm: Wenn du willst, kannst du mich reinigen! Da erbarmte sich Jesus über ihn, streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will; sei gereinigt!“

Mk 6,34: „Und als Jesus ausstieg, sah er eine große Volksmenge; und er hatte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren.“

 

 

Dreizehntes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-6

Wie bereits gesagt bilden die Kapitel 12 und 13 eine fortlaufende gedankliche Einheit. Wir haben am Ende von Kapitel 12 die gottgemäße Betrübnis zum Heil betrachtet. Hier nun begegnet uns die Quelle zur Reinigung für jeden bußfertigen Sünder, der zu Gott kommt. Ohne diese Quelle wäre die Buße vergeblich, denn sie könnte nicht zum Heil führen. Gott hat aber das Heil zugesagt, und es ist in seinem Sohn, denn er hat mit seinem Blut alle unsere Sünden bezahlt. Blut wurde im Alten Testament zur Bedeckung vergossen, und ohne Blutvergießen gab es keine Vergebung. Das Blut Christi wurde am Kreuz vergossen, und es kam Blut und Wasser hervor. Das Blut Christi ist der Preis für alle unsere Sünden, die Waschung von unseren Sünden. Das Wasser spricht von dem Bad der Wiedergeburt und von unserer Wiedergeburt aus Wasser und Geist, also aus dem Wort Gottes und aus dem Heiligen Geist. Der Geist, das Wasser und das Blut sind einstimmig. Hier ist die Quelle geöffnet, was zur Zeit Sacharjas noch Zukunft war. Sie wurde in einem einzigen Augenblick geöffnet, nämlich als das Blut und das Wasser aus der Seite des gestorbenen Erlösers ausströmte. Ohne diese Quelle müssten wir alle verloren gehen.

 

Jes 1,18: „Kommt doch, wir wollen miteinander rechten!, spricht der HERR. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Karmesin, sollen sie [weiß] wie Wolle werden.“

Hes 36,25-29: „Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben; ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut. Und ihr sollt in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe, und ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein. Und ich will euch befreien von allen euren Unreinheiten, und ich will dem Korn rufen und es vermehren und keine Hungersnot mehr über euch kommen lassen.“

Joh 3,5: „Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen!“

Joh 19,34: „… sondern einer der Kriegsknechte stach mit einem Speer in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.“

Hebr 9,13-15; 22: „Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen. (…) und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.“

Hebr 10,10-14: „Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für alle Mal. Und jeder Priester steht da und verrichtet täglich den Gottesdienst und bringt oftmals dieselben Opfer dar, die doch niemals Sünden hinwegnehmen können; Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das für immer gilt, zur Rechten Gottes gesetzt, und er wartet hinfort, bis seine Feinde als Schemel für seine Füße hingelegt werden. Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden.“

1Joh 5,8: „… und drei sind es, die Zeugnis ablegen auf der Erde: der Geist und das Wasser und das Blut, und die drei stimmen überein.“

Off 1,5: „… und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen aus den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde. Ihm, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein Blut, …“

 

Diese Quelle ist auch eine Quelle der Freude für die Christen. Zahlreiche Christen bleiben auch nach ihrer Errettung in einem klagenden und depressiven Zustand stecken, weil sie die Befreiung nicht erkennen, die auf Golgatha geschehen ist. Aufgrund schrecklicher Lebenserfahrungen, fortwährender Sünde, eines bedrückten Geistes oder der Drohung des Feindes bleiben sie niedergedrückt. Gott betrübt nicht nur den Sünder, damit er umkehrt, sondern er rettet ihn, wäscht ihn durch sein Blut, rechtfertigt ihn und gibt ihm das ewige Leben. Das ist Grund zur Freude, und dies sollte sich der Gläubige auch bewusst machen, um nicht fortwährend in den Niederungen seiner seelischen Schwankungen stecken zu bleiben. Durch den Quell dieses Blutes sind wir sowohl aus der Macht der Sünde grundsätzlich befreit, als auch von der Schuld der Sünde. Hinzu kommt noch die Befleckung durch die Sünde, von welcher wir im Lauf unseres Lebens in der fortwährenden Heiligung immer mehr gereinigt werden. Definitiv geheiligt sind wir vom Augenblick der Rettung an.

 

Ps 42,5: „Daran will ich denken, und meine Seele in mir ausschütten, wie ich dahinzog im Gedränge, mit ihnen feierlich dahinschritt zum Haus Gottes unter lautem Jubel und Lobgesang, in der feiernden Menge.“

1Kor 6,11: „Und solche sind etliche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes!“

1Joh 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

1Joh 3,19-20: „Und daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und damit werden wir unsere Herzen vor Ihm stillen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß.“

 

In den Versen 2-6 sehen wir die Reinigung des ganzen Landes und des Volkes aufgrund der fließenden Quelle. Die Rettung und die Reinigung führt im Geist Gottes zu einer veränderten Lebensführung im Gehorsam und auf dem Weg der fortschreitenden Heiligung. In Vers 2 werden die Götzen aus dem Land Israels ausgerottet, so wie sie geistlich gesprochen auch aus dem Leben des Volkes Gottes verschwinden. In Vers 3 wird Gottes glühender Eifer gegen die falschen Propheten gesehen, sowohl im Land Israel als auch im geistlichen Sinn unter uns Gläubigen der heutigen Zeit. Gott hat schon im Alten Testament die falschen Propheten und Götzendiener klar bezeichnet. Sie sollen ausgerottet werden. Nach der Errettung schämen sich die ehemaligen Falschpropheten ihrer Vergangenheit und möchten keine Propheten mehr sein. Dies ist in unserer Zeit unter anderem anwendbar auf solche, die sich aus allen Formen des Okkulten zu dem Herrn bekehrt haben und die Spuren ihrer Vergangenheit beseitigen.

 

5Mo 13,2-6: „Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder Träumer aufstehen wird und dir ein Zeichen oder Wunder angibt, und das Zeichen oder Wunder trifft ein, von dem er zu dir geredet hat, und er spricht [nun]: »Lasst uns anderen Göttern nachfolgen – die du nicht gekannt hast –, und lasst uns ihnen dienen!«, so sollst du den Worten eines solchen Propheten oder eines solchen Träumers nicht gehorchen; denn der HERR, euer Gott, prüft euch, um zu erfahren, ob ihr den HERRN, euren Gott, wirklich von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt. Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhängen. Ein solcher Prophet aber oder ein solcher Träumer soll getötet werden, weil er Abfall gelehrt hat von dem HERRN, eurem Gott, der euch aus dem Land Ägypten geführt hat und dich aus dem Haus der Knechtschaft erlöst hat; er hat dich abbringen wollen von dem Weg, auf dem zu gehen der HERR, dein Gott, dir geboten hat. So sollst du das Böse aus deiner Mitte ausrotten!“

5Mo 13,7-12: „Wenn dich dein Bruder, der Sohn deiner Mutter oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Ehefrau oder dein Freund, der dir [so lieb] wie deine Seele ist, heimlich anstiftet und sagt: »Lasst uns hingehen und anderen Göttern dienen!« – die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, von den Göttern der Völker, die um euch her sind, sie seien nahe bei dir oder fern von dir, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde –, so sollst du nicht einwilligen und nicht auf ihn hören; du sollst ihn nicht verschonen, und du sollst kein Mitleid [mit ihm] haben, noch ihn verbergen, sondern du sollst ihn unbedingt umbringen; deine Hand soll als erste an ihm sein, um ihn zu töten, und danach die Hand des ganzen Volkes. Man soll ihn zu Tode steinigen; denn er hat versucht, dich abzubringen von dem HERRN, deinem Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Haus der Knechtschaft. Und ganz Israel soll es hören und sich fürchten, damit niemand mehr solch eine böse Tat in deiner Mitte tut!“

5Mo 13,13-19: „Wenn du von einer deiner Städte, die der HERR, dein Gott, dir geben will, um darin zu wohnen, sagen hörst: Es sind etliche Männer, Söhne Belials, aus deiner Mitte hervorgegangen und haben die Bürger ihrer Stadt verführt und gesagt: »Lasst uns hingehen und anderen Göttern dienen!« – die ihr nicht gekannt habt –, so sollst du es untersuchen und nachforschen und dich genauestens erkundigen. Und siehe, wenn es die Wahrheit ist und die Sache feststeht, dass ein solcher Gräuel in deiner Mitte begangen wurde, so sollst du die Bewohner jener Stadt unbedingt mit der Schärfe des Schwertes schlagen; an der Stadt samt allem, was darin ist, sollst du den Bann vollstrecken, auch an ihrem Vieh, mit der Schärfe des Schwertes; und alle Beute, die darin gemacht wird, sollst du mitten auf ihrem Marktplatz sammeln und die Stadt samt aller Beute dem HERRN, deinem Gott, gänzlich mit Feuer verbrennen; und sie soll ewiglich ein Schutthaufen bleiben; sie soll niemals wieder gebaut werden! Und es soll nicht irgendetwas von dem, was unter dem Bann ist, an deiner Hand haften, damit der HERR von der Glut seines Zornes ablässt und dir Barmherzigkeit erweist und sich über dich erbarmt und dich mehrt, wie er es deinen Vätern geschworen hat – wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst und alle seine Gebote hältst, die ich dir heute gebiete, sodass du tust, was recht ist in den Augen des HERRN, deines Gottes.“

Apg 19,18-19: „Und viele von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und erzählten ihre Taten. Viele aber von denen, die Zauberkünste getrieben hatten, trugen die Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen; und sie berechneten ihren Wert und kamen auf 50 000 Silberlinge.“

 

In Vers 5-6 streitet der ehemalige falsche Prophet in Israel seine Vergangenheit ab. Manche Ausleger haben hierfür die folgende Deutung gegeben: Seine Familienangehörigen haben ihn an den Händen nach 5Mo 13,6-10 durchbohrt, weil er falsch geweissagt hat. Diese Wunden werden von anderen gesehen, und er wird danach gefragt. Er möchte nicht zugeben, dass er ein falscher Prophet war, sondern er sagt, er sei ein Landarbeiter. Der Vers bildet symbolisch den geistlichen Eifer der Gläubigen ab und die echte Buße der Neubekehrten. Die Gläubigen haben das Gesetz in ihren Herzen und möchten daher keine geistliche Gemeinschaft mit falschen Propheten oder Wahrsagern haben. Die neu bekehrten Christen möchten ihr Leben reinigen und schämen sich ihrer Vergangenheit. Der Vers 6 wurde verschiedentlich auch auf den Herrn bezogen, aber diese Deutung steht dem Kontext des Abschnitts entgegen. Es geht nicht um den Messias, sondern um die ehemals falschen Propheten und ihre Vergangenheit. Natürlich sind auch diese Leute durch die Wunden in den Händen des Messias gerettet.

 

Zweiter Abschnitt: Verse 7-9

Der Abschnitt beginnt mit einem sehr dramatischen Vers. Der Herr selbst gebietet dem Schwert, seinen eigenen Hirten zu schlagen. Das Wort „amiyti“ bedeutet „mein Nebenmann, mein enger Freund, mein vertrauter Gefährte“, und es bezieht sich auf den Sohn Gottes, der wesensgleich dem Vater ist. In Kapitel 11 sahen wir die Ablehnung des guten Hirten durch das Volk, sowohl in der Zeit Sacharjas als auch prophetisch in der Zeit des Herrn. In Kapitel 12 sahen wir die echte und gottgemäße Buße derer, welche den anschauten, den sie durchbohrt hatten. Im ersten Abschnitt unseres jetzigen Kapitels sahen wir die Öffnung der Quelle zur Vergebung aller Schuld und die Reinigung des Landes sowie des Volkes. Nun sehen wir in den letzten drei Versen, was zur Öffnung dieser Quelle notwendig war. Der Vers beschreibt eine scheinbare Trennung innerhalb der Dreieinigkeit Gottes. Diese Trennung ist jedoch nur scheinbar, denn es lag in Gottes ewigem Plan, dass er einmal seinen Sohn senden würde, um unsere Schuld zu sühnen. Gott sehnte sich so sehr nach der Verwirklichung des Versöhnungswerkes, dass er gewissermaßen dem Schwert gebietet, nun endlich den Hirten zu schlagen.

 

Joh 3,16: „Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.“

 

Gott hat die verlorenen Sünder so sehr geliebt, dass er seinen einzigen geliebten Sohn sandte, um die Trennung zwischen Gott und Mensch aufzuheben. Einzig und allein ein Mensch konnte die Sünden von Menschen vor Gott bezahlen, und genau deshalb musste Gott der Sohn Mensch werden. Andererseits musste er zugleich Gott selbst bleiben, denn nur Gott allein hat die Möglichkeit die unbeschreiblich gewaltige Masse der Schuld zu begleichen, die auf der unerlösten Menschheit liegt und auch auf denen bleiben wird, welche die Versöhnung ablehnen. Gott ging gewissermaßen in eine scheinbare Spaltung hinein, um den Plan der Erlösung zu verwirklichen. Der Vater liebte den Sohn, und er sandte ihn auf die Erde, weil er auch die Verlorenen liebte. Der Sohn liebte den Vater, und er ging in freiwilligem und aktivem Gehorsam auf die Erde, weil er auch die Verlorenen liebte. Gott ersehnte die Errettung der Verlorenen so sehr, dass er es kaum erwarten konnte, dem Schwert zu gebieten, als der Augenblick gekommen war. Aber auch der Herr selbst sehnte sich danach, das Werk zu vollbringen. Er sagte es den Jüngern beim letzten Passah.

 

Lk 22,14-15: „Und als die Stunde kam, setzte er sich zu Tisch und die zwölf Apostel mit ihm. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide.“

 

Johann Sebastian Bach sagte es einmal so:

„Gott von Gott verlassen, wer kann das fassen?“

 

In einem Liedtext lesen wir die Worte:

„Gott du hast dir ausersehen deinen Sohn zum Opferlamm,
deine Liebe hieß dich gehen mit ihm hin zum Kreuzesstamm,
seine Qual schnitt dir ins Herz, und sein Weh war auch dein Schmerz,
dass wir nicht als Sünder sterben, musste er zur Sünde werden.“

 

Der Opfergang des Herrn erfüllte nicht die Bedingungen eines Vertrags zwischen fehlbaren Menschen, sondern er ist die Erfüllung des ewigen Ratschlusses des dreieinigen Gottes durch das Werk des vollkommenen Menschen, welcher zugleich Gott der Sohn ist. Der Herr hat im Gebet zu seinem Vater diese Dinge in Anwesenheit der Jünger zum Ausdruck gebracht, und auch wir dürfen sie in Gottes Wort nachlesen und darüber nachsinnen (Joh 17).

Danach lesen wir über die Zerstreuung der Schafe. Vers 7b-8 wurde einerseits dadurch erfüllt, dass die Schafe der kleinen Herde des Herrn sich nach dem Verrat des Judas im Garten Gethsemane zerstreuten und ihn verließen. Andererseits wurde es erfüllt in der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, nachdem das Volk Israel seinen Messias abgelehnt und zur Hinrichtung überliefert hatte. Vers 8 redet nicht über eine genaue Drittelung des Volkes, sondern lediglich über drei Anteile von unbestimmter Größe. In der tatsächlichen Zerstörung des Jahres 70 n.Chr. war es dann so, dass zwei Anteile des Volkes getötet wurden, nämlich erstens die ungläubigen Juden in Judäa und Samaria sowie zweitens die ungläubigen Juden in Jerusalem. Der dritte Anteil, nämlich die gläubigen Juden der damaligen Zeit, konnten rechtzeitig das Land verlassen und wurden verschont. Danach wurden sowohl die gläubigen Juden als auch der kümmerliche Rest der überlebenden Ungläubigen weltweit zerstreut, so wie es die Prophetie sagt.

Drittens wird es nach Vers 9 auch so sein, dass die zerstreuten Juden geläutert werden im Feuer und am Ende zu dem Hirten zurückkehren werden. Viele Ausleger haben die Erfüllung dieser Prophetie darin gesehen, dass die Nation Israel nach jahrhundertelanger Diaspora wieder in das Land zurückgekehrt ist und am Ende nach ihrer Ansicht zum überwiegenden Teil oder sogar vollständig errettet werden soll. Andere wiederum glauben, dass „ganz Israel“ in Römer 11,26, auf welche sie die Prophetie Sacharjas bezieht, die Summe aller durch die Evangelisation des christlichen Zeitalters bekehrten Juden sein wird. Nach der letztgenannten Auslegung wäre es nicht möglich, die Ankunft des Tages des Herrn anhand dramatischer Erfolge in der Israelmission zu erkennen.

 

Mt 24,36-40: „Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater. Wie es aber in den Tagen Noahs war, so wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wie sie in den Tagen vor der Sintflut aßen und tranken, heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging, und nichts merkten, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein. Dann werden zwei auf dem Feld sein; der eine wird genommen, und der andere wird zurückgelassen.“

 

Schließlich wird es auch in unserem Christenleben so sein, dass wir in vielfachen Bedrängnissen geläutert werden müssen, und dass der Herr uns auch bisweilen züchtigen muss. Dies tut er jedoch nur, weil er uns seinem Sohn immer ähnlicher machen möchte. Hier haben wir die Liebe des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, welche und sucht, uns errettet, uns heiligt und uns auf ewig vollendet!!

 

Apg 14,22: „… dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,] dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen.“

Hebr 12,6-11: „Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne! Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jene haben uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind.“

1Petr 2,4-5: „Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.“

Off 7,14-16: „(…) Und er sprach zu mir: Das sind die, welche aus der großen Drangsal kommen; und sie haben ihre Kleider gewaschen, und sie haben ihre Kleider weiß gemacht in dem Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt aufschlagen über ihnen. Und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; auch wird sie die Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze;“

 

 

Vierzehntes Kapitel

Erster Abschnitt: Verse 1-11

Wir kommen nun zu dem wohl schwierigsten Kapitel des Buches. Der Text redet im ersten Abschnitt über eine gewaltige letzte Schlacht, in welcher alle Nationen gegen Jerusalem heranrücken und in welcher der Herr durch sein Kommen mit den Engeln seiner Macht die Rettung für sein Volk sowie den endgültigen Sieg über alle Feinde herbeiführt, begleitet von einer kosmischen Katastrophe.

Die große Schwierigkeit liegt darin, wie dieser Text richtig auszulegen ist. Zahlreiche Versuche der Auslegung sind während der letzten Jahrhunderte hervorgetreten. Wie wir bereits in unserer Einleitung betont haben, folgt der vorliegende Text in seiner Grundstruktur im Wesentlichen dem Kommentar von Richard Phillipps aus 2007 (siehe Literaturverzeichnis). Dieser Kommentar beantwortet (wie alle anderen Kommentare) natürlich auch bei weitem nicht alle Fragen, aber er kommt nach unserem Verständnis der Aussage des Propheten wohl am nächsten. Vieles wird dennoch am Ende der nun folgenden Erläuterungen offen bleiben, denn Gottes Gedanken sind höher als unsere Gedanken.

Wir möchten uns auf drei Hauptarten der Auslegung beschränken, welche nachfolgend umrissen werden. Nach unserer persönlichen Ansicht ist die buchstäbliche Auslegung eindeutig nicht zutreffend. Die geistliche Auslegung erwähnt wichtige Gesichtspunkte, verliert aber die Realitäten unserer heutigen Weltzeit etwas zu sehr aus dem Auge. Die Balance zwischen buchstäblicher und geistlicher Auslegung kommt nach unserem Verständnis der Wahrheit am nächsten. Aber auch sie soll natürlich nicht absolut gestellt werden. Es wäre geistlich gesprochen vermessen zu behaupten, dass man alle Gedanken Gottes vollständig erfasst hätte. Wir möchten ausdrücklich betonen, dass wir in Demut an das Wort Gottes herangehen möchten. Die vorliegenden Ausführungen sollten daher lediglich als eine Grundlage für weitere Diskussion und geistlichen Austausch zwischen Glaubensgeschwistern angesehen werden, welche für zukünftige Korrekturen offen bleiben.

 

1. Möglichkeit: Buchstäbliche Auslegung

Prämillennialisten (vor allem die Dispensationalisten), gehen von einer buchstäblichen Deutung des gesamten vierzehnten Kapitels aus. Nach dieser Auslegung handelt es sich um die Stadt Jerusalem in Israel, um den buchstäblichen Ölberg, um die buchstäblichen Heere aus allen Nationen der Erde, also möglicherweise um UNO-Truppen, um ein buchstäbliches Erdbeben mit Spaltung des Ölbergs, sowie um die Flucht der in Jerusalem eingeschlossenen gläubigen Juden der siebenjährigen Drangsalszeit (welche streng von der Gemeinde Christi zu unterscheiden sind) bis hin zu dem geographisch existierenden Ort Azel. Diese Sichtweise ist in der Hinsicht zutreffend, dass es sich bei der Prophetie um zukünftige Ereignisse handelt, die noch eintreten werden. Leider übersieht sie jedoch die an vielen Stellen im Alten und Neuen Testament deutlich hervortretende Verbindung zwischen dem neuen Jerusalem und der Gemeinde. Sie verkennt somit die Tatsache, dass sich die Vision nicht nur auf das geographische Jerusalem der Zukunft in Israel bezieht, sondern dass hier in apokalyptischer Sprache (besonderer Literaturstil mit Symbolbedeutung, siehe hierzu den Beginn unseres Textes) Dinge beschrieben werden, die sich zu gleicher Zeit global in Bezug auf die Gemeinde Christi (nämlich auf das geistliche Jerusalem des Neuen Testamentes) in der letzten Zeit bis zum Kommen des Herrn ereignen werden.

 

2. Möglichkeit: Geistliche Auslegung

Eine zweite Gruppe von Auslegern, repräsentiert vor allem durch die verschiedenen Strömungen des Postmillennialismus und des Puritanismus sowie zum Teil durch die Reformatoren, favorisiert eine geistliche Sicht des gesamten Kapitels. Sie geht davon aus, dass dieses Kapitel eine geistliche und symbolische Schilderung einer Situation ist, welche während des gesamten Gemeindezeitalters bis zum Kommen des Herrn ununterbrochen besteht. Um dies zu verdeutlichen, soll einer der großen Bibelkommentatoren der Kirchengeschichte zu Wort kommen, nämlich Matthew Henry. Auf den Seiten 1592-1593 seines Originalkommentars schreibt er folgendes (übersetzt aus dem Englischen):

„Diese Verse sind dunkel und schwer verständlich, jedoch geben verschiedene gute Ausleger dieses als die Bedeutung an: Gott wird sorgsam über Jerusalem (Anmerkung: Die Gemeinde des neuen Bundes nach Auslegung von Matthew Henry) wachen, auch dann wenn die Feinde es verwüsten: Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen, von wo aus er die vollständige Übersicht über die Stadt und den Tempel hat (Mk 13,3). Wenn der Schmelzer das Gold in den Ofen bringt, dann steht er dabei und sein Auge ruht darauf, damit es keinen Schaden erleidet; wenn also Jerusalem, das Gold Gottes, gereinigt werden muss, dann wird er die Übersicht darüber behalten. Er wird auf dem Ölberg stehen. Dies wurde buchstäblich erfüllt, als unser Herr Jesus oftmals auf diesem Berg war, besonders auch als er von dort aus in den Himmel auffuhr (Apg 1,12). Es war der letzte Ort, auf welchem seine Füße auf dieser Erde standen, der Ort von welchem er auffuhr. Die Trennwand zwischen Juden und Heiden wird weggenommen werden. Die Berge um Jerusalem – besonders dieser Berg – schlossen die Stadt ein, besonders dieser Berg stand denen im Weg, welche herannahten. Zwischen den Heiden und den Juden stand dieser Berg von Bether (Trennung). Aber bei der Zerstörung Jerusalems wird dieser Berg in der Mitte gespalten werden, und so wird der jüdische Wall niedergerissen, und die Heiden in die Gemeinde miteinbezogen, welche durch die Niederreißung dieser Zwischenwand der Trennung mit den Juden eins gemacht wurden (Eph 2,14). Wer bist du, O großer Berg? Und als ein großer Berg stand das Zeremonialgesetz der Bekehrung der Juden im Weg, und man hätte meinen können, dass niemand ihn überwinden könne; jedoch wurde er durch Christus und seinem Evangelium zur Ebene. Dieser Berg spaltet sich, dieser Hügel verschwindet, aber der Bund des Friedens kann nicht gebrochen werden; denn Friede wird noch immer den Fernen und den Nahen gepredigt.

Ein neuer und lebendiger Weg wird geöffnet werden zu dem neuen Jerusalem, um es zu sehen und hineinzukommen. Durch die Teilung des Berges zur Hälfte nach Norden und nach Süden wird ein großes Tal entstehen, das heißt ein breiter Weg der Kommunikation zwischen Jerusalem und der Heidenwelt, auf welchem die Nationen freien Zugang zum Jerusalem des Evangeliums haben werden, und auf welchem das Wort des Herrn ausgehend von Jerusalem frei zu den Nationen hinausgehen wird. So wird der Weg des Herrn bereitet werden, denn jeder Berg und jeder Hügel soll zur Ebene werden, und geebnete und liebliche Täler werden an ihre Stelle treten (Jes 40,4). Die gläubigen Juden werden kommen, sich mit den Nationen vereinigen und zusammen mit ihnen die Gemeinde bilden. Ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, in dieses geöffnete Tal zwischen den Hälften des Ölbergs, sie (die Juden) werden zusammen mit den Nationen in die Gemeinde eilen.

Das Tal der Berge ist die Gemeinde, zu welcher so viele von den Juden hinzugefügt werden wie gerettet werden sollen, welche in dieses Tal als ihrer Zuflucht geflohen sind. Das Tal der Berge wird bis Azel reichen, also zu dem Ort der Absonderung, das heißt bis zu der Gemeinschaft derer, welche Gott für sich selbst abgesondert hat (Anmerkung: Der Ort der Absonderung ist die Übersetzung des Wortes Azel aus dem Hebräischen; daher hat auch niemand bisher auf einer älteren oder neueren Landkarte den Ort Azel gefunden, denn es ist ein geistlicher Ort, welcher in der Geographie Israels nicht existiert) … Sie werden in das Tal der Berge fliehen zur Gemeinde unter der Androhung des sich nähernden Fluches des Gesetzes.

Sie werden fliehen vor dem kommenden Zorn, vor dem Bluträcher der sie verfolgt zu der Zufluchtsstadt der Gemeinde, oder wie Tauben zu ihren Schlägen, wie sie geflohen sind vor dem Erdbeben in den Tagen Ussias. Daher offenbart das Evangelium den Zorn vom Himmel, damit wir um unser Leben fliehen wie vor einem Erdbeben, so als ob der Boden unter uns versinken und wir keinen festen Stand finden würden, und dass wir deshalb zu Christus fliehen, bei welchem allein wir festen Stand und Geborgenheit haben.

Gott wird in seiner Herrlichkeit erscheinen, um das zu verwirklichen. Gott mein Herr wird kommen und alle Heiligen mit dir, welches sich beziehen könnte auf die Zerstörung Jerusalems oder seiner Feinde, oder auf sein Kommen zur Aufrichtung seines Königreichs … An jenem Tag wird es kein Licht geben … weder Tag noch Nacht … zur Abendzeit wird es Licht werden. Manche beziehen dies auf die gesamte Zeit von damals bis zur Ankunft des Messias; die jüdische Gemeinde hatte weder völligen Frieden noch ständige Bedrängnis, sondern einen wolkenreichen Tag, weder Regen noch Sonnenschein. Aber es kann auch allgemeiner angewendet werden, so dass es Gottes Methode zur Verwaltung seines Königreiches und seiner Vorsehung repräsentiert … So ist es auch mit der Gemeinde in dieser Welt. Wo die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist, da kann es nicht Nacht sein, und außerhalb des Himmels kann auch noch kein heller Tag sein. So ist es mit einzelnen Gläubigen: Sie sind nicht Finsternis, sondern Licht im Herrn, und da noch so viel an Irrtum und Verdorbenheit in ihnen verbleibt, ist es noch nicht heller Tag. So ist es mit den Vorsehungen Gottes für die Gemeinde: Die allgemeinen Umstände der Gemeinde sind weder extrem schlecht noch extrem gut. … Und zur Abendzeit wird es Licht werden, klares Licht und nicht mehr dunkel. … zur Abendzeit … wenn alles am schlimmsten ist und der Zustand der Gemeinde am beklagenswertesten. So wie den Feinden der Gemeinde die Sonne am Mittag untergeht, so geht sie der Gemeinde in der Nacht auf. Den Aufrichtigen geht ein Licht auf in der Finsternis (Ps 112,4). Die Rettung kommt, wenn die Anzahl der Ziegel verdoppelt wird und wenn Gottes Volk es aufgegeben hat, nach ihr Ausschau zu halten, und somit kommt sie als freudige Überraschung.“

 

3. Möglichkeit: Balance zwischen buchstäblicher und geistlicher Auslegung

Eine dritte Ansicht, welche in gewisser Weise die Balance zwischen den beiden ersten Auslegungen hält, wird vor allem von den Vertretern des sogenannten Amillennialismus oder schriftgemäßen Millennialismus (engl.: scriptural Millennialism) favorisiert. Sie besagt, dass Kapitel 14 im Kontext des Buches Sacharja in der ungebrochenen Kontinuität der Kapitel des gesamten dritten Teiles des Buches steht, und zwar sowohl in historischer als auch in geistlicher Hinsicht. In Kapitel 9 wurden Ereignisse in den Jahrhunderten nach der Wiederherstellung Jerusalems zu Sacharjas Zeit bis zum Kommen des Messias angesprochen, nämlich die Kriege Alexanders des Großen und die Kämpfe der Makkabäerzeit. Der weitere Handlungsgang führte über das Kommen und die Verwerfung des wahren Königs mit der darauf folgenden erneuten und diesmal völligen Zerstörung Jerusalems in Kapitel 11 bis zur Bekehrung derer, die auf den durchbohrten Heiland schauen, was Kapitel 12 entsprach und unser Zeitalter des Evangeliums umfasst. Kapitel 13 hat uns die Quelle der Reinigung und Vergebung während unseres Zeitalters gezeigt, sowie die Zerstreuung der Gläubigen aus dem irdischen Israel und aus allen Nationen über die ganze Erde, welche in der Bedrängnis bis zum Kommen des Herrn geprüft und gereinigt werden. Kapitel 14 bringt uns nun in die Drangsale der Gemeinde zur Zeit des Endes hinein, zeigt uns die Umstände der Wiederkunft des Herrn und die Verhältnisse nicht in einem darauf folgenden Tausendjährigen Reich, sondern im ewigen Zustand.

Wir finden hier einen erfolgreichen Angriff aller Nationen gegen die Stadt Gottes im Bild Jerusalems (Verse 1-2), die persönliche Erscheinung des Herrn zur Verteidigung seines Volkes (Verse 3-5), sowie die Ergebnisse dieser letzten Katastrophe mit der Aufrichtung des Reiches Gottes in Macht und Herrlichkeit (Verse 6-11). In Kapitel 13,9 wurden die Gläubigen zerstreut und in das Feuer der Reinigung gebracht. Hier sehen wir nun in den Versen 1-2, wie Gott diese Reinigung durch schreckliche Verfolgungen in der Welt zustande bringt. Zu allen Zeiten der Evangeliumsverkündigung gab es in verschiedenen Teilen der Welt immer wieder harte Verfolgungen der Gemeinde. Diese Verfolgungen werden sich zur Zeit des Endes so sehr steigern, dass Gottes neues Jerusalem (also die Gemeinde) symbolisch gesehen eingenommen und zur Hälfte zerstört wird. Die Verfolgungen werden global sein, denn alle Nationen der Erde werden sich gegen die Gemeinde Christi wenden. Möglicherweise wird es sogar ganz real so sein, dass die Hälfte aller Christen weltweit umkommen wird.

Dieses Bild ist in Harmonie mit den Aussagen der Offenbarung in Kapitel 11 und 20, denn Sacharja ist die Apokalypse des Alten Testamentes. Wir finden in der Offenbarung insbesondere in diesen Kapiteln, aber auch an anderen Stellen, eine feste Ordnung von drei Zeiten. Erstens das lange Zeitalter des Evangeliums, die 42 Monate oder tausend Jahre, die Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, die 1260 Tage (Off 11,2-3; 12,6+14; 13,5; 20,2-5). Zweitens eine sehr kurze Zeit von „dreieinhalb Tagen“, in welcher das Evangelium zum Schweigen gebracht ist und die zwei Zeugen tot auf der Straße liegen (Off 11,7-9; 13,7; 20,7-10). Drittens den Tag des Gerichts mit dem zweiten Kommen des Herrn (Off 11,11-12+16ff; 14,14ff; 20,11ff). Der Geist des Antichristen wird ganz am Ende global herrschen und die Christen mächtig unter Druck setzen. Während der ganz kurzen „dreieinhalb Tage“ nach dem Ende der „dreieinhalb Jahre“ wird er die Heiligen töten und das Zeugnis des Evangeliums für kurze Zeit weltweit zum Schweigen bringen (Off 11,7). Dieses Zeugnis der Offenbarung ist überaus stark, und es hat seine klare Entsprechung hier in unserem Kapitel.

Als Christen müssen wir uns umso mehr mit dem Gedanken einer unter Umständen auch uns betreffenden harten Verfolgung auseinandersetzen, je näher das Kommen des Herrn heranrückt. Sacharja beschreibt einen harten Angriff der Nationen zur Zeit des Endes. Dieser Angriff wird, wie das Bild unseres Kapitels verdeutlicht, auf allen Ebenen erfolgen: Sowohl ideologisch als auch geistlich, körperlich, wirtschaftlich, politisch, gesellschaftlich, juristisch und vielleicht sogar militärisch. Der Satan wird am Ende losgelassen werden und unter der Zulassung Gottes unsere Fluchtwege versperren. In dieser letzten Zeit wird es nicht ein goldenes Zeitalter geben, sondern die Christen werden weltweit mit dem Rücken zur Wand stehen.

Es wird andererseits nach Lk 17,26-30 auch so sein wie in den Tagen Noahs und Lots. Das bedeutet, dass die Welt – abgesehen von der Verfolgung der Christen, die man in den Medien ausblenden und im Bewusstsein der unbekehrten Menschen totschweigen wird – ihre ganz offen gottlose Betriebsamkeit nicht nur weiterführen, sondern sie noch erheblich steigern wird. Könnte es sein, liebe Geschwister, dass wir bereits am Beginn dieser Zeit stehen? Weltweit sterben so viele Christen wie niemals zuvor und zahllose werden vertrieben. Die Medien berichten über alles Mögliche, nur nicht darüber. Es scheint den Weltmächten mehr und mehr gleichgültig zu sein, wie viele Christen in allen Teilen der Welt unter Ausschluss der Öffentlichkeit ermordet werden.

Dem Herrn ist es jedoch nicht gleichgültig. Er zieht in Vers 3 aus zur Schlacht, so wie er es auch früher schon unter schier aussichtslosen Umständen getan und sein Volk errettet hat. Man kann hier etwa an den Auszug aus Ägypten nach der zehnten Plage denken, an die Teilung des Roten Meeres, an den Sieg Josaphats gegen die Ammoniter oder den Sieg Hiskias gegen die Assyrer. Das Volk Gottes war in allen diesen Situationen völlig an die Wand gedrängt und ohne Ausweg. Gott schaffte einen Ausweg durch ein Wunder, das niemand für möglich gehalten hätte. Er bewegte die Naturgewalten und bahnte seinem Volk mit eigener Hand einen Ausweg.

Hier in Sacharja 14 finden wir dieses Handeln Gottes in bildlicher Darstellung. Die Teilung des Ölbergs stellt in apokalyptischer Symbolsprache dar, dass der Herr durch sein völlig überraschendes Kommen am Ende dieses Zeitalters seinem ausweglos eingeschlossenen geistlichen Jerusalem auf dieser Erde einen nicht mehr für möglich gehaltenen Ausweg schaffen wird. Auf diesem Ausweg werden sie aus der Bedrängnis dieser Welt hinausrennen bis zu dem Ort der Absonderung, also bis nach „Azel“. Dieser Ort der Absonderung wird die direkte Gegenwart des Herrn sein, wenn er die Welt richten wird. Dieses Bild redet nach meiner persönlichen Ansicht von der weltweit sichtbaren Entrückung der Christen im Augenblick der Ankunft des Herrn mit Macht und Herrlichkeit. Sie werden aus dieser Welt hochgehoben und dem Gericht über alle Feinde entnommen. Auch in der Zeit von Pfingsten an bis heute hat der Herr unzähligen Christen Auswege aus schrecklichen Situationen geschenkt, aber am letzten Tag wird es global sein.

 

Mt 24,29-31: „Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden sich alle Geschlechter der Erde an die Brust schlagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Windrichtungen her, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.“

1Kor 10,13: „Es hat euch bisher nur menschliche Versuchung betroffen. Gott aber ist treu; er wird nicht zulassen, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern er wird zugleich mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen, sodass ihr sie ertragen könnt.“

1Thess 4,13-18: „Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten!“

2Thess 1,5-10: „Sie sind ein Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes, dass ihr des Reiches Gottes würdig geachtet werdet, für das ihr auch leidet; wie es denn gerecht ist vor Gott, dass er denen, die euch bedrängen, mit Bedrängnis vergilt, euch aber, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung üben wird an denen, die Gott nicht anerkennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorsam sind. Diese werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft, an jenem Tag, wenn Er kommen wird, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in denen, die glauben – denn unser Zeugnis hat bei euch Glauben gefunden.“

Off 11,17-18: „Wir danken dir, o Herr, Gott, du Allmächtiger, der du bist und der du warst und der du kommst, dass du deine große Macht an dich genommen und die Königsherrschaft angetreten hast! Und die Heidenvölker sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit, dass die Toten gerichtet werden und dass du deinen Knechten, den Propheten, den Lohn gibst, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und dass du die verdirbst, welche die Erde verderben!“

 

In Vers 6-7 sehen wir die Verfinsterung der Himmelskörper bei der Ankunft des Herrn an diesem einen Tag, entsprechend unserer eben zitierten Matthäusstelle. Die Verse 8-9 reden von dem Strom des Segens und von der Königsherrschaft des Herrn über die ganze Erde. Sie stehen geistlich in direkter Verbindung mit Hes 47,1-12 (Vorausschau des alttestamentlichen Propheten auf den Strom der geistlichen Segnungen des damals noch zukünftigen neuen Heiligtums, der Gemeinde), Joh 7,37-39 (unmittelbare Anwendung des Bildes aus dem Mund des Herrn auf die Gläubigen, die den Heiligen Geist empfangen würden) und Off 22,1-2 (endgültige und ewige Erfüllung auf der neuen Erde, entsprechend der direkten Bedeutung unseres Kapitels). Wir empfehlen dem/der interessierten Leser/in an dieser Stelle unseren Text: „Der Strom“. Vers 10 redet im symbolischen Bild einer Umgestaltung der Erdoberfläche Israels über die Erhöhung der Gemeinde Christi auf der neuen Erde. Das neue Jerusalem, der komplett fertiggestellte Tempel – dessen geistlich gesehen noch nicht ganz vollendeten Grundriss wir aus den Kapiteln Hesekiel 40-48 kennen – wird aus dem Himmel herab auf die neue Erde kommen und sie erfüllen auf ewig. Jerusalem wird sicher wohnen (Vers 11).

 

Zweiter Abschnitt: Verse 12-21

In diesem Abschnitt sehen wir das Gericht über die Nationen, über die Feinde, welche die Stadt Gottes, das neue Jerusalem, in dieser Welt vernichten wollen. Dieses endgültige Gericht kommt am gleichen Tag wie die Rettung der Gläubigen. Die unerbittliche Härte und Totalität dieses Gerichtes wird bildlich in verschiedenen Szenen dargestellt.

In Vers 12 sehen wir, wie die Leiber der Feinde verfaulen. Die Wurzel dieses Bildes liegt in tatsächlichen Ereignissen wie etwa der Plage über die 185.000 Assyrer vor den Toren Jerusalems, welche in einer einzigen Nacht starben. Sacharjas Zuhörer konnten es verstehen. Das Bild beschreibt das verwesende Fleisch der Feinde, während sie noch auf ihren Füßen stehen und illustriert somit die Plötzlichkeit und Vollständigkeit der Vernichtung. Besonders genannt werden zwei andere Dinge. Einmal die Augen der Feinde, welche gierig nach der Vernichtung der Stadt Gottes ausgeschaut hatten: sie werden verfaulen. Außerdem die Zungen, welche Gott und sein Volk gelästert hatten: auch sie werden verfaulen.

In Vers 13 sehen wir völlige Verwirrung, Panik und gegenseitiges Abschlachten der Feinde untereinander. Hier sehen wir in bildlicher Darstellung nicht nur den gewaltigen Schrecken der Verlorenen bei der für sie völlig unerwarteten Ankunft des Herrn, sondern auch eine geistliche Vorausschau auf den Hass der Verlorenen gegeneinander, welcher sich im Zustand der Hölle einmal in Ewigkeit völlig ungehemmt Bahn brechen wird. Die Hölle wird keine Party bei leicht erhöhter Raumtemperatur sein, sondern der Ort der ewigen Gottverlassenheit, an welchem die Verlorenen in äußerster Verzweiflung und Hass gegeneinander auf ewig sich selbst überlassen sein werden.

Vers 14 bringt zum Ausdruck, dass die Welt beim Kommen des Herrn vergehen wird, und dass den unbekehrten Sündern restlos alles genommen werden wird, was sie jemals besessen haben. Es wir ihnen nichts übrigbleiben. In Vers 15 werden sie auch ihrer Machtmittel, Waffen und Kommunikationsmittel beraubt, ausgedrückt im Bild der Reit-und Transporttiere. Es war schon in den Kriegen des Alten Testamentes oftmals so, dass den Verlierern restlos alles abgenommen wurde, ja dass bisweilen sogar ihre Frauen und Kinder umgebracht wurden. Auch dieses Bild erinnert uns somit an die Totalität dieses letzten Gerichtes, welches unser Kapitel abbildet. Die Gemeinde kann in unseren Tagen gläubig auf den Herrn harren. Sie soll nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern alles dem übergeben, der gerecht richtet. Bei seiner Ankunft wird der Herr in der neuen Welt seine Gläubigen reich für alle Verluste dieser Zeit entschädigen. Er wird weit mehr tun als wir jemals zu hoffen gewagt hätten.

In den Versen 16-19 muss wieder besonders beachtet werden, dass es sich um apokalyptische Literatur in Symbolen und Bildern handelt. Eine rein wörtliche Deutung wird daher der geistlichen Botschaft des Abschnittes nicht gerecht. Zum einen erscheint es heilsgeschichtlich undenkbar, dass der Herr am Ende des Zeitalters wiederkommt, um das mosaische Gesetz in Teilen wieder aufzurichten und damit in das Alte Testament zurückzufallen. Zum anderen zeigt die Parallelität zu Off 22 an, dass Sacharja hier über die Zustände redet, welche vor und nach der Wiederkunft Christi in seiner ewigen Stadt herrschen werden. Diese letzten Verse des Buches dienen nicht dazu, tatsächliche Ereignisse in diesem letzten und ewigen Zustand zu beschreiben, sondern vielmehr dazu, in symbolischen Bildern die Absolutheit der Herrschaft des Herrn und die Vollkommenheit der Anbetung zu beschreiben, welche er in schwacher Form schon heute in seiner Gemeinde bekommt und welche er in Vollkommenheit im ewigen Zustand empfangen wird. Sacharja ist der letzte große Prophet des Alten Testamentes, sein Buch fasst gewissermaßen die Prophetien seiner Vorgänger noch einmal abschließend zusammen. Daher greift er auch in diesen letzten Versen auf Bilder zurück, die in früheren Büchern der Schrift vorkommen.

Vers 16 redet von den Überlebenden aus den Nationen, welche gegen Jerusalem herangezogen sind. Das können nicht die kämpfenden Heere der Feinde selbst sein, denn von diesen wird kein einziger den Tag des Herrn überleben. Es sind vielmehr diejenigen, welche aus diesen feindlichen Nationen heraus errettet wurden und deshalb am Tag des Herrn verschont geblieben sind. Es sind die Gläubigen des Gemeindezeitalters aus den Nationen, die nun mit dem Herrn auf der neuen Erde wohnen. Sie werden alle Jahre, das ist bildlich gesprochen für immer und ewig, das Laubhüttenfest in Jerusalem feiern. Dieses Fest symbolisiert im neutestamentlichen Sinn die ewige Gemeinschaft Gottes mit seinem Volk: „Siehe die Hütte Gottes bei den Menschen (Off 21,3)!“[3]

Das Bild des fehlenden Regens in Vers 17 geht auf alttestamentliche Ereignisse zurück. Wir denken an die Trockenheit zur Zeit Elias. Vers 18 geht zurück auf die Zeit der Plagen über Ägypten und erinnert daran, dass Gott dieses Volk nicht durch Mangel an Regen gezüchtigt hat, denn das hätte sie wenig interessiert, weil sie ja das Wasser des Nils hatten. Sie glaubten sich nicht abhängig vom Regen Gottes, und deshalb glaubten sie auch nicht an ihn selbst. Gott wandte deshalb ein anders Mittel an, um den Willen der Ägypter zu brechen.

Sacharja ruft hier gewissermaßen seinen Vorgängern, den Propheten, seine abschließende Botschaft zu. „Elia, du hast den Regen für drei Jahre zurückgehalten, und sie haben doch nicht Buße getan. Es wird aber der Tag kommen, an dem deine Hoffnung erfüllt sein wird und die Herrschaft des Herrn vollendet sein wird. Sie werden nie mehr Regen bekommen. Heute lässt Gott es noch regnen auf Gerechte und Ungerechte, dann aber in Ewigkeit nicht mehr. Und du, Mose, die Plagen in deiner Zeit haben den gottlosen Willen des Pharaos nicht gebrochen. Es wird aber der Tag kommen, dass sich unter den Plagen der letzten Gerichte jedes Knie beugen wird und jede Zunge den Herrn bekennen wird. Der Herr wird einmal angebetet werden, und man wird ihm gehorchen.“

Die hier von Sacharja beschriebenen Dinge begannen in geistlicher Hinsicht bereits nach der Gründung der neutestamentlichen Gemeinde. Die Gläubigen beteten den Herrn an, blieben in seiner Gemeinschaft und empfingen den geistlichen Segen, den Regen Gottes vom Himmel. Die Feinde des Volkes Gottes mussten früher oder später die Erfahrung machen, über welche Sacharja hier symbolisch redet. Denken wir hierbei auch an Psalm 2, wo Gott die Nationen und ihre Fürsten warnt. Der Herr Jesus Christus wird die Nationen regieren mit eisernem Zepter, und er wird sie einmal endgültig richten, wenn sie nicht auf dem Weg zu diesem Gerichtstag zu ihm umkehren. Dies gilt auch für unsere Zeit. Heute ist es auch so, dass diejenigen keinen wirklich dauerhaften Segen zu erwarten haben, die sich dem Glauben an das Evangelium und der Gemeinschaft mit dem Herrn verweigern, und dass diejenigen die den Herrn lästern anstatt ihn anzubeten, mit dem Gerichtshandeln Gottes zu rechnen haben. Eines Tages werden die Plagen Gottes sie treffen. Wir finden diese Dinge in der Offenbarung im Bild der Siegel, der Posaunen und der Schalen.

Wir kommen nun zu den beiden letzten Versen. Sie beschreiben die vollständige Heiligkeit der neuen Schöpfung. Im Alten Testament trug der Hohepriester ein Stirnband mit der Aufschrift: „Heilig dem Herrn“. In unseren beiden Versen wird ein Zustand beschrieben, in welchem die Pferde und alle Gebrauchsgegenstände des Alltags, bildlich dargestellt in den Töpfen, diese Aufschrift tragen werden. Gottes neue und ewige Stadt, seine Gemeinde, wird bis in den letzten Winkel vollständig von seiner Heiligkeit durchdrungen sein. Vergleichen sie hiermit auch das Ende des Buches Jesaja, den letzten Vers des Buches Hesekiel sowie Off 21,9-22,5. In dieser Stadt wird es keinen Kanaaniter mehr geben, also in der Bildersprache der Schrift keinen betrügerischen Händler mehr. Wir dürfen als Christen heute bereits damit beginnen, in der Kraft Gottes (und nicht in unserer eigenen Kraft) diese Heiligkeit in unserem Leben mehr und mehr zu verwirklichen. Wenn der Herr kommt, wird alles vollkommen sein.

 

 

Eine kleine Auswahl von Literatur zum Thema

Die Bibel, Version Schlachter 2000. Genfer Bibelgesellschaft, 2003.

Matthew Henry´s Commentary on the Whole Bible, Complete and Unabridged. Hendrickson Publishers, 2002.

Elizabeth Achtemeier: Nahum-Malachi. Atlanta: John Knox, 1986.

H.C. Leupold: Exposition of Zechariah. Grand Rapids, Baker, 1981.

Richard D. Phillips: Zechariah. Reformed Expository Commentary, 2007.

John Bunyan: Pilgrims Progress. Nashville, Thomas Nelson, 1999.

T.V. Moore: Haggai, Zechariah and Malachi. Edinburgh, Banner of Truth, 1979.

Thomas E. McComiskey: The Minor Prophets. An Exegetical and Expository Commentary. Grand Rapids Baker, 1998.

John Calvin: The Minor Prophets.

 

[1] Siehe hierzu auch unseren Text: „Esra, Nehemia und Esther in der Chronologie“.

[2] Siehe hierzu auch unseren Text: „Die verfallene Hütte Davids ist aufgerichtet“.

[3] Wenn Sie dieses Thema näher interessiert, dann lesen Sie auch unseren Text über die Feste des Herrn und darin insbesondere den Abschnitt über das Laubhüttenfest.

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